02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren
ein kluger Mann, großer Bruder“, sagte ich erleichtert.
Jo schüttelte den Kopf, blieb ganz ernst: „Nein, das bin ich nicht. Du bist eine kluge Frau, Choga. Ich war im Begriff, einen großen Fehler zu machen.“
Ihre Schwangerschaft verwandelte Mama Idu in eine launische Person, die sich in jede Kleinigkeit einzumischen begann und alle unangenehm herumkommandierte. Wahrscheinlich damit niemand sie wegen ihres Ehebruchs angriff, kam sie den anderen zuvor und sorgte dafür, dass sich die Frauen untereinander wegen Nichtigkeiten stritten. Stets war irgendetwas verschwunden und wurde im Zimmer einer anderen Frau gefunden. Ich hatte meist außerhalb des Hauses zu tun und bekam diese lächerlichen Intrigen zum Glück nur am Rande mit.
Aber dann verfiel Idu auf die Idee, auch mich zum Ziel ihrer hinterhältigen Spielchen zu machen. Selbstverständlich nicht direkt. Sie schickte Felix vor. Es ging, natürlich, ums Geld. Das hatte ich während meiner Ehe bisher stillschweigend selbst verwaltet, aber immer einen angemessenen Teil bei Idu abgeliefert, die ihn dann an Papa Felix weiterreichte.
Nun tauchte mein Ehemann also auf, während ich im Gewächshaus meiner liebsten Tätigkeit nachging. Ich säte neue Tomaten, über deren rasches Wachstum ich mich jedes Mal wie ein Kind freuen konnte. Der unaufhörliche Neubeginn, die ' nie endende Kraft der Natur hatte mir inmitten meines seelischen Chaos stets den Mut gegeben, mich neu aufzuraffen. Felix verlangte, dass ich die gesamte Summe, die ich auf dem Markt eingenommen hatte, bei ihm abzugeben habe.
„Ich habe dieses Geld selbst verdient, jeden einzelnen Kobo“, sagte ich ganz ruhig. „Du hast keinen Grund, dich zu beschweren.“
„Ich bin dein Mann, Choga. Diese Familie untersteht mir. Ich lasse nicht zu, dass du hier einfach machst, was du willst.“
„Du machst doch auch, was du willst. Aber im Gegensatz zu dem, was du so tust, kommt meine Arbeit allen zugute.“
Das hätte ich nicht sagen dürfen. Aber da war es auch schon zu spät. In der nächsten Sekunde lag ich am Boden, hatte keine Ahnung, wie ich dahin gekommen war. Mein Kopf schmerzte fürchterlich. Der Angriff war zu überraschend gekommen. Ich hatte mich wohl auch zu sicher gewähnt.
Fassungslos lag ich da und rührte mich nicht von der Stelle. In Papa Felix'
Gesicht ging eine eigenartige Veränderung vor sich, mit einem Mal sah er ganz seltsam auf mich herab. Der Sturz hatte mein Kleid nach oben geschoben.
Hastig versuchte ich, mich hochzurappeln und den Stoff über meine nackten Beine zu ziehen.
Da ging Felix ganz langsam in die Knie. „Der Tag ist gekommen, Choga“, sagte er. „Es wird Zeit, dass du endlich meine Frau wirst.“
Auf dem Gesäß rutschte ich von ihm fort: „Du darfst mich nicht anrühren!“, keuchte ich. „Du hast dein Wort gegeben.“
„Du hast auch dein Wort gegeben, vor Gott und deinem Vater. Welches Wort, glaubst du, wiegt schwerer?“, zischte er gefährlich leise. Er hob seine Baba Riga, unter der er völlig nackt war. Sein Geschlecht reckte sich mir entgegen.
Was zählten Mama Ulomas sämtliche weisen'Ratschläge aus dem
„Hühnerhaus“? Was ich da mit Entsetzen vor mir sah, hatte damit nichts mehr zu tun. Das war eine Bedrohung, die wie ein Messer auf mich zuzukommen schien.
Es war ein Reflex, ich konnte nichts dafür: Ich trat einfach dagegen, rappelte mich auf und rannte hinaus. An der Tür sah ich mich um, ob er mir folgte. Doch Felix lag am Boden, krümmte sich in seinem Schmerz.
Mutter! Das war mein erster Gedanke. Ich musste sie sofort anrufen, ihr sagen, was sich bei uns tatsächlich abspielte. Sie musste mich von diesem Unhold befreien. Ich raste in das Zimmer von Felix und wählte die Nummer des Harems.
Telefonieren ist in meinem Land mit viel Glück verbunden. An unserer Farm führte gerade mal eine Leitung vorbei nach Jeba. Vielleicht telefonierte gerade ein anderer, auf jeden Fall kam ich nicht durch. Geduld zum Warten hatte ich auch nicht, denn Felix konnte jeden Augenblick wieder auftauchen. Meine Mitfrauen waren nirgendwo zu sehen, außerdem hätte ich von ihnen sowieso keine Hilfe erwarten dürfen. Sie hatten noch nie Verständnis für mich und meine Gefühle gehabt und wären am Ende noch schadenfroh gewesen. Also kletterte ich durchs Fenster hinaus, floh in die Kirche. Ich kniete vor der weißen Madonna, dankte ihr, dass sie mich bislang beschützt hatte, und flehte sie an, mir zu sagen, wie ich mich verhalten solle.
Felix hatte mich
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