02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren
Nie wäre ich auf die Idee gekommen, darin einen Zusammenhang zu erkennen.
Nach mehreren Stunden erreichten wir endlich Jeba, wo wir die Ersatzteile und die große Plane erstanden. Ich musste all mein Geschick aufwenden, um dem Händler einen Preis abzuringen, den ich mit meinem Ersparten bezahlen konnte.
Nicht ein Kobo blieb übrig. Und dann standen Jo und ich da, mit der großen Plane und den Motorteilen, die kaum zu transportieren waren. Zufällig trafen wir einen alten Mann, der sich an mich erinnerte und daran, dass ich vor Jahren auf dem Markt Mutters Eingemachtes verkauft hatte. Er war so nett und fuhr uns zurück zur Farm. Den ganzen nächsten Tag schufteten Jo und ich, bis wir die Plane über das Gerippe des Gewächshauses gespannt hatten. Mir entging dabei nicht, dass zwei der älteren Frauen von Papa Felix uns argwöhnisch beobachteten und schließlich tuschelnd im Haus verschwanden.
Wir waren fast fertig, als Felix erschien. Meine Mitfrauen hatten wohl nichts Besseres zu tun gehabt, als ihm von meinen Taten zu berichten. „Woher hast du das Geld, um diese Sachen zu kaufen?“, schimpfte er.
„Ich hatte es noch von früher“, sagte ich.
„Du hast dein Geld gefälligst bei deinem Mann abzuliefern!“, wetterte er weiter.
„Du hättest mir ja doch nicht erlaubt, das Gewächshaus zu reparieren.“
„Was auf dieser Farm geschieht, das entscheide ich!“, schrie er aufgebracht.
Nun war es mit meiner Geduld zu Ende. Ohne an die Folgen zu denken, redete ich mich in Rage und die Worte sprudelten nur so aus mir heraus. „Der starke Regen zerstörte doch schon die zarten Pflanzen, außerdem sind ohnehin wenige da. Ich kann doch nicht tatenlos zusehen, wie das alles kaputtgeht. Ich musste einfach etwas tun.“
„Ich habe gewusst, dass du mir nicht gehorchen würdest. Aber ich werde dir beibringen, wie eine gute Ehefrau sich zu benehmen hat!“ Jetzt war Papa Felix erst recht wütend auf mich.
„So wie mein guter Ehemann mir das zeigt?“, fragte ich spitz. „Indem er die Ehe mit der Trauzeugin bricht?“, platzte es aus mir hervor.
Der erste Schlag traf mich unerwartet hart auf die Wange, der zweite warf mich um. Mein Gesicht brannte wie Feuer.
Jo stürzte vom anderen Ende des Treibhauses herbei und sah mich zwischen den jungen Tomatenpflanzen liegen. „Wie kannst du es wagen, meine Schwester zu schlagen!“, schrie er und ballte die Fäuste.
„Das geht dich gar nichts an, sie ist meine Frau“, brüllte Felix.
Jo wusste nichts mehr zu sagen. Er, der einen Kopf größer war als Felix, baute sich schwer atmend vor ihm auf. Ich musste verhindern, was im nächsten Augenblick unweigerlich passieren würde!
„Jo“, rief ich, „geh weg! Ich komme schon zurecht. Bitte.“ Mein Bruder löste seinen Blick von Felix. Mit großen, traurigen Augen sah er zu mir herab, dann zog er mich hoch. „Danke. Und jetzt lass uns bitte allein“, sagte ich.
Mein Mann starrte dem davonlaufenden Jo nur wortlos hinterher, doch das Funkeln in seinen Augen war Drohung genug.
„Du lügst!“, herrschte mich Felix an, als Jo fort war. „Wie kannst du behaupten, dass ich die Ehe breche.“ Er bebte noch immer vor Zorn.
„Dann bist du also mit Idu verheiratet. Mir ist das vollkommen gleich, aber Papa David wird es nicht egal sein!“, rief ich heftig.
„Dein Vater wird dir nicht glauben. Ich bin schließlich sein Stellvertreter. Du bist nur ein Mädchen, das nicht gelernt hat, seinem Mann zu gehorchen.“
Ich sah, dass Felix mit seinen großen Füßen die kleinen, gerade mal zehn Zentimeter hohen Tomatenpflanzen einfach zertrampelte. Die ganze in den vergangenen Wochen aufgestaute Wut brach aus mir heraus. „Sieh doch nur, was du tust. Alles kaputt machst du. Warum sollte ich dir gehorchen? Dir ist die Farm vollkommen egal!“
„Na gut, dann sorg doch du dafür. Aber ich warne dich: Respektiere mich als deinen Mann“, drohte Felix noch immer mit einem bösen Funkeln in den Augen.
Dann stapfte er mit schweren Schritten aus dem Gewächshaus.
Das war alles. Auf dieser Grundlage bestand unsere Ehe die nächsten zwei Jahre. Felix und ich gingen uns aus dem Weg, manchmal sah ich ihn tagelang nicht. Jo hatte er bisher zu meiner Erleichterung in Ruhe gelassen. Allerdings würdigte er meinen Bruder seit dem Vorfall im Treibhaus keines Blickes mehr.
Die angespannte Situation erforderte mein Feingefühl. Und ich fand eine Lösung: Über Dinge, die für die Farm zu besorgen waren, sprach ich direkt mit Idu, die
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