02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
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darauf, dass er nach Hause kam. Sie brauchte ihren Schlaf dringender als die
Bestätigung, dass ihr Mann noch vor Morgengrauen nach Hause zurückkehrte.
Sophie nahm einen
weiteren Bissen. Das Rebhuhn schmeckte wie Sägemehl.
»Ich werde dich
morgen zu dem Ball bei den Greenleafs begleiten, wenn ich darf«, sagte Patrick.
»Es verspricht ein großes Gedränge zu werden.«
Sophie nickte. Ihr
Gatte war zum Abendessen nach Hause gekommen, und nun begleitete er sie auch
noch zu einem Ball?
Als Sophie schwieg,
sprach Patrick weiter. »Es wird dich freuen zu hören, dass bei White's darauf
gewettet wird, ob Braddon nächste Woche seine Verlobung mit deiner Freundin
Madeleine bekannt geben wird.«
Sophie schwieg und
Patrick fluchte innerlich. Was zum Teufel hatte er sich dabei gedacht? Sophie
würde bestimmt nicht sehr begeistert darüber sein, dass Braddon jemand anderes
heiratete, denn schließlich empfand sie etwas für diesen Mann.
»Vielleicht können
wir ein Picknick auf dem Land machen, wenn es am Wochenende schön bleibt«,
sagte er plötzlich. Es würde ihm bestimmt leichter fallen, mit Sophie zu reden,
wenn sie alleine miteinander wären und nicht an einem Tisch säßen, der von zwei
Lakaien flankiert wurde.
Plötzlich fuhr
Sophies Kopf nach oben, und Patrick sah zu seinem Erstaunen, dass ihre Augen ihn
zornig anblitzten.
»Ich will verdammt
sein, wenn ich dir gestatte, in dieses Speisezimmer zu spazieren, als wäre
nichts gewesen, und mich zu einem Picknick einzuladen«, sagte sie außer sich
vor Wut.
Patrick nickte
Clemens zu, der daraufhin die Lakaien aus dem Zimmer schickte und ihnen dann
hastig folgte.
»Warum nicht?«
Patrick blickte seine Frau völlig entgeistert an. Dies war eine neue Sophie,
und es bereitete ihm keinerlei Schwierigkeiten, den Zorn in ihren Augen zu
lesen.
Sophie erhob sich
und warf ihre Serviette auf den Tisch. »Ich habe mich nicht beschwert, wenn du
deine Geliebte besucht hast. Ich habe dir keine Vorwürfe gemacht - nicht
ein einziges Mal. Wenn du zu ihr gehen willst, dann geh! Geh! Aber komm nicht
zu mir zurück, als wäre ich ein Fisch, den du immer wieder an Land holen
kannst, wenn dir danach ist. Du hast wohl angenommen, ich würde dich dankbar
anlächeln und mit dir ein Picknick unternehmen, wenn du plötzlich beschließt,
deiner Frau ein bisschen Zeit zu widmen?«
Patrick sah seine
Frau mit undurchdringlicher Miene an.
»Ich gehe nun auf
mein Zimmer«, sagte sie abrupt. »Ich nehme dein Angebot, mich morgen zum Ball
zu begleiten, dankbar an. Deine freundliche Einladung zu einem Picknick muss
ich jedoch leider ablehnen. Ich fühle mich heute nicht wie eine lüsterne Dirne
und ich werde mich wohl auch morgen nicht wie eine fühlen. Daher«, sagte sie
mit ätzender Ironie, »würdest du dich in meiner Gegenwart sicherlich nicht sehr
wohl fühlen!«
Und mit diesen
Worten verließ sie so schnell es ihr in ihrem Zustand möglich war, das Zimmer
und stieg die Treppe hinauf
Der Herzog und die
Herzogin von Gisle lagen in dieser Nacht in ihren Betten und starrten zur Decke
hinauf. Hätte ein Engel durch das Dach in das Haus in der Upper Brook Street
geschaut, so hätte er zwei schlaflose Gestalten entdeckt. Patrick war wohl der
verzweifeltere von beiden, denn Sophie fand ihren wiederentdeckten Zorn nicht
unangenehm.
Hätte der gleiche
Engel sich die Mühe gemacht, am folgenden Abend durch das mit Seide
ausgeschlagene Dach der herzöglichen Kutsche zu schauen, die vor dem Haus der
Greenleafs am Hanover Square vorfuhr, hätte er erneut zwei stumme Gestalten
erblickt. Es bestand nur ein Unterschied: Sophie starrte die Wand an, während
Patrick den Blick nicht von seiner Frau losreißen konnte.
Sophie trug ein
Ballkleid, das ganz bewusst ihre neue, üppige Figur betonte. Hauchdünne,
glänzende, blassblaue Seide zierte ihr Oberteil und verdeckte und entblößte
gleichwohl die Rundungen ihrer Brüste.
Als die Kutsche
schließlich anhielt, zog Sophie, ohne sich der Blicke Patricks bewusst zu sein,
ihren Kaschmirschal enger um die Schultern. Bei dieser Bewegung wären ihr
beinah die Brüste aus dem hauchdünnen Stoffgebilde gerutscht.
Ich bin nicht
lüstern, dachte Patrick im Stillen. Ich bin nicht eifersüchtig. Die Hoffnung,
dass diese beiden Behauptungen durch ständiges Wiederholen wahr würden, ging
nicht in Erfüllung. Na gut, gestand er sich, ich bin lüstern. Er sprang aus der
Kutsche und streckte automatisch die Hand aus, um Sophie aus dem Gefährt zu
helfen. Und
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