02 - komplett
seiner Hose. Sein langes Hemd wahrte zwar den Anstand, doch er errötete dennoch, sobald er seine Arbeitgeberin bemerkte.
„Jethro, warum liegst du nicht im Bett?“
„Miss Hester, meiner Schulter geht es besser, wenn ich sitze. Wirklich!“
„Der Arzt sagte, du musst eine Woche ruhen.“
„Dass kann ich auch unten tun. Bitte, Miss Hester, hier oben werde ich noch verrückt. Ich kann doch still in der Küche sitzen und mein Buch lesen.“
„Na schön, aber nur, wenn du versprichst, dich hinzulegen, sollte Miss Prudhome es für richtig halten. Versprichst du mir das?“
„Ja, Miss Hester.“
„Dann zieh dich an.“
„Nur wenn die Damen hinausgehen. Ich bin keine sieben Jahre mehr, Miss Hester!“
„Oh. Nein, natürlich nicht. Kommen Sie, Maria, damit Jethro sich anziehen kann.“ Sie schaffte es, ernst zu bleiben, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Armer Jethro. Es muss manchmal sehr schwer für ihn sein in einem Haus voller Frauen.“
Eine halbe Stunde später beendeten sie ihr Frühstück bei dem Lärm, den Ben Aston verursachte, während er den Schuppen von altem Gerümpel leerte. Bald darauf erschien auch Mrs. Dalling aus dem Dorf. Hester war mit den beiden Frauen, die Mrs.
Bunting empfohlen hatte, übereingekommen, dass sie sich an den Wochentagen abwechseln sollten, um im Moon House zu putzen, zu waschen, das Gemüse für die Mahlzeiten vorzubereiten und Brot zu backen. Auf diese Weise wurde die schwere Arbeit erledigt, und die Bewohner von Moon House konnten an den Abenden unter sich sein.
Zusammen mit Maria begab Hester sich nach dem Frühstück in den Salon, wo sie sich über die Rechnungsbücher beugte.
„Was, glauben Sie, wird Lord Buckland tun, wenn Sir Lewis wirklich eine Verletzung aufweist?“, fragte Maria plötzlich. „Glauben Sie, er wird ihn fordern?“, fuhr sie aufgeregt fort.
Seufzend legte Hester eine der Rechnungen hin. „Ich weiß es nicht, Maria, aber ich könnte mir vorstellen, dass er ihm unseren Verdacht noch nicht enthüllen möchte.“
„Vielleicht wird er ihn wieder schlagen“, bemerkte ihre Gesellschafterin noch mit entschiedener Genugtuung.
„Ja.“ Nachdenklich kaute Hester an ihrer Schreibfeder. Die Vorstellung von Guy, wie er seinen Feind mit einigen wohl gezielten Hieben zu Boden schlug, war sehr anregend. In ihrer Fantasie kam Guy danach auf sie zu, riss sie in eine leidenschaftliche Umarmung und übersäte ihr Gesicht mit wilden Küssen.
Hester riss sich mühsam zusammen und entdeckte zu ihrer Bestürzung, dass sie einen dicken Tintenklecks auf ihre Papiere hatte tropfen lassen. Dieser Unsinn musste aufhören. Es war gefährlich und dumm, sich selbst so zu täuschen. Wenn sie sich einer Sache in ihrem Leben sicher sein konnte, so der, dass für sie mit keinem Gentleman je eine ehrbare Beziehung möglich sein würde. Sollte sie sich erlauben, sich in den Earl zu verlieben, würde sie sich nur Kummer einhandeln, oder sie würde seine Mätresse werden müssen.
13. KAPITEL
Hester fühlte sich nach dem Mittagessen immer noch bedrückt und war froh über die Ablenkung, die ihr die Fahrt nach Tring bringen würde.
„Möchten Sie mitkommen, Maria?“
„Vielen Dank, Hester, aber ich versprach Mrs. Bunting, ihr mit dem Arrangement der Blumen für die Kirche heute Nachmittag zu helfen.“ Dann fiel ihr ein: „Oh, Jethro kann Sie ja nicht begleiten. Soll ich Mrs. Bunting eine Nachricht schicken, dass ich doch nicht kommen kann?“
„Aber nein, dazu besteht kein Grund.“ Sie nahm Susans Einkaufsliste und ging hinaus. Ben Aston spannte Hector vor das Gig, und sie machte sich mit dem angenehmen Gefühl, ein kleines Abenteuer zu erleben, auf den Weg.
Als sie etwa die Hälfte der Gemeindewiese hinter sich hatte, begegnete sie Annabelle Redland, die allein dahinschlenderte, einen entschieden unzufriedenen Ausdruck im Gesicht.
„Guten Tag.“ Hester brachte Hector zum Stehen. „Ein schöner Tag für einen Spaziergang.“
„Ja“, stimmte Annabelle nicht besonders begeistert zu, „wenn es das ist, was man zu tun wünscht.“
„Und Sie tun das nicht?“
„Nein. Man hat mich gegen meinen Willen nach draußen geschickt, weil unsere Küchenmagd ...“, sie senkte verschwörerisch die Stimme, obwohl niemand in der Nähe war, der sie hätte belauschen können, „... in bedauerlichen Umständen ist.“
„Oh, du meine Güte“, sagte Hester mitfühlend. „Ist der Vater bereit, sie zu heiraten?“
„Sie verrät seinen Namen nicht,
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