02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren
meine Wünsche an Felix weiterleitete, und auf dem gleichen Weg bekam ich Antwort. Ich empfand diese Regelung als ganz angenehm, denn sie ersparte mir unnötigen Streit. Lehnte Felix mein Ansinnen ab, so fand ich meist einen Umweg, um meinen Plan doch durchzusetzen. Große Sprünge konnte ich mir so zwar nicht erlauben, aber für einen reibungslosen Alltag reichte es.
Felix und Idu verheimlichten ihre Beziehung so gut es ging vor den Mitfrauen.
Ich glaube, es war den anderen ziemlich gleich, ob ihr Mann mit einer Frau mehr oder weniger schlief. Sie brachten dieser Tatsache dieselbe Gleichgültigkeit entgegen wie meiner Person.
Wenn er nicht fortfuhr, in der Nachbarschaft junge Mädchen zu seiner Art von Christentum zu bekehren, so nutzte er seinen Status als Religionslehrer aus. Er hatte Jo neben der Kirche ein kleines Haus bauen lassen, in dem er als der große Papa Felix die Jungen und Mädchen aus der Umgebung unterrichtete.
Beschwerden über seine Art von Unterricht sind niemals an mein Ohr gedrungen, aber ich beobachtete, dass einige halbwüchsige Mädchen hin und wieder aufgeregt die „Schule“ verließen, in der sie mit Felix allein gewesen waren.
Jos und meine Arbeit auf den Feldern und im Gewächshaus brachte bald reichen Ertrag. Nebenbei entwickelte ich mich zu einer tüchtigen Geschäftsfrau, schaffte die Ware gemeinsam mit Jo auf dem Handkarren zum Markt und verkaufte sie sogar zu einem guten Preis. Den Gewinn investierte ich in eine Vereinfachung der Arbeit, neue Saat und Essen, das allen zugute kam.
Meine Mitfrauen haben während der ganzen Zeit nicht einmal versucht, uns bei der Arbeit zu helfen. Wenn mein Bruder und ich am Abend mit Blasen an den Händen und schmerzendem Rücken auf die Farm zurückkehrten, unterbrachen sie nicht einmal ihr gewohntes Schwätzchen im Schatten der Veranda.
„Sehet die Vögel unter dem Himmel an: Sie sähen nicht, sie ernten nicht und der himmlische Vater nährt sie doch“, grummelte Jo, als sich Rhoda und eine der ältere Frauen eines Abends nach unserer Rückkehr vom Markt ohne ein Wort des Dankes über die mitgebrachten Speisen hermachten.
„Lass sie doch“, beruhigte ich ihn. Im Gegensatz zu ihm störte es mich überhaupt nicht, meine Mitfrauen zu ernähren! Ich arbeitete den ganzen Tag, fühlte mich dabei glücklich, vergaß meine Ehe und bekam einen Lohn, von dem die anderen nichts ahnten: Endlich fühlte ich mich zu etwas nütze. Niemand konnte mir dieses wundervolle Gefühl nehmen, Dinge zuwege zu bringen, die andere nicht erledigten.
Die Bedrohung
„Hast du es schon gesehen?“, fragte Jo, als wir eines Nachmittags gerade unsere erste Ananasernte schnitten. „Das wird Ärger geben.“ Meistens sprachen wir bei der Arbeit wenig. Wenn mein Bruder draußen auf den Feldern das Wort ergriff, dann bedrückte ihn etwas, von dem die anderen nichts wissen sollten. „Mama Idu bekommt ein Kind, Choga. Das musst du doch bemerkt haben!“
Hatte ich aber nicht. Jedenfalls nicht bewusst. Sie war dicker geworden, sicher.
Doch mich kümmerte das nicht. „Sie ist nicht mehr sehr jung. Es wurde auch Zeit für sie“, sagte ich nach kurzem Nachdenken. „Ihr Sohn ist bereits in meinem Alter. Er wird sie bestimmt bald zur Großmutter machen.“
„Das ist ein Kind der Sünde, Choga!“ Jo stand, das Messer in Händen, aufrecht zwischen den pieksenden Stauden. „Idu hat die Ehe gebrochen, ihre eigene mit Papa David und deine. Du musst sie davonjagen. Sonst verstößt du auch gegen das Gebot“, stieß er erregt hervor.
Zugegeben, so weit hatte ich nicht gedacht. Ich konnte meinem Bruder schließlich nicht verraten, dass die ganze Ehe mit Felix gegen das Gebot verstieß! Jo war zwar derjenige, der mir in dieser Zeit am nächsten stand, aber er dachte nicht wie ich. Dass im Leben manches Mal erst krumme Wege zum Ziel führen, dieser Gedanke passte nicht in seine Vorstellung von einem Leben als Christ. Richtig fand ich das auch nicht, aber ich hatte mit meinen 18 Jahren bereits erfahren, dass man nicht jedes Mal die andere Wange hinhalten musste, wenn man auf die erste bereits einen Streich bekommen hatte. Es war auch durchaus angebracht, mal den Kopf einzuziehen.
Schweigend arbeitete ich weiter, doch Jo regte sich über meinen Gleichmut so sehr auf, dass er drohte, beim nächsten Marktbesuch Papa David anzurufen.
Das konnte ich nun wirklich nicht zulassen. Es war mir alles andere als recht, dass er mich zum Handeln zwingen wollte, wo ich doch mit meiner
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