02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
Christ
brauchte verflucht lange, um zum Türken bekehrt zu werden, und so hatte Patrick
viel zu viel Zeit, um über Sophies Körper nachzudenken. Zumindest würden beim
Ende der Pause endlich all die Tölpel ihre Loge verlassen, die seine Frau
umringten. Natürlich zählte Braddon ebenfalls zu dieser Gruppe. Patrick
entwickelte langsam ausgeprägte Hassgefühle gegenüber seinem alten Schulfreund.
Sophie war sich
jeder unruhigen Bewegung ihres Mannes bewusst, obwohl sie es vermied, ihn
anzusehen. In diesem Moment lachte sie und klopfte Lucien Boch mit ihrem Fächer
auf das Handgelenk. Er war ihr erklärter Liebling, vor allem, weil er einen
leichten, geistreichen Witz besaß, der nicht zu anzüglich wirkte.
Lucien hatte ihre
Hand in die seine genommen und hob sie an die Lippen. »Ich bin zu einem Sklaven
Ihrer Augen geworden, schöne Dame.«
»Dann rette Sie
Gott, denn ich werde es nicht tun«, sagte Sophie schelmisch.
»Niemand außer
Ihnen kann mich erretten Sie sind eine Göttin!«
»Dann befehle ich
Ihnen, an Ihren Platz zurückzukehren.«
»Das kann ich
nicht.« Lucien schlug sich theatralisch auf die Brust. »Ich bin ein Apostel
Ihrer Schönheit, Lady Sophie. Ich fürchte um mein Leben, wenn ich mich zu weit
von der Quelle meiner Glückseligkeit entferne.«
»Oh, was für einen
Schwulst Sie reden!« Sophie kicherte. »Irgendwann gehen Sie noch zu weit!«
»Mit Ihnen, in
meinem Bett?«, erwiderte Lucien und lachte ebenfalls.
Sophie schaute
unwillkürlich zu Patrick hinüber, der angesichts dieser Unterhaltung die Stirn
runzelte. Sie hatte sich noch nicht an den Grad der Vertrautheit gewöhnt, der
bei Unterhaltungen mit verheirateten Frauen üblich war. Es brachte sie aus der
Fassung, dass ihr etwas peinlich war. Bevor sie Patrick geheiratet hatte, war
sie für ihre gewagte Ausdrucksweise berüchtigt gewesen. Aber da war sie auch
nur ein Mädchen gewesen, das, wie sie nun erkannte, die meiste Zeit gar nicht
gewusst hatte, wovon es sprach.
Und wenn sie
ehrlich war, schenkte sie ihrem Flirt mit Lucien gar nicht ihre volle
Aufmerksamkeit. jeder Teil ihres Körpers konzentrierte sich auf ihren Mann -
obwohl Patrick die begehrlichen Blicke der anderen Männer nicht einmal zu
bemerken schien.
Lucien ergriff
sanft ihr Handgelenk. »Ich sprach nur im Scherz, Lady Sophie.« Sein Blick
begegnete ihrem. »Ich schmeichele und flirte, weil es modern ist, aber ich
möchte Ihre sensiblen Gefühle bestimmt nicht verletzen.«
Sophie lächelte.
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie diese Freundlichkeit also jeder Dame erweisen
würden?«
»Genau«, bestätigte
Lucien. »Ich mag Sie zu sehr, um Ihnen ein anzügliches Angebot zu machen,
Mylady. Und Ihr Erröten verrät mir, dass Ihnen dieses Spiel noch nicht vertraut
ist.«
Sophie errötete
noch heftiger.
Patrick blickte
zufällig genau in diesem Augenblick zu ihnen herüber und verzog mürrisch das
Gesicht. Da er Sophies Vorliebe dafür kannte, mit der französischen Sprache
verführt zu werden, traute er Lucien nicht. Verdammt, knurrte er innerlich.
Wenn ich nicht aufpasse, ende ich noch wie Sophies Mutter und dulde nur
ältliche und gebrechliche Franzosen in meinem Haus.
Sophie flüsterte
vertraulich mit Lucien. Bleib vernünftig, befahl Patrick sich. jeder weiß, dass
Lucien
seiner toten Frau treu ist. Er will Sophie nur mit einem Flirt amüsieren.
Gereizt erhob sich
Patrick und schlenderte aus der Loge. Warum sollte er herumsitzen und zusehen,
wie andere Männer seiner Frau den Hof machten? Ich bin besessen, dachte er und
ging schnell den Flur des Theaters entlang ... besessen von unrealistischen und
eifersüchtigen Gedanken. Wo war Sophie zum Beispiel am Tag zuvor gewesen?
Braddon hatte sie um Punkt zwei Uhr abgeholt und sie erst um sieben Uhr
zurückgebracht, so dass sie kaum genug Zeit hatte, sich für das Hauskonzert
umzukleiden, das sie gemeinsam besuchen wollten. Und das Gleiche war am Freitag
der vergangenen Woche geschehen.
Er marschierte die
ungepflasterte Gasse entlang, die neben dem Drury Lane Theater entlangführte
und sein Herz raste vor Zorn. Er war einfach nicht fähig, seine Frau zu fragen,
was sie den ganzen Nachmittag mit ihrem alten Verehrer tat.
Sophie, das wusste
Patrick genau, war wie ein Wassertropfen; klar, ehrlich und treu. Sein
Liebesspiel zum Beispiel genoss sie ohne Scham oder Hemmungen. Sie flüsterte
ihm keine unaufrichtigen Liebesbeteuerungen zu, die allein auf ihrem Verlangen
basierten. Obwohl Patrick einräumen musste, dass er
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