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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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keinen Fall etwas erfahren“, entschied sie sofort. „Er wird sonst Papa David um deine Hand bitten.“ Sie machte eine Pause, faltete die Hände im Schoß und blickte darauf. „Vielleicht wird er auch nicht so lange warten.“ Mein Herz setzte einen Schlag aus. „Hier kann ich dich nicht beschützen, Choga Regina. Im Harem bist du wenigstens sicher.“
    Mutter ließ mich sofort alles auswaschen. Anschließend lief ich zur weißen Madonna und dankte ihr, dass sie ihre Hand schützend über mich hielt. Durch Jems Ungehorsam war unsere Gemeinschaft zwar zerschlagen worden, doch mit einem Mal sehnte auch ich mich wieder stark nach den sicheren Mauern des Harems. Da es Felix nicht gelang, sich gegen meine Mutter und die ihr in Freundschaft ergebenen Frauen durchzusetzen, drang er gegenüber Papa David darauf, dass wir alle möglichst schnell von der Farm verschwanden.
    Mama Ngozi und Mama Funke erhielten von Felix die Erlaubnis, bei ihren Töchtern in der Nähe von Jeba zu leben. Mutter, Mama Ada und ich mussten diesmal nicht mit einem Lieferwagen nach Lagos zurückfahren. Papa David kam nämlich mit einem seiner großen Autos vorbei. Felix wollte ihm wohl zeigen, dass er die Farm in den vergangenen drei Monaten übernommen hatte, und richtete ein großes Fest zu Vaters Ehren aus. Zahllose Menschen aus den anderen Dörfern hatte er dazu eingeladen. Bis in den Morgen hinein wurde gefeiert.
    An jener Nacht ist vor allem erwähnenswert, dass Papa Felix mitbekam, wie viele Besucher die Nähe Corns suchten. Sie streichelten den kleinen gelben Hund, der immer noch im Ruf stand, ein Glücksbringer zu sein. Vater selbst hielt nichts von solchem Aberglauben, auch wenn er das Tier nach wie vor auf der Farm duldete. Felix hörte sich die Geschichte von Corns Lebensrettungsaktion aufmerksam an. Immer wieder kamen junge Mädchen und Frauen, um den Hund anzufassen. Felix ließ das Tier kaum aus den Augen. Als eine hübsche Frau sich vorsichtig Corn näherte, sich aber nicht traute, ihn zu berühren, kam Felix heran. Er, der Tage zuvor nach dem „nutzlosen“ Hund getreten hatte, führte nun die Hand der Frau an das Fell Corns und redete dabei die ganze Zeit auf sie ein.
    Die junge Frau streichelte Corn mit einem glücklichen Lächeln, während Felix scheinbar fürsorglich den Arm um sie legte. Ich stand die ganze Zeit daneben und kochte vor innerer Wut. Wie konnte er den Glauben an Gott niederträchtig missbrauchen, um sich eine andere Person gewogen zu machen!

Und diesem Umstand verdankte Corn letzten Endes auch noch sein Leben: Der verkrüppelte Hund lockte Frauen an. Felix, diese Schlange in Menschengestalt, brauchte nur geduldig abzuwarten und konnte dann zuschnappen.
    Mir war natürlich klar, dass der Abschied von der Farm auch die Trennung von meinem geliebten Bruder bedeutete.
    „Was wird aus Jo werden?“, fragte ich Mutter an unserem letzten Abend. „Wird er zu einer anderen Familie geschickt?“
    „Was meinst du, was Jo möchte? Hast du ihn mal gefragt?“
    „Er sagt, er würde lieber hier bleiben. Wenn Papa Felix nicht da wäre“, antwortete ich.
    Mutter lächelte: „Wir können den Elefanten nun mal nicht in die Wüste schicken. Also werden wir wohl ein Kamel brauchen, das den Elefanten und seine Herde ernährt.“
    „Und wenn Papa Felix nicht will?“
    „Felix hat sich nichts erklären lassen. Das war nicht sehr klug von ihm. Pass morgen gut auf, was ich tun werde.“
    Am Morgen unserer Abfahrt hatten wir unsere Sachen schon in Vaters Wagen verladen und trugen unsere Ausgehkleider, als eine der Farmhelferinnen aufgeregt angelaufen kam. „Mama Lisa!“, rief sie von weitem. „Die Pumpe am Stauteich ist kaputt. Das Wasser wird die Felder überschwemmen. Komm schnell!“
    Mutter deutete auf ihr blütenweißes Kleid. „Das kann Papa Felix doch machen.
    Er ist jetzt für die Farm zuständig.“
    Felix stand in seinem golddurchwirkten Kaftan daneben und tat keinen Schritt:
    „Ich bin kein Mechaniker.“
    Papa David blickte von Mutter zu Felix. „Hast du ihm denn nicht gezeigt, wie alles funktioniert?“, fragte er.
    „Ich habe ihm alles gezeigt, was er wissen wollte“, antwortete Mutter klug.
    Mein Vater sah sich um: „Wo ist denn Jo?“
    „Der wird nach Ibadan zurückkehren, wie du es verlangt hast“, antwortete Mutter. „Er ist drüben und packt seine Sachen zusammen.“
    Papa David hatte verstanden. Und ich auch: Tatsachen überzeugen mehr als 1000 Worte. Mit schweren Schritten ging mein Vater zum

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