02 Nightfall - Rueckkehr des Engels
Auch sie kam noch einmal und stöhnte gegen seine Lippen, als sich ihr Orgasmus mit dem Lied verband, das durch beide pulsierte.
Eine nachtschwarze Note hallte lange in ihr wider – leidenschaftlich, bittersüß und doch voller Hoffnung –, bis sie schließlich gemeinsam mit Dantes nachlassenden Bewegungen verklang. Heather schlang die Beine um ihn, legte ihren Schenkel über seine Hüfte und krallte sich in sein Haar. Dante hielt sie fest an sich gedrückt. Sein Körper schmiegte sich so perfekt an sie, als sei er allein dafür gemacht – die zweite Hälfte eines geteilten Medaillons.
Sie wünschte sich aus vollem Herzen, dieser Moment würde nie enden.
Nur sie und Dante, aneinandergeschmiegt. Ihre Körper schweißnass, ihre Finger verschlungen.
Keine Regierungsverschwörungen, keine vergrabenen Erinnerungen. Keine dunklen, schrecklichen Geheimnisse. Kein Verlust.
Nichts außer diesem Augenblick – einem Augenblick, der nicht andauern konnte.
Heather wurde plötzlich bewusst, dass sie beide kein Wort gesagt hatten. Aber alles, was sie in diesem Augenblick zu sagen gehabt hätte, hatte sie ihm mit ihrem Körper und ihren Lippen mitgeteilt. Sie hoffte, dass das auch bei ihm so war.
Dante liebkoste ihre Schulter. Die Berührung hatte etwas Tröstliches. Er küsste sie mehrmals voll Zärtlichkeit auf die Stirn, die Augen und die Lippen, ehe sie wieder in Schlaf sank, befriedigt und unendlich gelöst. Nur noch wie aus großer Ferne nahm sie ihre eigenen Gedanken wahr: Nächstes Mal sind wir langsamer. Spielen mehr, und ich schwöre, dass ich schon bald lernen werde, wie ich seine verdammte Hose aufbekomme.
Dante betrachtete die schlafende Heather. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, ihr Körper schmiegte sich warm und glatt an ihn, ein Bein lag über dem seinen. Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und fuhr mit den Fingern durch die lange, seidige Pracht. Sie duftete nach Flieder und Moschus, warm und klebrig – und nach ihm. Ihr Atem ging leicht und gleichmäßig, ihre Lippen waren ein wenig geöffnet, und ihre Wimpern warfen kleine Schatten auf die Haut unter ihren Augen.
In seinem Inneren war es ganz ruhig. Das Flüstern war verstummt, als sei Heathers Umarmung ein Sakrament der Stille, weiß und unvorstellbar leise. Er küsste ihre Lippen, prägte sich ihr nachtumschattetes Gesicht ein, das Gefühl ihres Körpers an dem seinen, ihre weiche Haut und die festen Muskeln. Den Takt ihres Herzens.
Der Lärm hat aufgehört, chérie.
Bleiches Licht – charakteristisch für diese Stunde kurz vor Sonnenaufgang – drang an den Rändern des Vorhangs ins Zimmer. Er spürte, wie sich der Schlaf meldete und sich mit den letzten Resten des Morphiums in seinem Blut vermischte.
Er versuchte sich daran zu erinnern, was im Vespers passiert war, knallte aber innerlich gegen eine Wand. Eine undurchlässige,
gesichtslose Wand. D’accord. Ein Schritt nach dem anderen: bei Vespers auf der Bühne. Gesang. Auftritt. Schlägerei mit Nachtgeschöpfen aus Seattle. Heather, die sich durch die Menge drängt. Dann nichts. Dante ächzte.
Das Nächste, was er wusste, war, dass er neben Heather zu sich kam und keine Ahnung hatte, wo er sich befand oder wie viel Zeit vergangen war. Das war nichts Neues für ihn. Trotzdem fühlte er sich beunruhigter als sonst. Weshalb?
War es etwas, das Heather ihm gesagt hatte? Rodriguez erstattete Anzeige wegen Fahrlässigkeit gegen …
Schmerz bohrte sich wie rotglühende Speerspitzen in seinen Schädel. Er schloss die Augen. Oranges Licht spann sich wie Spinnweben durch seinen Geist. Der Schmerz ließ nach. Schlaf schlängelte sich durch seine Adern, verlangsamte seinen Herzschlag und kühlte seinen heißen Körper. Er zwang sich, die Augen nochmal zu öffnen. Nochmal. Anzeige wegen Fahrlässigkeit gegen Dr. Robert …
Ein weiterer rotglühender Speer bohrte sich in sein Hirn. Diesmal ließ der Schmerz nicht nach. Na und? Der kann mich mal. Dante tastete wieder nach dem Gedanken. Grauenvoller Schmerz bohrte sich wie ein Flaschenöffner hinter seinem linken Auge in sein Bewusstsein – heftig, durchdringend und gnadenlos. Sein Blickfeld verschwamm.
Er löste sich vorsichtig von Heather und setzte sich auf, um den schmerzenden Kopf auf seine angewinkelten Knie zu legen. Plötzlich schmeckte er Blut und wischte sich über die Nase. Er wartete darauf, dass die Schmerzen entweder nachließen oder ihn in den Schlaf katapultierten.
Etwas Weiches drängte sich gegen sein Bein und stellte
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