02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
der Familie der Liebe gehört? Es war eine religiöse,
holländische Gruppe, die man seit Elisabeth, schon häufiger des Ehebruchs und
des Nudismus bezichtigt hatte. Er musterte die füllige Krankenschwester, die
gerade einen Verband gewechselt hatte und nun das Bettzeug eines anderen
Soldaten richtete. Sie sah mit Sicherheit nicht aus wie eine Ehebrecherin.
»Ich wusste nicht,
dass es diese Familie noch gibt«, sagte Patrick vorsichtig. Es hatte keinen
Sinn, Hankford gegen sich aufzubringen, zumindest nicht vor dem Abendessen.
»Oh doch, oder
zumindest in Wales«, sagte Hankford ein wenig entmutigt. »Mein Großvater wurde
1731 Mitglied. Er hat dieses Kloster gekauft und wollte hier eine richtige
>Familie< gründen. Aber dann heiratete er meine Großmutter. Sie konnte
sich nicht mit der Familie der Liebe anfreunden und warf sämtliche Mitglieder
hinaus. Aber später wurden meine Mutter und ich Mitglied. Nun, mein Großvater
ist mittlerweile tot, aber wir sind immer noch Teil der Familie. Wir konnten
diese französischen Jungen nicht abweisen, als ihr Boot an der Küste landete.«
Patrick fügte
langsam die Einzelheiten der Geschichte zusammen. »Henri hat sie in ein Boot
gesetzt und es wurde hier an Land gespült?«
»Ja. Sie wurden
direkt auf der anderen Seite der Landzunge angetrieben und kamen dann in die
Bucht. Wie ich schon sagte, konnten wir sie nicht abweisen, denn die Regierung
würde sie erschießen, wenn sie sie in die Finger bekäme. Und die Familie der
Liebe hält nicht viel von Exekutionen durch die Regierung.«
Das ist auch
verständlich, dachte Patrick. Zahlreiche Mitglieder der so genannten Familie
waren während der letzten hundert Jahre von der britischen Regierung exekutiert
worden. Er konnte dennoch die Gefahr nicht außer Acht lassen, dass Napoleon von
diesem bestimmten Kloster aus eine Invasion anführen wollte.
Das Essen wurde an
einem langen geschrubbten Tisch in der Klosterküche serviert. Nachdem er vom
Boot errettet worden war, hockte Floret an einem Ende des Tisches Simone mit
gönnerhafter Miene gegenüber. Sophie ließ sich auf der Bank nieder, gefolgt von
Henri, der sich offenbar in ihren Schatten verwandelt hatte und ihr nicht mehr
von der Seite wich.
»Ist das nicht
großartig?«
Patrick beobachtete
seine Frau eingehend. Wenn doch nur die Londoner Gesellschaft ihre ungekrönte
Königin so sehen könnte! Sophies Frisur saß ganz schief, seit sie sich die
Haube vom Kopf gezerrt und in eine Ecke geworfen hatte. Ihre Augen glänzten
aufgeregt bei der Vorstellung, sich mit ihren Bediensteten in einem Kloster aus
dem dreizehnten Jahrhundert an den Essenstisch zu setzen.
»Ja«, antwortet er
auf ihre Frage und kämpfte gegen ein warmes Gefühl der Zuneigung an, das ihn
beinah schwindelig machte. Absichtlich gab er sich wie ein verwöhnter,
gefühlloser Aristokrat. »Oh ja, das ist wirklich ein unnachahmliches
Vergnügen.«
Sophie zog die Nase
kraus. »Sie spaßen, Sir«, sagte sie. »Ich wüsste nicht, was ich jetzt lieber
täte, als mit Master Henri zu Abend zu speisen.«
Ihrem Gatten fielen
jedoch unzählige Dinge ein, die er in diesem Augenblick viel lieber getan
hätte. Aber sie waren alle zu gewagt für die Ohren eines jungen Burschen und
daher behielt er sie für sich.
Mann, den sie
eigentlich hatte heiraten wollen. Das Schlimmste war, dass er nie all die
Liebesschwüre hören wollte, die die anderen Frauen so freiwillig äußerten, aber
nun ... nun sahen die Dinge anders aus.
Patrick stöhnte
laut auf. Er musste diese Worte einfach von Sophie hören. 0 Gott, nun war er
dem Pfaffen doch noch in die Falle getappt. Die Worte bekamen eine völlig neue
Bedeutung. Es lag nicht so sehr an den archaischen Worten der Zeremonie. Nein,
er war gefangen durch sein eigenes quälendes, peinliches Verlangen nach seiner
Frau.
Ein leise Lächeln
umspielte Patricks Mund. Zumindest war Sophie seine Frau. Wenn er gefangen war,
dann war sie es ebenfalls. Was machte es also, dass sie ihm keine süßen Worte
zuflüsterte? Vielleicht verspürte sie einfach nicht das Bedürfnis danach?
Vielleicht hatten die anderen Frau es nur gesagt, weil sie glaubten, dass er es
hören wollte.
Dann dachte er an
Sophie, wie sie stöhnte und sich ihm leidenschaftlich entgegenbog. Sophie
musste ihm gar nicht sagen, was sie fühlte, zumindest nicht mit Worten. Was,
wenn ihre Gefühle keine leeren Liebesbeteuerungen zuließen? Umso besser. Sie
hatten eine ehrliche Beziehung miteinander. Zwischen ihnen würde es
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