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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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verschwand. Liliths Puls raste.
    Anhrefncathl.
    Ein Blick in die großen blauen Augen Luzifers zeigte ihr, dass auch er es gehört hatte, aber seine gerunzelte Stirn gab ihr gleichzeitig zu verstehen, dass er nicht ganz sicher war. »Hast du das gehört?«
    »Was gehört?«

    »Das Chaoslied. Leise, aber …« Er sah ihr nachdenklich in die Augen. »Ich habe mir das nicht eingebildet.«
    »Ich habe nichts gehört«, behauptete Lilith so kalt wie möglich. »Bist du sicher?«
    Sie trat ans Fenster und blickte nach draußen, um zu sehen, ob sonst jemand das Lied vernommen haben konnte und jetzt voller Begeisterung in den Himmel hinaufflog. Der grau werdende Himmel war leer. Sie atmete auf. Vielleicht hatte es sonst niemand gehört, da alle noch schliefen.
    »Ja, ich bin sicher. Ich verwette meine Flügel darauf, dass unserer sogenannter Lucien genau weiß, wo dieser Schöpfer ist.«
    Lilith drehte sich zu Stern um. »Wie kommst du auf die Idee, dass Lucien etwas weiß?«
    »Er lebte in der Welt der Sterblichen, meine Liebe. Das Lied des Creawdwrs würde seinen innersten Kern erklungen haben lassen wie Finger die Saiten einer Harfe. Es würde ihn magisch angezogen haben, und Samael oder Lucien oder wie auch immer er sich nennt würde geantwortet haben.«
    »Wenn du einen Creawdwr gehört haben solltest, dann müssen wir ihn oder sie an uns bringen, bevor Gabriel uns zuvorkommt«, erklärte Lilith, »und wenn Lucien diesen Schöpfer wirklich verborgen hat, wie du glaubst, dann wirst du meine Hilfe brauchen, um herauszufinden, an welchem Ort er ist.«
    Stern betrachtete sie eine Weile durch seine silbernen Wimpern. Sein hübsches Gesicht wirkte nachdenklich. »Du hast Gabriel seinen Namen verraten. Warum sollte er dir noch etwas anvertrauen?«
    »Er schuldet mir etwas«, erwiderte sie und hielt sich an der gekachelten Fensterbank hinter ihr fest. »Er hat es sogar mehr oder weniger zugegeben. Wenn ich ihm zur Flucht verhelfen würde, wäre er vielleicht bereit, mir genügend zu vertrauen, um mich …«
    »Zum Creawdwr zu führen«, beendete Stern den Satz. »Eventuell. «

    Wir könnten den Thron zurückgewinnen, sendete er und sah sie mit leuchtenden Augen an.
    Wir könnten auch unsere Tochter zurückgewinnen.
    »Natürlich«, murmelte Stern. »Aber vorrangig den Thron.«
    »Was immer du willst, Liebster«, sagte Lilith. Es wunderte sie, dass es ihrer Stimme gelungen war, so liebevoll zu klingen, obwohl ihr Herz nichts mehr empfand.
     
    Das Klirren von Ketten ließ Lilith von ihrem Becher mit granatapfelrotem Wein aufblicken. Begleitet von einem Chalkydri mit flatternden Flügeln betrat Lucien das Zimmer. Seine Handgelenke waren gefesselt, seine Fittiche verschnürt.
    Liliths früherer Cydymaith stand selbstbewusst und aufrecht vor ihr. Sein schwarzes Haar fiel ihm bis zur Körpermitte. Er hatte die Schultern durchgedrückt und hielt den Kopf hoch. Auf seinen Lippen lag ein kühles Lächeln, als sei er gerade von einem morgendlichen Flug zurückgekehrt und freue sich jetzt auf das Frühstück.
    Doch sein blasses Gesicht und die blutleeren Lippen verrieten die Lüge. Seine Vitalität nahm mit der Gehennas ab – sein Schicksal war jetzt mit dem seines Landes verbunden.
    Ein Moment des Bedauerns erschütterte Liliths Ruhe. Sie nahm einen Schluck Wein, wobei sie die Säure der Limetten unter dem Granatapfel und den Trauben deutlich herausschmeckte. Für Hekate, sagte sie sich. Für Gehenna.
    »Willkommen, Bruder«, grüßte ihn der Morgenstern. Er saß neben Lilith auf einer Samtcouch, die mit Goldbrokat geschmückt war. »Offenbar hast du etwas gefunden, was dir passt.«
    »Das habe ich«, antwortete Lucien. »Obwohl es nicht nötig war.«
    »Vielleicht nicht einmal erwünscht?«, entgegnete Stern mit einem Lächeln. Das Gewand, das der Morgenstern Lucien statt seiner zerfetzten Hose angeboten hatte, passte ihm atemberaubend
perfekt, wie Lilith fand. Der schwarze lange Rock mit dem silbernen Gürtel floss von seinen Hüften bis knapp über seine Knie, während silberne Sandalen seine Füße zierten.
    Die Vergangenheit drängte sich ihr wieder auf, und einen Augenblick lang sah sie ein Bild vor sich: Er fängt sie in der Luft und zieht sie an sich – Brust an Brust, erhitzte Haut an erhitzter Haut, das Rauschen von Flügeln. Dann reißt er ihr das Kleid vom Leib.
    Lilith senkte den Blick und verdrängte die Erinnerung. Alles, was zwischen ihnen gewesen war, hatte gemeinsam mit Jahwe ein jähes Ende gefunden.
    »Geht«,

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