0195 - Eine schaurige Warnung
streifte die Hütte.
Steckte sein Feind vielleicht dort?
Der Nebel war dicht. Und er machte auch Abrakim zu schaffen.
Um sehen zu können, mußte er näher an die Hütte heran. Wenn sich jemand in ihrem Innern herumtrieb, dann mußte diese Person Licht machen, um sich orientieren zu können.
Vor seiner Hütte blieb er stehen. Abrakim schloß nie ab, deshalb konnte er jetzt nicht an der Tür erkennen, ob nun jemand hineingegangen war oder nicht.
Er sah auch kein Licht, als er sein Auge gegen einen Spalt preßte.
Doch er spürte, daß jemand in der Nähe war. Er, der selbst kein Mensch war, merkte genau, wann sich Menschen in seinem Umkreis befanden.
Wie hier.
Da steckte einer in der Hütte oder vielleicht sogar schon im Stollen?
Jedes Ding hat zwei Seiten. So auch die Hütte. Abrakim hatte dafür gesorgt, daß er sie nicht nur von vorn betreten konnte, sondern er hatte auch eine Sicherung eingebaut, über die nur er Bescheid wußte. Der andere würde sich wundern.
Der zwergenhafte Untote hielt sich nicht länger vor der Hütte auf, sondern schlich um sie herum. Er drückte sich an der Seitenwand entlang, dann mußte er schon klettern, denn die Hütte war mit der Rückwand gegen den Hang des Hügels gebaut worden. Und in den Hügel führte auch der geheimnisvolle Stollen.
Geschickt und wendig kletterte Abrakim auf das Hüttendach.
Niemand sollte seine Anwesenheit bemerken, deshalb hütete er sich auch, zu laut aufzutreten. Katzenhaft gewandt und geschmeidig bewegte er sich voran.
Die Holzbalken auf dem Dach waren naß. Die Feuchtigkeit hatte sie zu regelrechten kleinen Schlidderbahnen gemacht. Abrakim kannte das Spiel. Er hielt sein Gleichgewicht gut, und schon wenig später hatte er das Dach verlassen und lief dorthin, wo sich der Stollen unter ihm befand. Hier bedeckten Gras und Laub die Decke.
An einer bestimmten Stelle blieb Abrakim stehen. Jetzt hatte er punktgenau sein Ziel erreicht.
Diabolisch war das Lächeln, das seine Mundwinkel umspielte.
Nun würde er es dem anderen zeigen. Er ging auf die Knie nieder, und seine Hände fanden das, was er gesucht hatte.
Eine Schlinge.
Die rechte Hand krallte er darum. Seine Augen leuchteten. Wer sich jetzt unter ihm befand, der würde sich wundern, falls er überhaupt noch dazu kam…
***
Suko war froh, daß er die Taschenlampe besaß, denn im Stollen war es absolut finster.
Der Chinese spürte die unheimliche Atmosphäre, die hier herrschte. Er war ein sensibler Mensch und hatte es im Laufe der Zeit gelernt, Strömungen zu identifizieren.
Hier war es soweit.
Schwarze Magie lauerte.
Schritt für Schritt drang Suko in den Stollen ein. Unter seinen Füßen knirschte der Dreck. An einigen Stellen waren die Wände und die Decke abgestützt, damit der Stollen nicht einbrach. Die Luft war schlecht. Sie schmeckte verbraucht und modrig. Von Abrakim jedoch sah Suko keine Spur.
Wahrscheinlich hielt sich der Initiator des Ganzen überhaupt nicht in der Behausung auf.
Trotzdem dachte der Chinese nicht an Rückkehr. Er wollte die Hütte zuerst einmal untersuchen. Vielleicht fand er irgendwelche Hinweise auf Abrakim.
Der Lichtstrahl tanzte im Rhythmus seiner Bewegungen. Er glitt über die Seitenwände des Stollens, berührte mal die Decke und wurde zu einem großen Kreis, als er auf ein Hindernis traf. Für Suko ein Zeichen, daß er das Ende des Ganges erreicht hatte.
Dieser Stollen mündete in ein Verlies. Und dort ging es auch nicht mehr weiter.
Als Suko näher kam, sah er zuerst die Badewanne, in der die blaugrüne Flüssigkeit schwappte. Er leuchtete weiter und entdeckte einige Drähte am Boden. Sie waren nicht entwirrt worden und bildeten ein regelrechtes Knäuel.
Suko nahm an, daß mit diesen Drähten jemand gefesselt worden war.
Einen Menschen sah er nicht. Weder einen Gefangenen noch diesen geheimnisvollen Abrakim.
Suko spürte und wußte, daß hier etwas Schreckliches stattgefunden hatte. Hier mußte sich praktisch das magische Zentrum des Abrakim befinden.
Er sah allerdings keine für Beschwörungen wichtigen Details. Es gab keine Kerzen, keine geheimnisvollen Essenzen oder irgendwelche Pulver. Nur eben diese Wanne mit der Suko unbekannten Flüssigkeit.
Der Chinese hütete sich, die Flüssigkeit zu prüfen. Er steckte keinen Finger hinein, denn er überlegte scharf und ahnte mittlerweile auch Zusammenhänge.
Man hatte in diesem Wald Skelette gefunden, und jeder hatte sich gefragt, wie es wohl gekommen war, daß sich Haut und Fleisch so glatt
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