02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren
leise.
„Ich schlage vor, dass du dich zunächst in Ruhe umsiehst, welches der beste Platz für dich ist. In ein paar Monaten wirst du die Farm und dies Haus führen, wie du es für angemessen hältst“, sagte sie nun ruhig.
Felix sprang aus dem Stuhl auf, in dem er gesessen hatte. „Du bist keine Afrikanerin. Aus dir spricht das Gehabe der Weißen, die Schwarze für ihre Diener halten!“, wetterte er.
„Ist es eine Frage der Hautfarbe, dass man jene Frau respektiert, die diese Farm zu dem gemacht hat, was sie ist?“, fragte Mama Ada. „Noch bist du Gast in diesem Haus. Keine von uns kann es hinnehmen, dass du unsere Mitfrau Lisa beleidigst.“
Felix schickte einen wütenden Blick in die Runde. Von seinen Frauen wagte keine, ihm auch nur in die Augen zu sehen. „Da drüben im Flachbau werden die Farmhelferinnen wohnen.“
„Ist es eine gute Idee, sie im gleichen Haus wohnen zu lassen wie Okereke und Jo?“, fragte Mutter.
„Du scheinst ja keine meiner Ideen gut zu finden!“, blaffte Felix.
„Ich hatte nicht die Absicht, deine Autorität zu untergraben. Angelegenheiten, die die Leitung der Farm betreffen, habe ich nie besprochen, wenn alle versammelt waren. Du aber wolltest es so“, meinte Mutter.
„Nun gut, dann werden wir warten, bis du mit deinen Frauen abgereist bist. Du bist ja offensichtlich nicht in der Lage, mit mir zusammenzuarbeiten“, zischte Felix.
„Kennst du die Geschichte von dem Kamel, das den Elefanten trifft?“, fragte Ada.
„Ja, die kenne ich“, knurrte der künftige Hausherr, drehte sich um und stampfte wütend aus dem Haus.
„Er kennt sie nicht“, sagte Ada. „Denn er benimmt sich wie der Elefant.“ Alle Frauen lachten. Auch die von Felix.
„Wie geht die Geschichte vom Kamel und Elefant?“, fragte ich Ada, als wir abends auf der Terrasse saßen, Corn wie immer an meiner Seite.
„Ein Kamel und ein Elefant betraten einen dichten Wald“, erzählte Mama Ada,
„das Kamel kostete von den harten Blättern, denn es lebte in der Wüste und freute sich an dem vielen Grün. Der Elefant aber riss die jungen Bäume aus, die ihm im Weg standen, und bahnte sich eine breite Schneise. „Warum tust du das?“, fragte das Kamel. „Ein Elefant braucht Platz“, antwortete der Dickhäuter nur und stampfte weiter. Sie durchquerten den Wald und kamen in eine weite Wüste. Irgendwann klagte der Elefant über Hunger, während das Kamel genügsam sein Essen wiederkäute. Schließlich brach der Dickhäuter entkräftet zusammen. Da sagte das Kamel: „Wozu ist all deine Kraft nutze, wenn du sie doch nur brauchst, um deine Umwelt zu zerstören und am Ende in der Wüste zu verhungern?“ Der Elefant konnte dem Kamel nicht mehr antworten. Er war gestorben.“
Meine Mutter war hinter uns beide getreten. „Nun, Choga Regina, glaubst du, dass Papa Felix diese Geschichte verstehen würde?“
Ich schüttelte den Kopf, denn mir machte die Fabel schwer zu schaffen. „Ich glaube, nicht“, meinte Mama Ada, „Elefanten walzen nun mal alles nieder, was ihnen in die Quere kommt, während das Kamel für schlechte Zeiten vorsorgt.“
„Und du hältst uns beide für Kamele?“ Mutter amüsierte sich.
„Es sind gute Arbeitstiere“, sagte Mama Ada und streckte die Arme unter ihr Tuch, so dass sie am Rücken einen Höcker bildeten.
Daraufhin schlang Mutter die Arme ineinander, um einen Rüssel nachzumachen.
„Ich kann's nicht“, prustete sie kichernd. „Wisst ihr, dass es in Deutschland ein Sprichwort gibt, demzufolge Elefanten alles Porzellan zertrampeln?“
„In Deutschland gibt es auch Elefanten?“, fragte Mama Ada interessiert.
„Aber nur welche mit zwei Beinen!“, lachte Mutter.
„Solche wie Papa Felix!“, rief ich fröhlich.
Mutter machte weiter wie bisher und fuhr jeden Morgen gemeinsam mit Mama Ada und Jo auf dem Traktor hinaus auf die Felder, wo viel Arbeit auf sie wartete. Papa Felix wollte die drei nicht begleiten. „Frauenarbeit!“, lautete sein Kommentar.
„Solltest du nicht besser wissen, wie die teuren Bewässerungsanlagen funktionieren, die wir installiert haben?“, fragte Mutter, die auf ihre deutschen Methoden zur Ertragssteigerung sehr stolz war. Doch er interessierte sich weder dafür noch für die verschiedenen Gemüsesorten, die wir kultivierten.
Ich kümmerte mich wie immer ums Haus, versorgte die Hühner und Ziegen und nutzte die Zeit, um meiner neuen Aufgabe nachzugehen. Wir hatten aus einfachen Mitteln ein recht großes Treibhaus gebaut, in dem
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