02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
Treibsand.
»Wenn Sie damit
andeuten wollen, dass der junge Henri Foakes' Sohn ist«, sagte Foucault
gelangweilt, »er ist es nicht. Der Junge ist ein französisches Gossenkind, den
Foakes Gott weiß wo aufgegabelt hat.«
»Aber sie mögen den
jungen, oder nicht? Ich habe gehört, dass er nächste Woche einen Lehrer bekommt
und er hat mir selber gesagt, dass er im Frühling auf eine dieser teuren
Schulen geschickt wird. Wir müssen schnell handeln, aber er frisst mir aus der
Hand«, wiederholte Mole. »Und wenn sie ihn genug mögen, ihm einen Lehrer
einzustellen, dann werden sie auch ein schönes Lösegeld für ihn zahlen. Ich
glaube, er ist ein Ausrutscher von Foakes, jawohl.«
»Aber wir brauchen
kein Lösegeld«, sagte Foucault und auf seinen Zügen zeigte sich ein Anflug von
Gereiztheit. »Haben Sie nichts Wichtiges herausbekommen, während Sie in den
Ställen Hinz und Kunz unterhalten haben?«
»Sie haben Streit«,
sagte Mole prompt. »Die Flitterwochen sind vorbei, heißt es. Er ist jede Nacht
weg. Er bleibt bis in die Morgenstunden im Kontor und kehrt gar nicht in sein
Schlafzimmer zurück, und sie fährt ständig mit so einem feinen Pinkel aus. Man
erzählt sich in den Ställen, dass sie den zuerst heiraten wollte und dann
irgend etwas passiert ist und sie ihm den Laufpass gegeben hat.«
»Interessant, aber
nicht besonders nützlich«, murmelte Foucault. »Hat Francois schon Ihre
bescheidenen Unterkünfte aufgesucht, mein lieber Mole?« Als dieser nickte, fuhr
Foucault fort. »In diesem Fall möchte ich, dass Sie mich am Dienstag in zwei
Wochen begleiten. Wir werden Patrick Foakes einen Besuch abstatten. Sie sind
dann ein gewisser Bayrak Mustafa, und ich habe mir überlegt, dass Sie offiziell
des Englischen nicht mächtig sind. Wäre das zu machen?«
Und ohne eine
Antwort abzuwarten, entfernte Monsieur Foucault ein Staubkorn von seinen kniehohen
Stiefeln und schlenderte aus dem Zimmer.
Patrick saß in der hinteren Reihe seiner
Loge im Drury Lane Theater, streckte die Beine aus und betrachtete seine
Frau, die im vorderen Teil der Loge saß. Lady Sophie York, die schöne Tochter
des Marquis von Brandenburg, war bereits ein gesellschaftlicher Erfolg gewesen,
aber Lady Sophie Foakes, die liebreizende Gattin des Ehrenwerten Patrick
Foakes, würde ganz bestimmt zu einer der Ersten der feinen Gesellschaft
aufsteigen. In diesem Moment war Sophie von Gentlemen nur so umringt.
Heiratsfähige Mädchen waren ja schön und gut, aber junge Ehefrauen scharten
stets einen Kreis von Bewunderern um sich, die befürchteten, zur Ehe gedrängt
zu werden, wenn sie einem einzelnen Mädchen besondere Aufmerksamkeit schenkten.
Außerdem waren verheiratete Frauen für geistreiche Bemerkungen zu haben, die
für die Ohren von unschuldigen Mädchen als zu gewagt galten.
Patrick verzog die
Lippen, als Sophie erneut zu lachen begann. Ihre Bewunderer bogen sich ihr
entgegen wie Weidenbäume im Sturm. Sie versuchen wahrscheinlich, ihr in den
Ausschnitt zu schauen, dachte er mürrisch. Sophie trug ein goldfarbenes
Opernkleid mit einem ganz besonders tiefen Ausschnitt.
»Ist das Kleid
nicht ein wenig zu elegant für das Theater?«, hatte Patrick gefragt, als sie in
der Eingangshalle ihres Hauses erschien und ihre langen Handschuhe glatt
strich.
Sophie hatte ihm
von unten herauf einen aufreizenden Blick zugeworfen. »Manchmal kleide ich mich
absichtlich zu elegant, damit die anderen sich in ihrer eigenen Kleidung unwohl
fühlen.«
Patrick fiel darauf
keine Antwort ein. Beim bloßen Anblick ihrer weißen Brüste, die in dem Kleid
beinah vollständig zu sehen waren, spürte er ein heißes Verlangen in den
Lenden. Hastig hüllte er Sophie in ihren Samtumhang und schob sie vor die Tür,
damit sie den Beweis seiner Lust nicht bemerkte.
Was zum Teufel tat
er eigentlich? Sie war schließlich seine Frau. Sophie verriet mit keiner Miene,
dass sie ihm ihren Streit übel nahm. Aber Patrick hatte die letzten Wochen
damit zugebracht, die Gassen Londons zu durchstreifen, statt sich in seinem
Bett mit seiner Frau zu vergnügen, wie es eigentlich normal gewesen wäre.
Patrick holte tief
Luft. Er saß hinter den zahlreichen Galanen, die Sophies Hofstaat bildeten,
aber sogar von seinem Platz aus konnte er sehen, wie ihre weichen, üppigen
Brüste durch das Kleid nach vorne gedrückt wurden. Er schlug die Beine
übereinander. Bald musste doch dieses verdammte Theaterstück weitergehen. Wie
hieß es noch gleich? Vom Chisten zum Türken. Der besagte
Weitere Kostenlose Bücher