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02 - komplett

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Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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erfreute ihn so sehr, dass er ihm noch ein wenig nachging. Was genau erhoffte er sich von Hester? Es war nicht seine Art, leichtfertig mit wohlerzogenen unschuldigen Damen umzugehen – oder auch mit weniger wohlerzogenen. Und er hatte noch nicht die Absicht, eine Familie zu gründen, wenn Miss Lattimer seine Gewissheit in diesem Punkt auch gründlich erschüttert hatte.
    „Guy! Woran denken Sie jetzt wieder?“
    „Immer noch an Sie.“ Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Aber jetzt gehört Ihnen meine ganze Aufmerksamkeit. Erzählen Sie mir, was man sich über Sarah Nugent zuflüstert.“

14. KAPITEL
    Guy erreichte das Tor, das zu Winterbourne Hall führte, zügelte die Pferde und sah Hester nachdenklich an.
    „Miss Nugent scheint die stärkere Persönlichkeit zu sein und zu jedem Mittel bereit, wenn es in ihre Pläne passt. Ich frage mich, ob sie sich auf das Vermögen ihres Verlobten verlassen hatten, und der sich inzwischen womöglich brieflich von Sarah losgesagt hat. Das würde erklären, warum das Geschwisterpaar so verzweifelte Maßnahmen ergreift. Erinnern Sie mich bitte noch einmal, was ist unser Vorwand für unseren heutigen Besuch?“
    „Ich möchte mich nach Miss Nugents Gesundheit erkundigen, und Sie waren so freundlich, mich herzufahren.“
    „Ja, das klingt glaubwürdig.“ Guy setzte die Grauen wieder in Bewegung und sah sich kritisch um. „Ich bin froh, dass das nicht mein Dach ist.“
    Niemand zeigte sich, als sie an der Vordertür hielten, also fuhr Guy um das Haus herum zu den Ställen, wo sie vom Gig stiegen. Hester blieb bescheiden im Hintergrund, während er ein längeres Gespräch mit dem Stallmeister begann, der ihnen die Pferde abnahm. Still lauschte sie, bis er sich wieder zu ihr gesellte und sie sich gemeinsam zum Vordereingang begaben.
    „Sie besitzen wirklich die Gabe, aus jemandem Informationen zu bekommen“, sagte sie bewundernd. „Sir Lewis war also gezwungen, Pferde zu verkaufen, und die Renovierungsarbeiten am Haus sind eingestellt worden.“
    Der Butler öffnete ihnen auf ihr Klopfen hin die Tür und war schon im Begriff, ihnen mitzuteilen, die Herrschaften seien nicht zu Hause, da schlüpfte Hester schnell an ihm vorbei in die Halle. „Die liebe Miss Nugent“, sprudelte sie unbekümmert hervor,
    „ich möchte mich nur nach ihrer Gesundheit erkundigen. Oh, guten Tag, Sir Lewis.“
    Er kam aus der Bibliothek in die Halle. „Guten Tag, Miss Lattimer, Westrope. Wie freundlich von Ihnen, uns zu besuchen. Ich fürchte nur, Sarah ist nicht zu Hause. Sie ist zur Erholung bei einer Tante in Aylesbury, weil sie sich einen Zahn ziehen lassen musste.“
    Zu Hesters Enttäuschung tat er ihnen weder den Gefallen, aus dem Schatten ins Licht zu treten, damit sie sein Gesicht sehen konnten, noch forderte er sie dazu auf, seine Gäste zu sein.
    „Wie entsetzlich! Kein Wunder, dass sie sich neulich so schlecht fühlte.“
    Er zögerte kurz. „Vielleicht hätten Sie gern etwas Tee?“
    Endlich! „Das wäre sehr ...“
    „Ich fürchte, wir haben noch eine andere Verabredung, Sir Lewis“, fiel Guy ihr geschickt ins Wort. „Doch könnte ich mir wohl eins Ihrer Bücher über die Geschichte dieser Gegend ausleihen? Miss Lattimer erwähnte, Sie besäßen ein sehr interessantes Werk über hiesige Legenden.“
    Sir Lewis war sichtlich verwirrt, riss sich aber zusammen. „Ja, natürlich. Ich bringe es Ihnen gern.“ Er kehrte in die Bibliothek zurück, seine ungebetenen Gäste dicht auf den Fersen.
    „So ein hübscher Raum“, schwärmte Hester.
    „Und so hell erleuchtet“, fügte Guy vielsagend hinzu.
    Lewis wandte sich langsam um. Das Sonnenlicht fiel auf sein Gesicht, das glatt und attraktiv aussah wie immer und von keinem einzigen Kratzer verunziert war.
    Hester wagte es nicht, Guys Blick zu begegnen.
    „Ja, es ist mein Lieblingsraum.“ Lewis ging zu einem Regal gleich neben der Tür, holte mehrere Bücher herunter und reichte sie Lord Buckland.
    Indessen sah Hester sich um. Unter dem Sofa vor dem knisternden Kaminfeuer stand ein Kasten, bis zum Rand mit alten Papieren gefüllt, der offenbar in aller Eile dorthin befördert worden war. Ein einzelnes Blatt Papier war unbeachtet auf dem Boden neben dem Sofa gelandet. Nach einem schnellen Blick auf Lewis, der Guy gerade höflich drängte, doch ruhig alle Bücher mitzunehmen, schlenderte sie auf das Sofa zu und setzte sich so, dass sie das Blatt Papier mit dem Fuß zu sich heranziehen konnte.
    Es schien ein Brief zu sein, dessen

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