02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
da es auf den britischen
Inseln davon keine mehr gab. Vielleicht gefällt ihm einfach nur die Robe,
dachte Sophie.
»Wie geht es
Ihnen?«
Der Mann schaute
sie an. »Ich gehe gut, sehr gut«, sagte er nach einer Pause. Er hatte die
rollende Sprechweise eines Mannes, der in Wales geboren und aufgewachsen war.
Patrick trat hinter
Sophie und gab ihm die Hand. »Mein Name ist Patrick Foakes und das ist meine
Frau, Lady Sophie.«
»Ich heiße John
Hankford«, sagte der Waliser. »Einfach nur Mister John Hankford.«
Sophie fand, dass
Hankford reizend aussah, wie ein gesprächiger Puttenengel. Nur schien er nicht
gewillt, mehr zu sagen.
»Wir sind Ihnen für
Ihre Gastfreundschaft sehr dankbar, Mr Hankford«, sagte sie.
Hankford musterte
die vornehmen Leute vor sich nervös. Als er sah, dass das Ruderboot hinter der
aufschäumenden grauen Gischt verschwunden war, zog er ein langes, rostiges
Gewehr unter seiner Kutte hervor und richtete es auf Patrick.
Sophie zuckte
zusammen, sagte jedoch nichts, während Simone einen leisen Schrei ausstieß.
Patrick blieb völlig ruhig und warf nur einen hastigen Blick auf das Gewehr.
»Es besteht kein
Grund zur Sorge, absolut kein Grund«, brach es aus dem Waliser heraus. »Ich
will den Damen wirklich keine Angst einjagen, ganz bestimmt nicht. Die Sache
ist nur die ... Sie müssen mir ein Schweigeversprechen geben, bevor ich Sie die
Treppe zum Haus hinauflasse. Es gibt dort nämlich etwas, das Ihnen nicht
gefallen könnte, oder vielleicht doch, ich weiß es nicht. Aber Sie sind aus
London, das nehme ich jedenfalls an, und so müssen Sie mir versprechen, das Geheimnis
nicht zu verraten.«
Sophie blickte
Patrick fragend an. Er starrte Hankford an und zwischen seinen Augenbrauen
entstand eine schmale Falte.
»Tun Sie jemandem
ein Leid an oder halten Sie jemanden gegen seinen Willen fest?«
»Oh nein, nein,
bestimmt nicht«, rief der Waliser mit seinem rollenden Akzent. »Ganz im
Gegenteil, wirklich im Gegenteil. Wir heilen Leute; es geht nur darum, wen wir
heilen. Aber ich kann nichts Näheres erzählen, bis ich Ihr Wort habe, dass Sie
in London nichts von diesem Geheimnis
verraten.«
Patrick blickte
Sophie an.
Sie begegnete
seinem Blick und lächelte. Es gab nicht viele Gentlemen, die in so einem Moment
ihre Frauen nach ihrer Meinung fragten, wenn auch nur in stummer Form. .
»Ich denke, wir
sollten Mr Hankford begleiten«, sagte sie zu Patrick und ignorierte Simones
Entsetzensschrei.
Patrick hatte
längst bemerkt, dass Sophie in allen Bereichen sehr wissbegierig war. Er hätte
wissen müssen, dass sie sich direkt in Gefahr begeben würde, wenn sie die
Chance dazu bekam.
Patrick blickte den
Waliser eindringlich an, der daraufhin sichtlich zusammenzuckte. Was Hankford
auch ausheckt, so ist er nicht gefährlich, dachte Patrick.
Er nickte knapp.
»Gut. Solange Sie niemanden verletzen, haben Sie mein Wort, dass wir die
Londoner Behörden nicht von Ihren Aktivitäten in Kenntnis setzen werden.«
Ohne ein weiteres
Wort dreht sich John Hankford um und begann, die lange, steile Treppe zu dem
alten Kloster hinaufzusteigen.
Sophies Augen
funkelten. »Was um alles in der Welt tut er da oben?«
Patrick betrachtete
den neugierigen Ausdruck in ihren Augen und stöhnte innerlich auf. Seine Frau
war ganz offensichtlich eine Anhängerin französischer Liebesromane. Sie hoffte
wahrscheinlich, dass sie auf dem Weg zu einem verwunschenen Kloster waren oder
etwas in der Art.
»Ich vermute, er
schmuggelt«, sagte er ein wenig abweisend und drehte sich zu Simone um. Das
Mädchen zitterte und würdejeden Moment einen hysterischen Anfall bekommen und
sich weigern, die Klippen hinaufzusteigen. »Entweder das Kloster oder die Lark«, sagte er nicht unfreundlich.
Simone blickte
unentschlossen zu den dunkelgrünen Sturmwolken über ihnen hinauf.
»Das Gewehr, mit
dem er herumwedelt ist eine selten gebrauchte Antiquität«, sagte Patrick zu ihr.
»Außerdem sieht Hankford nicht aus, als sei er besonders vertraut mit Waffen.«
Plötzlich bemerkte
Simone, dass Sophie bereits die Treppe hinaufstieg und sich ein Stück von ihnen
entfernt hatte. »Lassen Sie die Herrin ja nicht alleine in dieses Diebesnest
gehen, Sir!«
Bevor Patrick zu
einer Antwort ansetzen konnte, schob sie sich empört an ihm vorbei und folgte
Sophie.
Patrick seufzte und
machte sich ebenfalls daran, zum Kloster hinaufzusteigen. Als die kleine Gruppe
am oberen Ende der Treppe angelangt war, kam sie dort an eine offen
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