02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
Sophie kicherte, während sie kleine Pirouetten durch den Salon
vollführte. »Natürlich habe ich Braddon erst den Laufpass gegeben, als ich
einen neuen Bewerber an der Hand hatte.«
Charlotte zog die
Nase kraus. »Sei bitte nicht so zynisch, Sophie! Das passt gar nicht zu dir,
und ich hasse es, wenn du dich wie eine Matrone benimmst, die doppelt so alt
ist wie du.«
Sophie hörte auf,
sich im Kreis zu drehen und nahm Charlottes Rüge lächelnd hin. »Ich wollte
nicht überheblich klingen«, sagte sie und verstummte dann. Es war ihr ja so
peinlich, zugeben zu müssen, dass sie nach all ihren gegenteiligen Protesten
nun doch zugestimmt hatte, Patrick zu heiraten.
Also eilte sie zu
Charlottes Schaukelstuhl hinüber und beugte sich über Sarah. »Oh, schau dir nur
Sarahs kleine Ohren an!«
Es herrschte ein
kurzes Schweigen, als sie beide Sarahs runden, mit spärlichen Haaren bedeckten
Kopf betrachteten und Sophie sanft mit dem Finger darüber strich.
Aber dann blickte
Charlotte auf und runzelte in gespieltem Tadel die Stirn. »Versuch nicht, das
Thema zu wechseln, Sophie York! Sag mir jetzt sofort, wem du das Eheversprechen
gegeben hast.« Dann tauchte ein entsetzter Ausdruck auf ihrem Gesicht auf. »Du
hast doch nicht Reginald Petersham erhört, oder?«
Sophie lachte.
»Nein, er ist ein angenehmer Mann, aber ein merkwürdiger Kerl! Hast du noch
andere Vorschläge?«
Charlotte presste
die Lippen zusammen. Sie würde auf gar keinen Fall noch einmal Patricks Namen
ins Spiel bringen, da Sophie ihn erst ein paar Abende zuvor vehement als
möglichen Kandidaten verworfen hatte.
»Was hältst du von
dem Herzog von Siskind?«, fragte Sophie.
Charlotte war
entsetzt. »Oh Sophie, du hast doch wohl nicht! Mein Gott, er ist steinalt und
hat acht Kinder!«
Sophie strich
erneut über Sarahs Kopf. »Aber ich liebe Kinder, Charlotte«, sagte sie
gefühlvoll und wandte den Blick ab, damit Charlotte ihre Belustigung nicht
sehen konnte.
»Oh nein«, stöhnte
Charlotte. »Er muss mindestens fünfundsechzig sein!«
»Nein, ich habe ihn
nicht erhört«, räumte Sophie ein. »Ich hätte gerne meine eigenen Kinder.« Mein
eigenes Kind, korrigierte sie sich im Stillen. »Nein, ich habe beschlossen,
Patrick zu nehmen. Er schien recht beharrlich.«
Einen Augenblick
lang begriff Charlotte nicht, was Sophie meinte. Dann stieß sie ein
begeistertes Juchzen aus. Erschrocken fing Sarah an zu greinen, und so musste
Charlotte die Unterhaltung unterbrechen und ihr Baby eine Weile wiegen, bis es
wieder ruhig an ihrer Brust lag..
Schließlich konnte
Charlotte den Blick wieder auf Sophie richten. Sie legte einen Arm um Sophies
Schultern und zog sie an sich.
»Nun bist du meine
Schwester«, sagte sie und ihre Züge verrieten unbändige Freude.
Als Einzelkind
hatte sich Sophie immer sehnlichst eine Schwester gewünscht ... und nun bekam
sie eine. »Schwester«, flüsterte Sophie.
Fragen sprudelten
aus Charlotte heraus wie Wasser aus einer Quelle. »Aber wie? Wohin werdet ihr
eure Hochzeitsreise unternehmen? Oh, und hast du ihm von deinen Sprachen
erzählt? Was sagt deine Mutter dazu?«
»Mutter hatte
gestern ungefähr drei hysterische Anfälle wegen meiner Undankbarkeit«, sagte
Sophie trocken, »aber heute hat sich ihre Empörung meinem zukünftigen Gatten
und seinem störrischen Naturell zugewandt. Patrick wünscht, dass die Zeremonie
in vierzehn Tagen stattfindet. Daraufhin teilte Mama ihm mit, dass eine Hochzeit
innerhalb der nächsten drei Monate gar nicht in Frage käme. Am Ende scheint es,
als würden wir in sechs Wochen vermählt werden. Wir werden von seinem Onkel,
dem Bischof von Winchester getraut werden.« Sophie schwieg einen Moment lang
verwirrt. »Nun, du weißt vermutlich längst, dass der Onkel deines Mannes ein
Bischof ist.«
Als Charlotte lächelte,
hielt Sophie den Atem an. Würde Charlotte nach den Gründen für ihre skandalös
kurze Verlobungszeit fragen? Konnte man es überhaupt eine richtige
Verlobungszeit nennen?
Hastig sprach sie
weiter. »Mama bereitet nun in aller Eile eine große Hochzeit vor. Mein Vater
hat mit allen Mitteln versucht, sie davon abzuhalten, aber sie ist überzeugt,
dass mein gesellschaftlicher Ruin nur verhindert werden kann, wenn wir diese
Hochzeit so prunkvoll wie möglich gestalten. Sämtliche Dienstmädchen nähen
bereits Pferdedecken aus pinkfarbenem Taft. Mama möchte, dass die Einladungen
in angemessenem Stil überbracht werden.«
Charlotte zog ihre
eigenen Schlüsse über Patricks
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