02 - Aus Liebe zu meiner Tochter
Kompliment: »Wer Sie kennenlernt und dann Ihre Rolle übernimmt, müßte eigentlich sehr echt wirken: als Mensch wie du und ich, mit dem sich jeder identifizieren kann.«
Für die Hauptrolle hatte ich sofort an Sally Field gedacht. Ich fand sie in den Filmen, in denen ich sie gesehen hatte, bewegend und glaubwürdig. Wie sich herausstellte, war Sally für die Rolle perfekt geeignet. Zwar sprach sie sich nicht mit mir ab, was die Charakterisierung betraf, aber ich hatte das Gefühl, daß das Drehbuch, an dem ich mit Brian Gilbert gearbeitet hatte, uns verband. Es war faszinierend für mich, am Ende eines jeden Tages die Muster anzuschauen und dabei Sallys Augen zu beobachten: Sie drückten genau aus, was ich damals gefühlt hatte. Besonders verblüfft war ich von der aufschlußreichen Szene, in der ich Moody sage, ich wolle für uns ein Leben im Iran aufbauen -eine List, die Mahtab und mir Zeit und Raum geben sollte, unsere Flucht zu organisieren. Als Sally bei dieser falschen Versöhnung die Arme um Alfred Molina schlang, der Moo-dys Rolle spielte, konzentrierte sich die Kamera auf ihre Augen, und es wurde deutlich, daß sie nicht meinte, was sie sagte, und daß ihre Zuneigung nur gespielt war.
An meinem ersten Tag am Drehort beeindruckte Sally mich sehr: Als wir in die Pause gingen, damit die Crew eine neue Szene aufbauen konnte, bückte sie sich, hob einen herumliegenden Plastikbecher auf und warf ihn in eine Mülltonne. Das war eine erfrischend natürliche Geste für einen Filmstar. Zwischen den Szenen fertigte sie perfekte Stickereien an.
Von dem Augenblick an, in dem Mahtab und ich aus dem
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Flugzeug stiegen, genossen wir die ungeteilte Aufmerksamkeit der Uflands. In ihrer Limousine fuhren wir jeden Tag zum Drehort und wieder zurück. Wir aßen zusammen zu Mittag und wurden jeden Abend zum Abendessen eingeladen. Harry und Mahtab schwatzten dauernd über Mahtabs geliebte Detroit »Pistons«, eine Basketballmannschaft, die sich gerade für das Endspiel der Meisterschaft qualifiziert hatte. Zu Mahtabs Freude stand Harry selbst dann auf der Seite der »Pistons«, als sie gegen die »Lakers« aus seiner Heimatstadt Los Angeles spielten. Die Freundschaft zwischen mir und den Filmproduzenten wurde im Lauf der Zeit immer tiefer.
Sie waren mitfühlende und fürsorgliche Menschen, und wir blieben noch lange nach Ende der Dreharbeiten in Verbindung.
Nach ungefähr einer Woche erklärten die Uflands, die Fluchtszene müsse gestrichen werden. Sie hatten erwartet, daß in den Bergen bei Elat im Süden Israels Schnee liegen würde, aber ein schneeloser Winter hatte ihre Pläne durchkreuzt. Ohne Schnee, meinten die Produzenten, würde die Szene an Dramatik verlieren. Sie ganz zu streichen sei am einfachsten und billigsten. Alan Laddir., der Direktor von MGM/Pathe, war aus Sicherheitsgründen von Anfang an gegen eine Schneeszene gewesen.
Brian meinte dagegen, die Flucht sei für die Geschichte sehr wichtig, und schlug vor, die Szene in Spanien zu drehen, wo Schnee lag. Aber den Uflands war das zu extravagant und zeitraubend. Das Filmteam aus Atlanta stand bereit, die amerikanischen Szenen zu drehen; es blieb einfach keine Zeit mehr, an einen anderen Drehort zu wechseln.
Sally war noch enttäuschter als Brian und drohte sogar damit abzureisen. Um ein Unheil abzuwenden, schlug Harry einen Kompromiß vor: Die Fluchtszene solle wieder in den Film aufgenommen, aber in Israel gedreht werden -ohne Schnee. Sally stimmte zu und blieb. Brian schrieb das 318
prehbuch rasch um. Jetzt kämpfte ich nicht gegen die Kälte, sondern gegen die Hitze. Die Dreharbeiten gingen weiter.
Als wir in Teheran gefangengehalten wurden, hatte ich vor Gott ein Gelöbnis abgelegt, ein Nasr. Das ist ein unter Iranern sehr verbreiteter Brauch. Mehdi, der Sohn von Moo-dys Neffen Reza, kam mit mißgebildeten Füßen auf die Welt. Er wurde operiert und mußte spezielle Schuhe und Schienen tragen. Seine Eltern legten ein Gelöbnis ab, daß sie nach Mashad pilgern würden, wenn Mehdi gehen könnte. Ich hatte gelobt, mit Mahtab nach Jerusalem zu reisen und dort den Wegen Jesu zu folgen, wenn wir aus dem Iran fliehen könnten.
Während meines Besuches bei den Dreharbeiten stellten uns die Uflands einen Wagen mit Chauffeur zur Verfügung. Mahtab arbeitete zwar fast jeden Tag am Drehort, aber wir machten trotzdem ein paar kürzere Ausflüge. Zuerst fuhren wir nach Jericho, Massada und ans Tote Meer. Mony Rae, die Schauspielerin, die im Film Moodys
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