02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
völlig gefasst. Ohne zu Zögern stimmte sie zu, am nächsten
Tag Madeleines Vater kennen zu lernen.
»Vielleicht könnten
wir uns danach ein oder zwei Mal die Woche treffen, wenn es Miss Garnier recht
ist«, sagte sie.
Braddon stimmte ihr
eifrig zu.
»Ich stelle nur
eine Bedingung«, sagte Sophie.
Braddon rutschte
unruhig auf seinem Sitz hin und her. Er hatte diesen Blick schon oft bei
anderen Frauen gesehen und er hasste ihn. »Alles, was Sie wollen«, sagte er
nach einem stummen Stöhnen.
»Mein Mann darf
nichts davon erfahren.«
»Patrick? Meinen
Sie Patrick?«
»Natürlich meine
ich Patrick«, fuhr sie ihn an. »Habe ich noch einen zweiten Ehemann?«
»Aber, aber -«
Braddon war völlig verwirrt. »Warum in alles in der Welt nicht? Patrick hat
sich immer an meinen Streichen beteiligt. Ich will nicht behaupten, dass er sie
immer gutgeheißen hat, aber ...«
»Sollte er es
herausfinden, werde ich zukünftig für Miss Garniers Instruktionen nicht mehr
zur Verfügung stehen«, sagte sie in einem Ton, der keine Widerrede duldete.
Braddon konnte
jedoch ausgesprochen stur sein. »Aber Sophie, wie wollen Sie denn Ihre
Abwesenheit während der Nachmittage erklären? Was wird Patrick denken, wenn Sie
so viel Zeit mit Madeleine verbringen?«
Sophie warf ihm
einen durchdringenden Blick zu. »Ehemänner überwachen ihre Frauen nicht, als
wären es Schoßhunde. Meine Mutter tut genau das, was sie möchte.«
Braddon schwieg
einen Moment lang und überlegte, wie er Sophie darauf hinweisen sollte, dass
ihre Eltern kein besonders passendes Beispiel abgaben.
»Meine Mutter hätte
nicht jede Woche verschwinden können, ohne dass mein Vater misstrauisch
geworden wäre«, erwiderte er schließlich.
»Ich bin mir
sicher, dass Patrick und ich in dieser Sache keine Differenzen haben werden«,
versicherte Sophie ihm. »Ich bezweifle, dass Patrick sich dafür interessieren
wird, wo ich meine Nachmittage verbringe, aber wenn doch, dann werde ich ihm
mitteilen, dass ich die Kinder in Bridewell besuche.«
»Bridewell! Patrick
würde Sie niemals nach Bridewell lassen«, rief Braddon und dachte an das
Armenhospital, das in einer wenig respektierlichen Gegend der Stadt lag.
Sophie zog eine
Augenbraue in die Höhe. »Haben Sie vor, Madeleine so unter der Knute zu
halten?«, fragte sie mit zuckersüßer Stimme. »Denn es dürfte Sie interessieren,
dass die Damen der feinen Gesellschaft Bridewell regelmäßig aufsuchen und mit
den Waisenkindern spielen. Wir sind bei den Krankenhausangestellten sehr
willkommen.«
»Oh je«, sagte
Braddon erregt. »Sind Sie sicher, Sophie? Warum sagen wir es Patrick nicht
einfach? Dann wären die Dinge viel einfacher.«
»Das werde ich
nicht. Und wenn Sie es ihm sagen, werde ich keinen Finger rühren, um Madeleine
zu helfen.«
»So ein Unfug!«
Sophie hatte sich
bis dahin zusammen genommen, aber nun verlor sie die Beherrschung. »Wenn es
Unfug ist, dann können Sie sich ja auch jemand anders suchen, der Ihnen dabei
hilft!«
Braddon warf ihr
einen entsetzten Blick zu. Ein Mann konnte sich darauf verlassen, dass eine Frau immer
just dann zu schreien anfing, wenn man gerade die Zügel in die andere Hand
wechselte.
»Machen Sie sich
keine weiteren Gedanken darüber«, sagte Braddon, nachdem er das schwierige
Manöver durchgeführt hatte und seine Pferde sanft durch den Torbogen in den St.
James's Park trabten. »Sie haben sicherlich Recht. Wenn ich es mir recht
überlege, war Patrick nicht sehr begeistert von meinem letzten Streich.«
je länger Braddon
über Patricks Reaktion auf sein »gebrochenes Bein« nachdachte, desto
erleichterter war er, dass Patrick niemals von seinem neusten Plan erfahren
würde. Der Ausdruck auf Patricks Gesicht, als Braddon angefangen hatte, den
Gips zu zertrümmern, würde er nie vergessen. Das Gleiche galt für die Predigt,
die er im Anschluss erhalten hatte. Ihm hatten regelrecht die Ohren geklungen.
»Ja, Sie haben
Recht«, sagte Braddon mit überraschendem Nachdruck. »Je weniger Leute die
Wahrheit kennen, desto besser. Sie, Madeleine, ihr Vater und ich reichen
völlig.«
Genau in diesem
Moment beugte sich Sophie vor und winkte mit ihrer behandschuhten Hand jemandem
zu. »Oh, bleiben Sie stehen, Braddon. Schauen Sie, da sind Charlotte und Alex!«
Braddon hielt an
und Sophie sah erwartungsvoll zu, wie Alex seine zweirädrige Kutsche parallel
neben Braddons Landaulett steuerte und ebenfalls anhielt.
»Nettes Gespann
hast du da«, sagte Braddon zu Alex. Er war
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