02 - Die Gefangene des Wikingers
die Tore hinaus und zu den Klippen. Rhiannon hatte Tränen in den Augen. Sie bemerkte kaum, in welche Richtung sie ritten.
Aber Mergwin, der gerade aus dem Wald trat, bemerkte es. Er ballte die. Fäuste und schloss fest die Augen, dann lief er zu, den Ställen. Er ignorierte das schmerzhafte Rasen seines Herzens, er sprang auf den nackten Rücken eines Pferdes. Er ignorierte auch die besorgten Rufe von Patrick und den Stallburschen, als er hinter den Reitern hergaloppierte.
Sie waren schon weit vom Haus entfernt, waren gerade dabei, in den Wald. zu reiten. Mergwin ritt so schnell er konnte hinter ihnen her und erreichte sie, als sie gerade auf einen schattigen Pfad einbogen.
»Rhiannon!« rief er ihr zu.
Sie zügelte ihr Pferd. »Warum hält der alte Narr uns auf?« fragte William aufgebracht.
»Wir müssen auf ihn warten!« beharrte Rhiannon. Sie wendete sich zurück. »Mergwin! Eric ist verletzt worden!« rief sie ihm zu. »Ich muss ihn so schnell wie möglich erreichen!«
Mergwin ritt langsam zu der Gruppe. Er starrte Rhiannon und dann William an. Dann blickte er wieder zu Rhiannon und sagte leise: »Er ist nicht verletzt worden. Eric von Dubhlain ist nicht verletzt worden. «
»Woher willst du das wissen, du alter Schwindler?« fragte Allen spöttisch. »Wir waren bei ihm. Wir kommen direkt aus der Schlacht. Er hat uns gebeten, sein Weib zu ihm zu bringen.«
Mergwin schüttelte langsam den Kopf. Er lenkte sein Pferd zwischen die von Rhiannon und William. »Ich würde es wissen, wenn Eric von Dubhlain dem Tode nahe wäre. Geh nicht mit ihnen, Rhiannon. Nimm dein Baby und reite wie der Teufel nach Hause - jetzt!«
Er schlug heftig mit seiner Hand der Stute auf die Hinterbacke. Rhiannon schrie auf, als die Stute einen Sprung nach vorne machte und sie fast abwarf. Sie presste Garth an ihre Brust und Furcht stieg in ihr auf, als sie mit klopfendem Herzen Mergwins Befehl gehorchte. Doch gerade, als sie die Stute den engen Pfad hinunterlenken wollte, stieß William einen Schrei aus, und Allen schnitt ihr schnell den Weg ab. Sie schaffte es nicht, ihm auszuweichen, nicht mit Garth im Arm. Sie versuchte verzweifelt zu vermeiden, dass er ihr entglitt oder verletzt wurde. Sie hörte einen scharfen, abgehackten Schrei und das Geräusch eines Schlages. Als sie ihr Pferd herumriss, sah sie gerade noch, dass William Mergwin nie geschlagen hatte, und dass der alte Mann von seinem Pferd fiel und mit großer Wucht auf dem Boden aufschlug.
Sie stieg schnell ab und eilte an seine Seite, Garth fest an sich gepresst. Sie blickte fluchend zu William auf und zischte ihn wütend an: »Er hat die Wahrheit gesagt! Was für ein Spiel treibt Ihr?«
Sie legte Garth vorsichtig neben sich und hob Mergwins Kopf in ihren Schoß. Seine Augen öffneten sich, grau wie das Dämmerlicht, geheimnisvoll, schmerzerfüllt.
»Lasst ihn liegen!« befahl William ihr.
»Ihr habt ihn verletzt!«
»Ich wollte ihn töten!«
»Bastard! Alfred wird Euch hängen!«
»Alfred, Madame, wird mich nie wiedersehen. «
»Mergwin«, flüsterte sie und beachtete William nicht. Die uralten Augen lagen auf ihr, dann wimmerte er, und sie schrie auf: »Ich muss ihn nach Hause bringen! Er wird sterben, wenn er hier bleibt!«
»Lady, er wird sterben, und Ihr werdet nicht nach Hause gehen.«
»Mergwin, haltet aus, ich bitte Euch! Bleibt am Leben, ich flehe Euch an! Adela oder Patrick oder Daria werden kommen, davon bin ich überzeugt. «
»Rhiannon«, flüsterte er. Nur sie konnte es hören und auch nur, weil sie sich tief über seine Lippen beugte, »Hab keine Angst, ich habe schon sehr lange gelebt. Ich habe dich gewarnt, und vielleicht nicht umsonst, denn mit jeder Sekunde kommt Eric näher. Versuche alles so lange wie möglich hinauszuzögern, erschwert ihm die Reise, und wenn ich damit diesem Verräter seinen Plan durchkreuzt habe, dann ist meine Bestimmung hier erfüllt, und es ist die Zeit für mich gekommen, diejenigen, die ich liebe, in, einem besseren Leben wiederzusehen. «
»Nein!« schrie sie auf und fühlte Tränen auf ihren Wangen. »Nein, Mergwin, nein!«
Sie sprang auf die Füße und starrte William an. »Ihr werdet ihm helfen, oder ich tue keinen Schritt. «
William lächelte und lehnte sich aus seinem Sattel. »Ihr werdet Euch bewegen - und zwar schnell, Mylady - oder ich werde Allen befehlen, Euch Euren Balg abzunehmen und mit einem Messer an der Kehle des Kindes loszugaloppieren. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Sie kochte
Weitere Kostenlose Bücher