02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
sie vor einem Monat bei meinem Ball erwischte, und ich
sage dir, das hat nichts mit Liebe zu tun! Aber du weißt das natürlich nicht,
denn du warst ja nie verheiratet.«
Penelope warf ihrer
Freundin einen beinah hasserfüllten Blick zu. Was wusste Sarah Prestlefield
schon von »Blicken«? Sie war eine korpulente alte Matrone über fünfzig, und
Penelope wollte ihren Hut verspeisen, wenn Lord Prestlefield Sarah je auf die
Art angesehen hatte, wie Patrick Foakes es gerade bei seiner frisch gebackenen
Frau getan hatte. »Es ist mir egal, was du sagst, Sarah«, verkündete Penelope.
»Für mich sehen sie aus wie das romantischste Paar auf Erden.«
Lady Prestlefield
hob ihre Nase in einer Geste von offenkundigem Unglauben in die Höhe.
»Ich sage dir etwas,
Sarah«, beharrte Penelope. »Nur ein Dummkopf würde annehmen, dass eine Frau,
die klar bei Verstand ist, Slaslow Patrick Foakes vorziehen könnte.«
Sarah warf ihr
erneut einen leidenden Blick zu. »Du bist wirklich eine Närrin, Penelope«,
sagte sie unumwunden. »Slaslow ist ein Graf. Keine Frau, die klar bei Verstand
ist, würde ihn wegen eines jüngeren Bruders laufen lassen, egal, wie reich Foakes auch
sein mag.«
Das frisch
vermählte Paar näherte sich ihrer Bankreihe, und die Art, in der Patrick Foakes
den Arm seiner Frau in den seinen gelegt hatte und sie so dazu zwang, ganz
dicht bei ihm den Gang entlangzuschreiten, bestärkte Penelopes Glauben an eine
Liebesheirat.
Außerdem ging der
Graf von Slaslow direkt hinter seiner ehemaligen Verlobten und seine leichte
Ähnlichkeit mit einer Bulldogge ließ sie erschauern. Penelopes Meinung nach
waren Patricks schwarzen Augen Braddons plumper Freundlichkeit eindeutig
vorzuziehen. Reichtum und Titel hatten nichts mit dieser ... dieser Aura von
Sinnlichkeit zu tun, die Patrick Foakes umgab.
»Schau dir das an«,
sagte Lady Prestlefield. »Erskine Dewland kann wieder gehen. Ich dachte, die
Ärzte hätten behauptet, er würde nie wieder das Bett verlassen können.«
Desinteressiert
beobachtete Penelope, wie Erskine - seinen Freunden als Quill bekannt -,
den Gang entlangkam. Dann drehte sie sich um, damit sie den frisch Vermählten
noch einmal nachsehen konnte. Die großen Türen standen offen, und die Foakes'
verharrten mit dem Rücken zur Kirche auf der obersten Marmorstufe. Ein winziger
Sonnenstrahl traf Sophies schlanke Gestalt und verwandelte sie in eine goldene
Flamme, während Patrick neben ihr wie ein düsterer Wintergott wirkte. Noch
einmal beugte sich Patrick über seine Braut.
»Du kannst sagen,
was du willst«, sagte Penelope Luster heftig zu ihrer engsten Freundin. »Aber
ich werde immer behaupten, dass dies eine Liebesheirat war! Und ich habe nicht
vor, je die Meinung eines anderen zu diesem Thema zu vertreten!«
Sarah blickte zur
Seite und musterte Penelopes zusammengepresste Lippen. Penelope war die meiste
Zeit ein sanftmütiger Mensch, aber wenn
sie sich eine Idee
in den Kopf gesetzt hatte, dann klammerte sie sich daran fest wie ein Köter an
einen Knochen.
»Is tja gut,
Penelope, ist ja gut«, flüsterte Sarah und tätschelte Penelopes Hand. »Ich
stimme dir natürlich zu. Und du weißt doch, dass Maria Romanzen liebt. Schau
sie dir an - sie schnäuzt sich gerade in ihr Taschentuch.« Die Gräfin
Maria Sefton war eine der einflussreichsten Damen der feinen Gesellschaft
Londons.
Und so gelang es
Patrick tatsächlich, die schönste Frau Londons zu erobern, sie seinem besten
Freund auszuspannen, sie unverzüglich zu heiraten und ungeschoren
davonzukommen. Statt sie zu schneiden oder hinter vorgehaltener Hand grausame
Kommentare zu flüstern, sonnte sich die feine Gesellschaft in ihrer eigenen
Großzügigkeit. Patrick und Sophie waren ja so liebreizende, schöne Kinder!
Liebende würden immer Liebende bleiben!
Braddon gab tapfer
sein Bestes und schluckte seinen Zorn darüber hinunter, schon wieder eine geeignete
Frau an die Foakes-Brüder verloren zu haben.
»Es war wie bei
Romeo und Julia«, sagte er leichthin, als Lord Winkle sich auf dem Ball, der
der Trauung folgte, zu ihm gesellte und fragte, wie es sich anfühle, wenn der
beste Freund einem die Braut stahl. »Ich konnte ihnen doch nicht im Weg stehen,
oder? Wie bei Tristan und ...« Er war sich nicht ganz sicher. Wie hießen noch
mal all diese verfluchten Liebenden, die ei, in der Schule hatte lernen müssen?
»Tristan und
Isolde?«, fragte Miss Cecilia Commonweal, die allgemein als Sissy bekannt war,
hilfsbereit.
»Ja,
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