02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
stehende,
schwere Eichentür. Patrick betrat das Gebäude. Der Raum, den er betrat, war
ganz bestimmt kein Räubernest, im Gegenteil. Er war leer wie eine Gruft und
ebenso spärlich möbliert. Der dickliche Waliser hatte die Mönchskutte abgelegt
und stand neben einem großen, gemauerten Kamin.
Patrick schlenderte
zu ihm hinüber. »Und, werden Sie uns nun endlich Ihr dunkles Geheimnis
verraten?«, fragte er gereizt.
John Hankford
blickte ihn ein wenig unsicher an. Foakes schien einen recht boshaften Zug an
sich zu haben. »Es gibt hier nichts Schlimmes. Wirklich nicht. Das hier ist
nichts anderes als ein Krankenhaus«, sagte John.
»Ach, und warum
sollte ich versprechen, nichts von einem Krankenhaus zu erzählen?«, fragte
Patrick mit einem spöttischen Schnauben.
Aber plötzlich
wusste er warum. »Gott behüte, wir sind mitten in ein Nest von Anhängern
Bonapartes gestolpert!«
John starrte ihn
abwehrend an. »Wir sind nicht für die Franzosen, bestimmt nicht. Aber wir sind
auch nicht für die Engländer. Wir haben nur ein ein paar junge Burschen zusammengeflickt,
die in den Krieg geraten sind und sich hierher geflüchtet haben.«
»Deserteure.«
Patricks Körper war völlig starr. »Wie sind sie hergekommen?«
»Man hat sie mit
einem betrunkenen Wundarzt in einem Krankenhaus zurückgelassen und sie starben wie
die Fliegen. Also hat der jüngste von ihnen so viele er konnte in ein Boot
gesetzt und sich mit ihnen davongemacht. Das sind nichts weiter als arme
Fußsoldaten. Zwei von ihnen sind erst vierzehn Jahre alt. Die Franzosen haben
sie sterben lassen.«
»Wie schrecklich!«,
brach es aus Sophie heraus. »Und wie gut von Ihnen, sich um sie zu kümmern.«
Sie schenkte John Hankford ein warmherziges Lächeln.
»Es sind und
bleiben Deserteure, Sophie«, sagte Patrick gepresst. Vielleicht waren die
Männer Deserteure -vielleicht waren es aber auch gesunde Franzosen, die
nur vorgaben, verwundet zu sein.
Sophie zuckte die
Achseln. »Es sind junge Burschen, die verletzt sind. Wer könnte sich wohl daran
stoßen, dass Mr Hankford sich ihrer Wunden annimmt?«
Ganz spontan fielen
Patrick gleich ein halbes Dutzend Gentlemen ein, die sehr interessiert wären,
von der Existenz walisischer Bonaparte-Anhänger zu erfahren. Ganz oben
auf dieser Liste stand Lord Breksby. Dies war genau die Situation, vor der die
englische Regierung solche Angst hatte, dass sie Befestigungsanlagen an der
walisischen Küste in Auftrag gegeben hatte. Aber was nützten
Befestigungsanlagen, wenn eine Gruppe verrückter Waliser die französischen
Truppen einfach an Land ließ?
»Weißt du, Sophie,
Liebes«, sagte Patrick ein wenig herablassend, »England hat Napoleon letzten
März den Krieg erklärt.«
»Natürlich haben
wir das«, sagte Sophie und zwischen ihren Augen bildete sich eine entzückende,
kleine Falte. »Wir hatten keine Wahl, nachdem Addington erst einmal beschlossen
hatte, an Malta festzuhalten. Damit war das Friedensabkommen hinfällig.«
Ein ironisches
Grinsen umspielte Patricks Lippen. Seine Frau überraschte ihn immer wieder.
Aber Sophie hatte
sich bereits wieder John zugewandt. »Wären Sie so freundlich, uns Ihr
Krankenhaus zu zeigen? Ich habe keinerlei Erfahrung in der Wundversorgung«,
fügte sie hastig hinzu, »aber ich spreche Französisch.«
Johns Augen
begannen zu leuchten. »Wirklich? Das ist ja wunderbar, Madam. Ich kann zwar ein
bisschen Französisch, und das gilt auch für den Pfarrer und meine Mutter. Der
Junge, der die Verwundeten hier herüber geschafft hat - sein Name ist
Henry -, spricht außerdem ein wenig Englisch, aber trotzdem haben wir
noch nicht herausgefunden, was manche der Burschen sagen.«
Patrick schnaubte.
Der Pfarrer? Es war also auch noch ein Pfarrer in diese unpatriotische
Durcheinander verwickelt. Dennoch, wenn Hankford und seine Mutter sich um eine
Gruppe französischer Soldaten kümmerten, ohne deren Sprache zu sprechen, dann
waren sie keine echten Anhänger Bonapartes.
Sophie legte eine
Hand auf Mr Hankfords Arm, als er sich einer Seitentür zuwenden wollte. »Ich
würde sehr gerne mit Ihren Patienten sprechen«, sagte sie.
John blickte sie
zweifelnd an. »Es bereitet mir ein wenig Sorgen, Sie in den Krankensaal zu
lassen, Ma'am, wenn Sie mir diese Bemerkung verzeihen wollen. Denn was, wenn
Ihr Gentleman es sich in den Kopf setzt, in London davon zu erzählen, und meine
Jungs den Kopf abgeschlagen bekommen?«
»Ich habe Ihnen
mein Wort gegeben, Mann.« Patrick bedachte den
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