02 - Im Netz der Vergangenheit
bisschen auf Amy, sie ist ziemlich verliebt in dich.« Cassy wich ein paar Schritte zurück. »Und jetzt geh bitte.«
»Was soll ich mit Amy? Ich will dich.«
Blitzartig schoss er auf sie zu, packte sie an den Schultern. »Cassy, ich will endlich das haben, wonach ich mich so lange gesehnt habe.«
Er beugte sich zu ihr, versuchte sie zu küssen, griff dabei nach ihrem Handtuch. Voller Panik drehte sie ihren Kopf auf die Seite und versuchte, ihn wegzuschieben, ohne das Handtuch loszulassen.
In diesem Augenblick kamen Schritte die Treppe hoch, und Jayden stand im Flur, betrachtete mit finsterem Blick das Szenario.
»Jayden«, entfuhr es Cassy erleichtert, und abrupt ließ Tyler sie los und drehte sich um.
»Was machst du denn schon wieder hier?«, knurrte er verärgert.
»Zufällig wohne ich hier«, erklärte Jayden ruhig, schob den überrascht drein blickenden Tyler an die Seite und ging in sein Zimmer, zog mit Nachdruck die Tür hinter sich zu.
»Ist das wahr? Er wohnt hier?«, wandte Tyler sich stirnrunzelnd an Cassy. »Wer ist das eigentlich?«
Wütend blitzte sie ihn an. »Das geht dich überhaupt nichts an, und jetzt geh endlich.«
»Ist ja gut, jetzt reg dich bitte nicht auf.« Abwehrend hob er die Hände. »Es tut mir leid, meine Gefühle sind ein bisschen mit mir durchgegangen.«
Als sie nicht antwortete und ihn nur stumm und zornig anschaute, wandte er sich achselzuckend zur Treppe. »In Ordnung, ich bin schon weg.«
Er lief die Treppe hinunter, Cassy wartete noch bis seine Schritte sich entfernten und die Haustür quietschend hinter ihm zufiel, dann stürzte sie in ihr Zimmer und ließ sich weinend aufs Bett fallen.
Am anderen Morgen stand Cassy bereits früh in der Küche und bereitete das Frühstück zu; sie hatte die ganze Nacht kaum ein Auge zugemacht.
Nach dem Vorfall hatte sie ihr Zimmer nicht mehr verlassen, hatte die ganze Zeit auf dem Bett gelegen, erst weinend, dann zornig.
Wütend hatte sie das Schicksal verflucht, welches ihr Tyler ausgerechnet in dem Moment geschickt hatte, als sie sich dazu entschlossen hatte, ihren Gefühlen für Jayden nachzugeben. Sie hatte Tyler verflucht, dass er es gewagt hatte, sich ohne jede Rücksicht beinahe auf sie zu stürzen. Und sie hatte sich verflucht, dass sie nicht auf Laura gehört und dem Ganzen schon längst ein rigoroses Ende gesetzt hatte. Zwar konnte sie froh sein, dass Jayden gerade noch rechtzeitig aufgetaucht war, und dadurch verhindert hatte, dass etwas Schlimmeres passiert war, aber ihr war auch völlig klar, welchen Eindruck er nun zwangsläufig haben musste.
Unglücklich stellte sie den Teller mit Waffeln auf den Tisch, nahm sich einen Kaffee und ließ sich dann mutlos auf einen der Stühle sinken.
Wenig später kam Jayden herein, goss sich wortlos einen Kaffee ein, setzte sich dann zu ihr.
»Guten Morgen«, sagte sie leise und schaute ihn unsicher an.
»Guten Morgen«, erwiderte er ruhig, seine Stimme klang ernst, und seine Miene war unbeweglich.
Schweigend tranken sie ihren Kaffee, die Waffeln rührte keiner von ihnen an.
»Ich werde jetzt das Schloss auswechseln«, sagte er nach einer Weile, während er aufstand und zur Tür ging.
»In Ordnung«, murmelte sie leise und schaute ihm bedrückt hinterher.
Dann räumte sie den Tisch ab und ging nach oben um ihre restlichen Sachen auszupacken.
Nach einer Weile stand Jayden in der Tür.
»Ich wollte dich bitten, mir dein Auto zu leihen, ich müsste nach Harrisburg«, erklärte er.
»Okay«, nickte sie, »soll ich mitkommen?«
»Nicht nötig, ich werde alleine fahren«, sagte er abweisend. »So hast du wenigstens die Gewissheit, dass du für ein paar Stunden ganz ungestört bist.«
Kapitel 19
W enig später hatte Jayden das Haus verlassen und war unterwegs nach Harrisburg.
Unglücklich saß Cassy in der Küche und grübelte.
Ihr war klar, dass er immer noch über den gestrigen Vorfall verärgert war, für ihn musste es ja so ausgesehen haben, als hätte sie sich Tyler an den Hals geworfen. Dass sie in Wirklichkeit eine ganz andere Absicht gehabt hatte, konnte er nicht ahnen, und sie fragte sich, wie sie diese ganze verfahrene Situation wieder in Ordnung bringen sollte.
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus, untätig herumzusitzen; sie stellte den Tapeziertisch im Wohnzimmer auf und machte sich daran, die Tapeten zuzuschneiden. Nach und nach klebte sie die Bahnen an die Wand, und erst am späten Nachmittag bemerkte sie, wie viel Zeit vergangen war. Jayden war immer
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