02 - Die Gefangene des Wikingers
betete darum, dass es ihm gelungen sein möge, in den Tiefen des Waldes zu verschwinden.
Die Tore öffneten sich. Das große Pferd trabte hindurch und brachte sie zum Haupthaus.
Der König selbst erwartete sie im Hof. Er beobachtete, wie der Wikinger nur wenige Meter vor ihm anhielt. Eric hob Rhiannon vom Pferd und stellte sie auf die Füße.
Sie stand vor dem König.
Sie konnte sich kaum auf den Füßen halten, als sie Alfred ansah. Ihre Knie zitterten, und sie hatte Angst. Die Verachtung und den Hass des Wikingers zu spüren, war eine Sache, den Zorn und Hass im kalten Blick des Königs zu fühlen, war etwas ganz anderes. Er ging auf sie zu, und sie sah, dass er genau wusste, dass sie sich mit ihrem Liebsten getroffen hatte. Was er nicht wissen konnte, war, dass sie vorgehabt hatte, sich seinem Willen zu beugen.
Alfred war bestimmt davon überzeugt, dass sie ihn willentlich und verräterisch hintergangen hatte.
Er ging direkt auf sie zu. Er starrte sie an und dann schlug er sie so fest, dass sie einen Schrei ausstieß und auf die Knie fiel. Sie hörte, wie hinter ihr der Wikinger abstieg. Die Erde dröhnte, denn die Reiter kamen jetzt alle zurück, und die gewaltige Mannschaft von Engländern, Norwegern und Iren trabte lautstark in die befestigte Stadt. .
»Eric von Dubhlain«, sagte der König, »ich entbinde Euch von Eurem Waffenbündnis und von Eurem Heiratsversprechen.«
Sie hörte, wie der Wikinger von hinten an sie herantrat, sie beim Ellbogen packte und wieder auf die Füße stellte. Ein Sturm von Gefühlen tobte und brannte in ihr. Sie hätte sich gerne seinem Griff entwunden, aber sie wagte es nicht. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufzuschreien.
»Alfred, König von Wessex, sagte Eric, »ich erbitte Eintritt in, Euer Haus und würde gerne mit Euch allein sprechen, um den Schaden, der angerichtet worden ist, wieder zu beheben. «
Der König blickte langsam. »Dann heiße ich Euch willkommen, Eric von Dubhlain, herzlich willkommen in meinem Haus. «
Rhiannon konnte sich nicht bewegen. Der Druck von Erics Fingern um ihren Arm verstärkte sich derart, dass sie vor Schmerz fast laut aufgeschrien hätte. Sie blickte in seine nordischen Augen und fühlte ihre Kraft. Sie hob das Kinn und gab seinen Blick zurück.
»Mylady?« sagte er höflich, aber sein Ton war alles andere als das. Und doch schaffte sie es, hocherhobenen Kopfes Alfred zu folgen.
Der Wikinger ließ sie nicht los.
Als sie das Haus betraten, verbeugten sich die Diener des Königs und erwarteten seine Befehle. Nervös lächelnd eilte Alswitha an Alfreds Seite. Sie knickste zierlich vor dem Gast dabei schossen ihre Augen zwischen Rhiannons aschfarbener Blässe und der kalten Wut, die die Stirn des Königs furchte, hin und her. Stotternd bot sie Eric Ale und Brot und Hering an. Diener kamen mit dem Angebotenem herbei, und Eric nahm einen Lederbecher mit Ale, lehnte aber das Essen ab. Der König hob die Hand und sagte zu Alswitha. »Bring, Rhiannon weg!«
Furcht überfiel sie. Die Hand des Wikingers lag schwer auf ihrer Schulter und zwang sie, zu einem der Stühle vor dem Feuer zu gehen. »Das Mädchen bleibt«, sagte er und drückte sie in den Stuhl. Zu ihrem großen Unbehagen blieb er hinter ihr stehen.
Sie schluckte und wendete sich dann verzweifelt zu Alswitha, aber auch von dort kam keine Hilfe. Die Königin trat zurück und stellte sich ernst hinter Alfred.
»Ich lasse meine Männer wegen dieses Mädchens nicht noch einmal kämpfen«, sagte Eric.
Rhiannon wollte aufspringen, um ihre Unschuld an dem anfänglichen Blutvergießen zu beteuern. Doch seine Finger drückten fest auf ihre Schultern, und sie verstand diesen Befehl, den Mund zu halten.
»Ihr habt jedes Recht, Euren Schwur zu brechen«, sagte Alfred.
»Das Recht, König von Wessex, aber nicht den Wunsch. Ich werde diese Lady und das Land nehmen, aber zu diesen Bedingungen: Ehe die Trauung stattfindet, werden wir gegen die Dänen bei Rochester kämpfen. Rhiannon wird in ein Kloster gebracht und zwar für so lange, bis es feststeht, dass sie nicht die Frucht eines anderen Mannes trägt. Wenn ich in der Schlacht getötet werde, dann geht das Land, auf das ich Anspruch habe, an meinen Vater über, den König von Mylady, damit er es nach seinem Gutdünken unter meinen Brüdern verteilen kann. Und falls ich getötet werde, wird auch das Mädchen meiner Familie übergeben, und sie soll entscheiden, was aus ihr wird.«
»Das Bündnis zwischen uns steht noch, und wir
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