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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Antwort. »Wie gut ist sie mit diesen Leuten bekannt, Tommy?«
    Lynley schüttelte langsam den Kopf. »Ich wußte nicht, daß sie sie überhaupt kennt.«
    »Sie hat dir nicht gesagt -«
    »Sie sagte nur, sie könne nach Cornwall nicht mitkommen, weil sie andere Pläne habe, St. James. Was für Pläne das waren, sagte sie mir nicht.« Als Lynley aufsah, fiel ihm eine plötzliche Veränderung in Macaskins Gesichtsausdruck auf. Sie zeigte sich nur in einer kaum wahrnehmbaren Bewegung der Augen und des Mundes.
    »Was ist?«
    Macaskin schien einen Moment zu überlegen, ehe er nach einem Ordner griff, ihn aufschlug und ein Blatt Papier herauszog. Es war kein Bericht, sondern eine Nachricht, eine vertrauliche Notiz. »Fingerabdrücke«, erläuterte er. »Auf dem Schlüssel der Verbindungstür zwischen den Zimmern Helen Clydes und Joy Sinclairs.« Er schien zu wissen, daß er sich auf schmalem Grat zwischen Ungehorsam gegen den eigenen Vorgesetzten und Hilfsbereitschaft gegenüber einem Kollegen bewegte, denn er fügte hinzu: »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie in Ihrem Bericht nicht erwähnen würden, daß Sie das von mir haben, aber als wir sahen, daß die Verbindungstür zwischen den beiden Zimmern wichtig ist, nahmen wir den Schlüssel zur Untersuchung mit hierher - heimlich, muß ich dazu sagen - und verglichen die Abdrücke darauf mit einigen anderen, die wir von den Wassergläsern in den übrigen Zimmern abgenommen hatten.«
    »Dann stammen die Abdrücke auf dem Schlüssel nicht von Lady Clyde?« fragte Lynley.
    Macaskin schüttelte den Kopf. Als er wieder sprach, war seine Stimme betont neutral. »Nein. Sie stammen vom Regisseur des Stücks. Einem Walliser namens Rhys Davies-Jones.«
    Lynley begriff nicht sogleich, sondern sagte nach einem Moment des Schweigens: »Dann müssen Lady Clyde und Davies-Jones in der vergangenen Nacht die Zimmer getauscht haben.«
    Er bemerkte, wie Havers zusammenzuckte, aber sie sah ihn nicht an. Sie hielt den Blick starr auf St. James gerichtet, während sie einen ihrer kurzen Finger auf der Tischkante hin und her bewegte. »Inspector -« begann sie vorsichtig, doch Macaskin unterbrach sie.
    »Nein. Mary Agnes Campbell sagte uns, daß in Davies-Jones' Zimmer in der letzten Nacht überhaupt niemand geschlafen hat.«
    »Ja, aber wo hat denn dann Helen -« Lynley brach ab, als plötzlich ein entsetzliches Gefühl ihn überkam, einer Krankheit gleich, die mit einem Schlag seinen ganzen Körper überwältigte. »Oh«, sagte er, und dann, »Entschuldigung. Ich weiß gar nicht, wo ich meine Gedanken hatte.« Er richtete seinen Blick auf den Plan des Hauses.
    Er hörte, wie Havers einen unterdrückten Fluch ausstieß. Sie griff in ihre Tasche und zog die sechs Zigaretten heraus, die sie ihm auf der Fahrt stibitzt hatte. Eine war abgebrochen. Sie warf sie in den Papierkorb und nahm eine andere.
    »Rauchen Sie eine, Sir«, sagte sie seufzend.

    Eine Zigarette, stellte Lynley fest, konnte die Situation kaum erträglicher machen. Helen ist dir zu nichts verpflichtet, sagte er sich scharf. Euch verbindet nichts als Freundschaft, eine lange gemeinsame Geschichte, Jahre gemeinsamer Fröhlichkeit. Und sonst nichts. Sie war eine amüsante Begleiterin, seine Vertraute, seine Freundin. Aber nie war sie seine Geliebte gewesen. Dazu waren sie beide zu vorsichtig gewesen, zu sehr auf der Hut voreinander.
    »Haben Sie mit der Autopsie schon begonnen?« fragte er Macaskin.
    Es war offensichtlich die Frage, auf die Macaskin schon seit ihrer Ankunft gewartet hatte. Mit schwungvoller Geste zog er aus einem seiner Ordner mehrere Kopien eines Berichts, verteilte sie und wies dabei zugleich auf die wichtigste Information hin: Joy Sinclair war mit einem fünfundvierzig Zentimeter langen schottischen Dolch getötet worden, der ihren Hals durchbohrt und die Halsschlagader durchtrennt hatte. Sie war verblutet.
    »Aber wir sind mit der Untersuchung noch nicht fertig«, fügte er bedauernd hinzu.
    Lynley drehte sich nach St. James um. »Wäre sie fähig gewesen zu schreien?«
    »Bei einer solchen Verletzung nicht. Es wäre höchstens ein Röcheln herausgekommen. Im anderen Zimmer hätte man das gewiß nicht hören können.« Sein Blick wanderte über das Papier. »Haben Sie schon eine Untersuchung auf Betäubungsmittel gemacht?« fragte er Macaskin.
    »Seite drei. Negativ. Keine Barbiturate, keine Amphetamine, keine toxischen Drogen.«
    »Sie haben die Todeszeit zwischen drei und sechs fixiert?«
    »Das ist nur ein

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