02 - Beiss mich, wenn du kannst
kleines Regal voll mit Hämmern, Schraubenziehern und diverse mit Nägeln gefüllte Kaffeedosen.
Ich starrte ihn an. „Du hast gesagt, du bringst mich zu einem Eisenwarenladen."
„Ich sagte, zu einem Laden. Du hast nur angenommen, dass es sich um einen Eisenwarenladen handelt, weil ich sagte, es wäre fast so gut wie Obi."
„Schon wieder eine Lüge."
„Hey, hier oben ist das Obi."
„Das ist ein Altersheim." Ich zeigte auf die beiden Männer, die in der Nähe des Eingangs saßen und Dame spielten. „Ich brauche Alpha-Männer. Keine alten Männer."
„Wir können auf der Stelle wieder zur Hütte zurückgehen."
25
Andererseits hatte ich noch nie viel für Vorurteile übrig gehabt. Ich warf Ty einen finsteren Blick zu, wandte mich zu den beiden Männern um und ging auf sie zu.
Sicher, sie waren alt. Aber je älter, desto weiser. Vermutlich kannten sie jeden hier in ihrer Stadt und wussten, was los war.
„Ich suche Alpha-Männer."
„Ich kenn keinen Alfred Mann", antwortete der eine der beiden. Er trug eine Brille, sein Kopf glänzte so hell wie das goldene Fünf-Cent-Stück, das auf dem Tisch neben seiner Dame lag.
„Sie hat Alpha-Männer gesagt, Ernest", brüllte der andere Mann aus vollem Hals. „Nicht Alfred Mann."
„Einen Alphie Lynn kenn ich auch nicht." Ernest schüttelte den Kopf. „Du weißt doch genauso gut wie ich, dass es hier in der Gegend weit und breit keinen Alphie Lynn gibt, Morty. Schließlich lebst du hier schon länger als ich."
Ernest winkte mir mit einem arthritischen Finger zu. „Gleich hier die Straße hoch, geboren und aufgewachsen."
„Das ist schön."
Ernest runzelte die Stirn. „Wir haben hier leider keinen Föhn, kleine Lady.
Das wird nicht so oft verlangt."
„Er ist ein bisschen schwerhörig", vertraute Morty mir an. Der alte Mann hatte volles weißes Haar und einen buschigen Schnurrbart. Der Schnurrbart wackelte, als er an seiner Pfeife zog, bevor er seine Brille zurechtrückte, um mich mal ganz genau in Augenschein zu nehmen.
Ich lächelte, und er runzelte die Stirn.
Das ist nämlich so. Dieser spezielle Vampir-Magnetismus funktioniert beim anderen Geschlecht, vorausgesetzt, sie haben sich noch einen letzten Best von Saft und Kraft erhalten. Offensichtlich war Morty aber ausgetrocknet.
Als sich unsere Blicke trafen, wurde mir auch klar, wieso. Er hatte nicht nur diverse Schlachten im Zweiten Weltkrieg gewonnen, sondern kürzlich erst einen lebensgefährlichen Kampf gegen Prostata-Krebs ausgetragen. Inzwischen war er wieder so gesund wie ein Fisch im Wasser und stolz darauf, aber doch ein bisschen einsam. Wenn er auch keine Frau wollte, um seine liebe, verstorbene Rosie zu ersetzen, so hätte er doch gern ein bisschen Gesellschaft gehabt, wenn er sich abends vor dem Fernseher seine Gameshows ansah. Und manchmal eine Seifenoper, auch wenn er das niemals zugeben würde, am allerwenigsten gegenüber den anderen Kriegs Veteranen, mit denen er sich regelmäßig traf.
Ernest hatte im selben Krieg gekämpft. Auch er war Witwer, sowie stolzer Großvater von vierzehn Enkelkindern und drei Urenkeln. Leider wohnte keines von ihnen in der Nähe, und so verbrachte er den größten Teil seiner Zeit damit, Dame zu spielen, Vogelhäuschen zu bauen und seinem Schwager Morty im Laden zu helfen.
Ich wandte mich wieder an Morty. „Netten Laden haben Sie hier."
„Danke, kleine Lady. Womit kann ich Ihnen denn dienen? Möchten Sie frisches Obst? Wir haben das allerbeste."
Ich beäugte die Kisten voller Äpfel und Pfirsiche, die an der gegenüberliegenden Wand standen.
„Das klingt wirklich köstlich, aber eigentlich habe ich mich gefragt, ob Sie mir bei einem eher touristischen Dilemma helfen könnten."
„Wir fuhren diese Schickimicki-Drinks hier oben nicht", sagte Ernest, während er seine Dame über das Brett manövrierte. „Da müssen Sie schon runter zum Highway bis zu Mitchells Texaco-Tankstelle fahren, wenn Sie so was wollen."
„Das ist kein Drink", schrie Morty. „Sie meint ein Dilemma. Ein Problem. Weil sie eine Touristin ist."
„Is mir doch egal, und wenn sie Italienerin ist. Wir haben solches Zeug hier nicht."
„Tauber alter Ziegenbock." Morty winkte ab. „Was für ein Dilemma haben Sie denn, mein Mädchen?"
„Ich habe mich gefragt, ob es hier in der Nähe wohl einen Club oder so was Ähnliches gibt, wo viele Männer zusammenkommen. Alleinstehende Männer, meine ich."
Er paffte seine Pfeife und schien zu überlegen. „Es gibt den Club der
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