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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Nachtlager in einem wieder hergerichteten Teil des separaten Flachbaus.
    Die in einem Gefängnis erlittene Folter machte es ihm unmöglich, körperliche Arbeiten zu verrichten. Umso unentbehrlicher war er für Mutter bei der Erledigung der vielen Schreibarbeiten, die das Führen einer solch großen Farm mit sich bringt.
    Bisis Prophezeiung
    Mutters größte Hilfe beim Wiederaufbau der Farm war Mama Ada, die unermüdlich arbeitete. Bereits in den ersten Wochen hatte sie ihr Baby verloren.

    Sie hatte sich wohl doch zu sehr angestrengt. Vaters Besuch hatte auch sie verändert, sie lachte öfter und war nicht mehr so schweigsam wie sonst. Den Grund fand ich erst ein paar Monate später heraus: Mama Ada war erneut schwanger. Da sie so groß und hager war und sich stets in weite Gewänder wickelte, bekam ich das erst recht spät mit, denn Ada schonte sich immer noch nicht. „Ein Mensch, der nichts arbeitet, ist nutzlos. Umso besser, wenn mein Baby das frühzeitig merkt“, sagte sie immer.
    Mama Bisi hatte auf einem versteckten Fleckchen Erde neben dem Haus ein kleines Blütenwunder zustande gebracht. Dort gediehen einige prächtige Bougainvilleabüsche, die sie zu neuem Leben erweckt hatte. Wenn ich sie am Abend suchte, um mit ihr ein bisschen zu plaudern oder mich an sie zu kuscheln, konnte ich sie dort zumeist finden. Sie sprach mit ihren Büschen und zupfte welke Blüten ab.
    Deshalb war ich auch nicht sonderlich erstaunt, als ich sie eines Abends leise sprechen hörte, während ich mich näherte. Zu meiner Überraschung war sie nicht allein. Mama Ada war bei ihr; meine beiden Lieblingsmamas hockten am Boden zwischen den Sträuchern. Als Mama Ada mich sah, hob sie mahnend den Zeigefinger an die Lippen, um mich schweigen zu heißen, bevor ich etwas sagen konnte.
    Ich verstand nicht sofort, was vor sich ging: Mama Bisi befragte das Orakel, um die Zukunft von Mama Adas ungebore-nem Kind zu erfahren. Papa David, das wusste jeder, lehnte die traditionelle Anrufung der Ahnen ab. Doch in der Abgeschiedenheit der Farm konnte sein langer Arm uns nicht erreichen; Mama Bisi praktizierte wieder ihr Orakel, für das sie ihre alten Kaurischnecken verwendete. Natürlich heimlich.
    Die Prophezeiung des Orakels habe ich an jenem Abend zwar nicht wortwörtlich verstanden, aber ich bekam mit, dass Mama Adas Baby nicht lange nach der Geburt sehr krank werden würde und dass wir alle besonders gut auf die Kleine aufpassen müssten. Ihre erste Tochter war nur sechs Jahre alt geworden und erst vor kurzem hatte sie eine Fehlgeburt erlitten -kein Wunder, dass diese Prophezeiung ein Schock für sie war.
    „Wird es sterben wie das andere Kind?“, fragte Ada.
    „Kein „es“. Eine „sie“ - ein Mädchen!“, sagte Bisi. Sie warf die kleinen Schnecken erneut und studierte eingehend ihre Lage. „Deine Tochter wird rein wie eine weiße Blume sein, die keine Schuld auf sich lädt. Deshalb verlangen ihre Ahnen, dass ihr Name Susan lautet.“
    Mama Ada war nach dieser Prophezeiung sehr verstört. Sie begab sich sofort in unsere kleine Kapelle. Sie verließ sie die nächsten Tage nicht einmal, betete pausenlos und flehte Gott um Hilfe an.
    Mutter bemerkte Adas seltsames Verhalten bald und befragte auch mich über die Ursache, da sie sich große Sorgen machte und wusste, dass ich oft mit meiner Patentante zusammen war. Aber ich hatte meinen beiden liebsten Mamas versprochen, dass ich kein Wort über Bisis Orakel verraten würde. Denn obwohl Ada und Bisi Mutters beste Freundinnen waren, befürchteten sie dennoch, dass Mutter Papa David informieren und ihm Bisis heidnisches Verhalten berichten würde. Das Schweigen, das ich mir selbst auferlegt hatte, machte mich krank.
    Ich bekam hohes Fieber und Durchfall. Mama Bisi vernachlässigte ohne zu zögern ihre täglichen Arbeiten und übernahm meine Pflege.
    Ich hatte wohl schon einige Tage lang so hohes Fieber, dass Mutter keinen Rat mehr wusste. Da legte sich meine Pflegerin
    zu mir auf das Nachtlager aus Strohmatten, streichelte mir den nassen Kopf und sagte: „Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht, Choga. Verzeih meine Dummheit. Ich werde deiner Mutter alles beichten. Du sollst nicht weiter darunter leiden, dass Erwachsene von dir verlangen, über ihre Taten zu schweigen.“
    „Papa David wird sehr böse mit dir werden! Wenn er dich nun fortschickt wie Mama Idu?“
    „Dann ist das Gottes Wille.“ Mama Bisi sagte das vollkommen ruhig, aber für mich waren ihre Worte schrecklich. Sie zu

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