0195 - Der Sturz des Sterndiktators
kennen. Sie läßt sich nur am Schloß selbst erkennen. Da aber das Schloß an Bassas Tür nachweislich niemals ausgebaut wurde, gibt es nur die Möglichkeit, daß der Unbekannte die eine unter zehn hoch zehn Möglichkeiten an Ort und Stelle ermittelt hat. Das bedeutet weiterhin, daß er ein Gerät besitzt, das unseren Spezialisten unbekannt ist." Iratio Hondro räusperte sich. „Kannst du das näher erklären?" fragte er zweifelnd. „Ja, natürlich." Jerk sah auf und bedachte den Obmann mit einem nachsichtigen Lächeln, „Ich weiß allerdings nicht, ob du das alles verstehen wirst. Also, jede elektronische Verriegelung basiert auf vierzehn Impulsserien. Diese vierzehn Impulsserien können auf nahezu neunzig Milliarden verschiedene Arten zueinander angeordnet werden. Ein Instrument, das den Kode einer solchen Verriegelung ermitteln soll, muß also zunächst in der Lage sein, jeden einzelnen der vierzehn Impulse auszustrahlen.
Das allein ist nicht so schwierig. Die Impulsformen sind jedermann bekannt. Danach aber kommt das Problem. Das Instrument muß alle neunzig Milliarden Impulskombinationen ausstrahlen, um festzustellen, auf welche die Verriegelung positiv reagiert. Und nicht nur das ... die ganze Sache muß sich innerhalb von zwei Minuten abwickeln, denn macht sich jemand länger als zwei Minuten am Schloß zu schaffen, bekommt die Zentrale automatisch Alarm." Jerk schob die Papiere wieder in die Mappe. „Kannst du dir jetzt vorstellen, was das für ein Gerät sein muß?"
Iratio sah vor sich hin auf die Tischplatte. „Die zentrale Positronik auf Plophos", fuhr Jerk unbarmherzig fort, „brächte so etwas natürlich mit Leichtigkeit fertig. Aber soweit wir wissen, hat niemand die Positronik abmontiert und in Bassas Appartementhaus geschleppt. Es wurde dort überhaupt niemand registriert, der irgend etwas verdächtig Großes eingeschleppt hätte. Das Instrument, das das Schloß abtastete, muß also so klein gewesen sein, daß es in eine Hosentasche paßte." Jerk setzte die Mappe behutsam auf den Boden und klatschte sich theatralisch auf die Schenkel. „Und das, mein Freund, ist etwas, was nur die Terraner mit Hilfe der siganesischen Mikrotechnik fertigbringen."
Der Obmann schwieg. In dem geräumigen Zimmer brannte kein Licht. Die Abenddämmerung kam, und Jerk sah Iratio nur noch als schwarzen Schatten gegen das graue Viereck des Fensters.
„Das ist deine neue Aufgabe", sagte der Obmann schließlich. Der Bericht hatte Eindruck auf ihn gemacht, das merkte Jerk an seiner Stimme. „Herauszufinden, wer Rhodans Agenten sind und wo sie sich aufhalten. Die Sache drangt, das weißt du. Je länger sie auf Plophosihr Unwesen treiben, desto größer ist der Schaden, den sie anrichten können."
„Mhm", machte Jerk. „Das ist klar."
Im übrigen blieb er reglos in seinem Sessel sitzen.
„Du hast nicht vielleicht noch so eine Hiobsbotschaft?" fragte Iratio mit einem leichten Anflug von Panik in der Stimme.
Jerk lachte halblaut. „Nichts so Schlimmes mehr", beruhigte er sein Gegenüber. „Nur eine interessante Beobachtung." Iratio seufzte. „Laß hören!" Jerk Hansom setzte sich zurecht, als bereitete er sich auf eine längere Erzählung vor.
„Wie du weißt", fing er an, „hat jeder normale Mensch eine normale Anzahl von Bekannten, mit denen er pro Monat eine normale Anzahl von Visiphongesprächen führt. Die Zahlen sind recht gut bekannt. Jeder Bekannte eines normalen Menschen hat von diesem pro Monat etwa drei Anrufe zu erwarten. Bitte, rede mir nicht drein. Das ist Statistik, und die Statistik mittelt zwischen guten und weniger guten Bekannten." Iratio hatte tatsächlich einen Einwurf auf der Zunge gehabt, aber jetzt schwieg er. „Wie du weißt", fuhr Jerk fort, „überwache ich regelmäßig die Anschlüsse der höchsten Beamten dieses Landes. Ich habe keine Vollmacht, die Gespräche abzuhören, und wahrscheinlich würde mir das ohnehin nicht viel einbringen. Aber ich kann feststellen, wann und mit wem gesprochen wird. Das habe ich getan, und dabei ist mir etwas Merkwürdiges aufgefallen." Er machte eine kleine Pause und zündete sich wieder eine Zigarette an. „Es gibt da drei Leute, die mit zweien - aus dem Kreise ihrer Bekannten eine außerordentlich hohe Zahl von Gesprächen führen. Natürlich kommt so etwas öfter vor. Mancher hat einen besonders guten Freund und wird seines Lebens nicht froh, wenn er sich täglich nicht mindestens einmal mit ihm unterhält. Aber hier verhält sich die Sache
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