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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Abschieds. Vater nahm Mama Bisi und Jem mit nach Lagos. Die beiden stiegen auf die Ladefläche von Papa Davids offenem Pritschenwagen und winkten uns zu. Ich stand noch lange reglos da, starrte in die dichte Staubwolke, die sich immer weiter entfernte. Ich fühlte mich schrecklich traurig. Bis zu diesem Tag war Mama Bisi immer an meiner Seite gewesen; sie zu verlieren, war der schlimmste Preis, den wir für Jems Ungehorsam zahlen mussten.
    Ich wusste, dass es sehr egoistisch war, das so zu sehen, und kämpfte gegen meine Tränen an. Obwohl ich dachte, dass es nicht richtig sei, uns alle für das Fehlverhalten eines einzelnen Menschen zu bestrafen, schluckte ich meine Worte hinunter. Denn insgeheim konnte ich auch Jem verstehen, die sich der Ehe mit einem ihr Fremden widersetzte.
    Kamel und Elefant
    Auf den ersten Blick wirkte Papa Felix recht freundlich. Obwohl er mir als 14-Jähriger uralt vorkam (später erst erfuhr ich, dass er damals 46 war), sah er trotzdem jünger aus. Er war sehr schlank und lachte viel. Aber sein Lachen gefiel mir nicht. Es wirkte gespielt. Er hatte große weiße Zähne, die er gerne entblößte. Das verlieh ihm das Aussehen eines gefährlichen Tieres. Nach allem, was Jo mir erzählt hatte, war ich felsenfest davon überzeugt, dass Papa Felix nur so tat, als wäre er ein netter Kerl. Am unangenehmsten fand ich seine Hände und seine Augen. Die waren ständig in Bewegung, schienen nach einem greifen zu wollen. Ich fragte mich, wieso mein Vater, der so viele Leute kannte, nicht merkte, was für eine Art von Mensch sein Stellvertreter wirklich war. Aber ich schimpfte mich selbst wegen meiner Voreingenommenheit. Denn bislang kannte ich den Mann nur vom Hörensagen. Allerdings war mir nicht entgangen, dass Corn die Ankunft des neuen Farmleiters mit einem bedrohlichen Knurren kommentierte. Schließlich hatte mein Lebensretter eine ausgeprägte Menschenkenntnis.
    Wenn man Papa Felix sah, konnte man unschwer erahnen, wer sein Vorbild war: Er kleidete sich wie mein Vater in eine weite Baba Riga, deren weißer Stoff golddurchwirkt war, und schmückte sich mit der gleichen hohen Mütze. Im Gegensatz zu Papa David war er jedoch schmaler, schlanker und kleiner.
    „Der Papa, der gern ein großer Mann wäre“, sagte Mama Ada. Sie hatte gut reden. Ada war einen halben Kopf größer als Felix! Während mein Vater sich langsam und gemessen bewegte, was wohl das Geheimnis seines beeindruckenden Auftretens war, schien Felix von einer inneren Unruhe getrieben. Ständig tauchte er irgendwo auf der Farm auf, wenn man nicht mit ihm rechnete. Für den Leiter einer Farm mag das eine gute Taktik sein, denn dann wirkt er allgegenwärtig und niemand vernachlässigt seine Aufgaben. Felix jedoch gab keine Ratschläge, wie etwas zu verbessern sei, sondern verwickelte einen in Gespräche über Nebensächliches. Genau genommen hielt er die Leute vom Arbeiten ab.
    Vielleicht empfand ich das aber nur so, weil ich bereits voreingenommen war.
    Die Farmarbeiterinnen jedenfalls schätzten es sehr, da er sie sehr freundlich behandelte. Von meiner Mutter waren sie diese Aufmerksamkeit nicht gewohnt.
    Sie teilte die Arbeiterinnen und uns andere zu Tagesbeginn ein und erklärte, wo sie selbst tagsüber zu finden sei, falls es Fragen gebe. Das war eine ganz klare Struktur.
    Sobald Papa David mit Bisi und Jem abgereist war, wollte Felix das ganze Haus auf den Kopf stellen. Mutter und Mama Bisi hatten sich das Zimmer neben jenem geteilt, in dem ich bis zu Efes Abreise gemeinsam mit ihr gewohnt hatte.
    Mutters Zimmer war früher wohl die Bibliothek des englischen Besitzers gewesen. Der Raum war sehr groß und lag direkt neben dem Eingang, so dass Mutter immer wusste, was im Haus vor sich ging.
    Um uns zu informieren, wie er die Zimmer neu aufteilen wollte, rief Felix alle Frauen in der Eingangshalle zusammen. Jo und Okereke waren beschäftigt und konnten daher nicht an der Versammlung teilnehmen. Allerdings waren sie von der Neuordnung nicht betroffen und verpassten somit nicht viel. Überhaupt gingen die beiden Papa Felix aus dem Weg. Der neue Farmleiter begann mit Mutter. „Lisa wird mit Ada, Ngozi und Funke ein Zimmer bewohnen.“ Die drei Mamas hatten sich bislang das frühere Schlafzimmer des englischen Hausherrn geteilt, das im ersten Stock lag.
    „Sobald mein Mann mich abgeholt hat, wird dir mein Zimmer zur Verfügung stehen“, entgegnete Mutter freundlich, aber bestimmt.
    „Du widersprichst mir?“, zischte Felix

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