0195 - Die Modegangster von New York
Office. Zum Schlafen hatte ich immer noch Zeit.
Phil war noch nicht da, aber auf meinem Schriebtisch lag der Bericht eines Mannes namens - Sam Straaten, des Vertrauensmannes, der die Nacht zusammen mit Jack Drake in der Zelle verbracht hatte.
Der kurze Sinn des langen Schriebs war, dass Jack Drake überaus redselig gewesen war, sich aber in dem Moment ausschwieg, in dem sein Zellengenosse auf das zu sprechen kann, was den Gangster ins Gefängnis gebracht hatte.
Ich ließ mir die Akte mit den Aussagen der verschiedenen Zeugen schicken und studierte vor allem das Protokoll von Carleys Aussage.
Ich fand darin nicht die geringste Unstimmigkeit. Wenn der Kerl wirklich gelogen hatte, und ich war immer noch überzeugt davon, so war er ein Meister der Verstellung.
Um halb elf erschien Mr. Ned Thompson. Lieutenant Bob Second vom Raubdezernat der City Police hatte ihn an uns verwiesen. Der Fall fiel unter unsere Kompetenz, weil Drake seine Verbrechen in mehreren Staaten begangen hatte.
Ich rief meinen Kollegen John Watts, der die Sache bearbeitete, und beschränkte mich aufs Zuhören. Der Anwalt, übrigens einer der besten und teuersten der Stadt, saß zuerst auf einem sehr hohen Ross, aber im Laufe der Unterhaltung kletterte er herunter und wurde klein und hässlich.
Ein bewaffneter Raubüberfall in Cincinatti, bei dem der Überfallene nur mit knapper Not mit dem Leben davonkam, konnte Jack an Hand von Fingerabdrücken einwandfrei nachgewiesen werden. Ein zweiter in Salt Lake City kam unserer Überzeugung nach, ebenfalls auf sein Konto, und es würde dem Staatsanwalt ohne Zweifel gelingen, ihn zu überführen, sobald die Augenzeugen hierhergekommen waren.
Es gab noch eine dritte Sache, die aber noch nicht spruchreif war und von der wir dem Anwalt darum gar nichts erzählten. Jack Drake stand in dringendem Verdacht, in Milwaukee den Versuch gemacht zu haben, ein junges Mädchen zu entführen.
Das Mädchen lag noch mit einem schweren Nervenschock im Krankenhaus, aber sie war imstande gewesen, eine eingehende Beschreibung zu geben und hatte Drake auf einer Fotografie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als den Täter bezeichnet. Es fehlte nur noch die Gegenüberstellung als letztes Glied in der Beweiskette, und diese konnte erst stattfinden, wenn die Ärzte ihre Erlaubnis gaben.
Mr. Thompson zog ziemlich kleinlaut ab, um sich mit seinem Klienten zu besprechen. Ich telefonierte mit Lieutenant Crosswing.
»Wir konnten den einen der beiden Toten aus dem Mercury inzwischen identifizieren, und zwar an Hand seiner Zähne. Wir haben den Zahnarzt aufgeschrieben, der die Plomben und die Brücke, die er trug, gemacht hat. Es ist Arthur Corby, und er hörte auf den Spitznamen der ›schöne Arthur‹. Er gehörte der Hells-Kitchen-Gang an. Übrigens derselben wie der flüchtige Harry Feld, der des Mordes an Mrs. Doctus, Blanche Santous Wirtin, dringend verdächtig ist.
Auch den Mercury haben wir auf Grund der in den Motor eingeschlagenen Nummer festgestellt. Leider ist er bereits durch vier Hände gegangen. Sein letzter Besitzer, ein Tischlermeister in Brooklyn, erklärte vollkommen glaubwürdig, er habe ihn an einen Mann mit dem seltenen Namen John Miller unter der Hand verkauft und es dem Käufer überlassen, die Papiere umschreiben zu lassen. Es gibt siebenunddreißig Kraftwagenbesitzer mit dem Namen John Miller, aber keiner fährt oder fuhr in den letzten Jahren einen Mercury.«
»Konnte der Mann den Käufer beschreiben?«
»Ja, aber die Beschreibung ist derartig, dass man sie nicht verwenden kann.«
»Wie ist es mit der Maschinenpistole?«
»Hoffnungslos. Es ist eine von denen, die unsere so tüchtige Heeresverwaltung nach dem Krieg als Schrott verkauft hat, nachdem man ein paar Schrauben entfernt hatte. Diese Schrauben wurden ebenfalls verkauft, und so war es eine Kleinigkeit, die Waffen wieder verwendungsfähig zu machen. Teils sind sie heute in China, teils in Indonesien, und einige davon sind im Land geblieben.«
»Der übliche Blödsinn«, kommentierte ich. »Wenn Sie noch irgendetwas von Belang erfahren, so sagen Sie uns das bitte.«
»Sie können sich darauf verlassen, Jerry.«
***
Also gehörten die Mörder der Mrs. Doctus und die von Pat Slong derselben Gang an. Die Hells-Kitchen-Gang bestand schon zur Zeit der Prohibition, und noch niemand hatte es fertig bekommen, sie auszurotten. Sie war heute noch da, wenn wir auch nicht wussten, wo die Bande ihr Heim aufgeschlagen hatte.
Wie immer in
Weitere Kostenlose Bücher