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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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fühlst du dich? Du scheinst guter Dinge zu sein.“

    „Mir geht’s prima, Miss Hester. Mr. Parrott war eine ganze Stunde bei mir. Er ist eben erst gegangen. Und er hat mir so viel erzählt! Wie er Stiefeljunge bei Sir Jasper Ings war und sich nach oben gearbeitet hat. Er sagt, es ist nur eine Sache der richtigen Planung. Und man darf nicht einfach abwarten, bis eine Stelle frei wird. Er sagt, er hat sich immer in den Klubs umgehört – wussten Sie, dass Lakaien und Butler in London ihre eigenen Klubs haben?“
    Hester lauschte ihm mit gemischten Gefühlen. Immerhin hatte Parrott sein Versprechen gehalten, und sie hätte auf keinen Fall gewollt, dass Jethro enttäuscht wurde. Andererseits gefiel es ihr nicht, in Guys Schuld zu stehen.
    Jethro beugte sich über ein Buch vor ihm auf der Bettdecke. „Und er hat mir auch dieses Buch hier geliehen, Miss Hester. Da steht alles drin, was man wissen muss, um einen großen Haushalt zu führen.“
    Hester lächelte, überließ ihn seiner Lektüre und ging zu Susan hinüber, die gestand, dass sie Jethro und den Butler allein gelassen hatte, um sich eine kleine Mahlzeit zu genehmigen, und deswegen nicht wusste, worüber die beiden gesprochen hatten.
    Da sie nach jedem Satz ein Gähnen unterdrücken musste, schickte Hester sie zu Bett und bereitete für sich und Jethro ein leichtes Abendessen aus Brot, Schinken und Käse.
    Nachdem Maria erfrischt aus ihrem Nickerchen erwacht war, zeigte Hester ihr das Fläschchen mit dem Schlaftrunk. „Es ist Dr. Forrests Handschrift, Hester. Ich erkenne sie wieder, weil er mir aufgeschrieben hat, wie man eine Salzlösung bereitet. Hier steht, man solle ein Weinglas voll vor dem Schlafengehen nehmen, aber das galt ja einem erwachsenen Mann. Vielleicht würde dem Jungen ein halbes Glas nicht schaden, und es würde ihm gewiss guttun, eine Nacht durchzuschlafen. Wenn er so unruhig ist, wirft er sich hin und her und tut sich nur weh.“
    Als es Zeit war, sich schlafen zu legen, leistete Jethro nur schwachen Widerstand und erklärte sich schließlich bereit, den Trunk zu nehmen. Seine müden Pflegerinnen standen mit dem Kerzenhalter vor der Tür und horchten erleichtert auf sein tiefes, ruhiges Atmen.
    Susan war noch einmal aufgestanden, um die Türen- und Fensterriegel im Erdgeschoss zu überprüfen, und nickte zufrieden. „Überall ist abgeschlossen. Der Stalljunge Seiner Lordschaft hat nach Hector gesehen, und die Laternen im Stall sind gelöscht.“
    „Was hältst du da in der Hand?“, fragte Hester erstaunt.
    „Den Schürhaken aus der Küche. Das kopflose Gespenst möchte ich sehen, das es damit aufnehmen kann!“
    Hester überlegte amüsiert, wo man eine kopflose Erscheinung mit dem Schürhaken treffen sollte, und begab sich zu Bett. Ein schmaler Streifen Mondlicht fiel auf den Boden in ihrem Schlafgemach, und sie trat ans Fenster und sah hinaus. „Der Mond nimmt zu“, sagte sie leise beim Anblick der weißen Mondsichel am samtschwarzen Himmel. „Was für ein Unsinn, etwas so Schönes für böse zu erklären.“
    Unwillkürlich blickte sie zu dem monströsen Haus hinüber. Seltsam, dass zu so früher Stunde bereits alle Lichter gelöscht waren. Ihr Herz schlug schneller, als sie sich vorstellte, dass Guy sich bereits zu Bett begeben hatte, und verärgert wandte sie sich ab, entschlossen, keinen Gedanken an ihren Nachbarn zu verschwenden.
    Hester erwachte wenige Stunden später, die Kehle ganz trocken vor Durst. Der Schinken vom Abendessen musste salzig gewesen sein, und sie hatte nicht daran gedacht, ein Glas Wasser auf den Nachttisch zu stellen. Noch halb im Schlaf kletterte sie aus dem Bett und schlüpfte in ihren Morgenrock.
    Ohne eine Kerze anzuzünden, da ihr das Haus inzwischen so vertraut war, dass sie sich auch im Dunkeln zurechtfand, begnügte sie sich mit dem Licht des Mondes, als sie barfüßig das Zimmer verließ.
    Erst als sie die letzte Stufe erreichte, blieb sie stehen und lauschte angestrengt. Ihren Durst hatte sie ganz vergessen.
    Stille. Nur das Ticken der Standuhr war zu hören und vor dem Haus der Schrei einer Eule, und der Efeu schlug gegen eine Fensterscheibe. Dann berührte ein ganz zarter Lufthauch ihre Wange und brachte den Duft von Rosen mit sich.
    Hester erstarrte. Woher kam der Lufthauch in einem Haus, in dem alle Fenster fest verriegelt waren? Noch während sie sich die Frage stellte, hörte sie jemanden atmen. Es stand jemand ganz in ihrer Nähe – jemand, der genau wie sie stillhielt und abwartete.

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