02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
albernen Federn auf dem Kopf, die bei den anderen
Frauen in London schon lange nicht mehr modern waren?
»Wir segeln die
Küste entlang - heute Abend brechen wir auf«, antwortete Patrick.
Sissy runzelte die
Stirn. »Heute Abend? Ich hatte den Eindruck, dass Schiffe nur bei
Gezeitenwechsel lossegeln können. In der Times ...«
Patrick blendete
ihre Stimme einfach aus und hing seinen eigenen Gedanken nach. Was zum Teufel
hat Braddon mit meiner Frau zu bereden?, fragte er sich.
Meine Frau,
wiederholte Patrick im Geiste und ein berauschendes Glücksgefühl erfasste ihn.
Es klang einfach wunderbar. Seine Augen glitten genussvoll über Sophies
schlanken, weißen Arm das einzige, was hinter der Säule zum Vorschein kam.
Sissy Commonweal sprach immer noch über die Gezeiten.
Patrick platzte
beinah vor Selbstgefälligkeit. Er hatte das ganze Brimborium richtig
eingefädelt. Er hatte seiner Frau vor der Hochzeitsnacht die Jungfräulichkeit
genommen, so dass sie beide ungestörte Freuden vor sich hatten. Zuerst würde er
ihr das Kleid von einer Schulter streifen und jeden Zentimeter ihres Arms
küssen, an der Innenseite ihres Ellbogens entlang ...
Aber Patricks Plan
standen zwei Dinge im Weg: Miss Cecilia Commonweals Stimme war inzwischen
verstummt und er ärgerte sich immer mehr darüber, wie Braddon Sophie in
Beschlag nahm. So würden sie die feine Gesellschaft Londons nicht davon
überzeugen, dass Braddon sich rein gar nichts daraus machte, - dass
Sophie ihm den Laufpass gegeben hatte! Worüber sprachen sie überhaupt?
Sissy schaute
gequält und verlegen auf ihre pinkfarbenen Schuhe hinunter. Der ganze Saal
konnte wahrscheinlich die scharfe Stimme des Grafen von Slaslow hören. Mein
Gott, er schrie Lady Sophie regelrecht an. Sie hatte genau gehört, wie er
sagte: »Das ist das Mindeste, was Sie für mich tun können!«
Dann bemerkte sie,
dass Patrick Foakes aus seinem Tagtraum erwacht war und sie mit einem
charmanten Lächeln ansah. Sicherlich hatte er Slaslows Bemerkung gehört, aber
er machte nicht den Eindruck, als kümmerte es ihn.
»Würden Sie gerne
tanzen?« Patrick schob eine Hand unter Sissys Arm und drehte sie in Richtung
Tanzfläche.
»Nun ...« Sissy
blickte unbehaglich zu Braddon und Sophie hinüber. Sie schienen völlig in ihre
Unterhaltung vertieft. »Sollten Sie nicht mit Ihrer Frau tanzen? Ich bin
sicher, Sie würden viel lieber mit ihr tanzen.«
Patricks Lächeln
kühlte merklich ab. »Ganz und gar nicht. Ich wünsche, mit Ihnen zu tanzen.« Und
ohne ein weiteres Wort schob er das lästige Mädchen auf die anderen Paare zu,
die sich zu einem Reel aufreihten.
Sissy errötete. Es
schockierte sie zutiefst, sich mit Patrick Foakes auf der Tanzfläche
wiederzufinden. Sicherlich sahen ihnen alle anderen Gäste zu.
»Oh, du meine
Güte«, flüsterte sie. »Werde ich rot?«
Patrick grinste.
»Nein, sollten Sie?«
»Ja!« Sissy war
völlig aufgelöst. »Ich tanze mit dem Bräutigam, und Ihr Ruf, wissen Sie, und
Ihre Frau ...«
»Miss Cecilia, oder
darf ich Sissy sagen?« Als sie schüchtern nickte, fuhr Patrick fort. »Nun,
Sissy, in einem Jahr können wir durch den ganzen Ballsaal wirbeln und niemand
wird uns auch nur einen zweiten Blick schenken.«
Sissy dachte über
diese Bemerkung nach und fand sie nicht sehr tröstlich. Sie war gerade dem Blick
ihrer Mutter begegnet und diese schien äußerst wütend zu sein.
»Warum in einem Jahr?«,
fragte sie. Ihre Mutter predigte ihr stets, es sei die Pflicht einer Dame, die
Unterhaltung aufrecht zu halten.
»In einem Jahr
werden wir beide alte Eheleute sein, und jeder weiß doch, dass niemand
Eheleuten beim Tanzen zusieht.«
»Ihnen schon«,
platzte Sissy heraus und fügte dann hastig hinzu, »außerdem werde ich nicht
verheiratet sein.«
Patrick lächelte
sie an. Das unglückliche Gesicht des Mädchens hatte bei ihm ein leises
Mitgefühl ausgelöst. »Doch, das werden Sie.«
»Oh nein, ich bin
nie sehr gut angekommen, verstehen Sie.« Sissy war so verwirrt, dass sie ihm ihre
innersten, quälendsten Gedanken offenbarte. »Ich habe mich immer in die
falschen Männer verliebt, und sie waren nie gut genug, wie meine Mutter immer
sagt.« Die letzte Bemerkung schob sie hastig nach, als ihr zu spät klar wurde,
wie unglaublich vulgär sie klang.
Aber Patrick lachte
nur. Seine Augen blickten sie so warmherzig an, dass Sissy es bis in die Zehenspitzen
spürte.
»Ich gebe Ihnen
einen Rat«, sagte er. »Suchen Sie sich einen jungen Mann aus, der
Weitere Kostenlose Bücher