02 Nightfall - Rueckkehr des Engels
ihrem Blick zum Glas. »Ja.«
Sie bemühte sich, um den Tropf und das Scheinwerferlicht aus Fleisch herumzugehen, ehe sie nach dem Glas griff. Das lauwarme Wasser hatte sie in zwei Schlucken getrunken und sehnte sich nach mehr. Als sie das Glas wieder auf den Nachttisch stellte, bemerkte sie, dass ihr Taschenmesser verschwunden war.
Muss runtergefallen sein, dachte sie und sah sich auf dem beigen Teppich um.
Die Bettfedern quietschten, als Bob aufstand.
»Haben Sie mein Messer gesehen?«, wisperte sie.
Bobs Arm glitt um ihre Schultern, als wolle er sich abstützen. Er lehnte sich gegen sie und stank nach Angstschweiß und Urin. Wie ein alter Säufer. »Es ist hier«, flüsterte er und drückte etwas Scharfes, Kaltes an ihren Hals.
Dante Baptiste rollte sich auf die Knie, den Blick auf Caterinas blutenden Hals gerichtet. Hunger und Delirium brannten in seinen dunklen, geweiteten Augen. Sein schönes Gesicht war schmerzverzerrt. Die Haut unter seinen Augen war blau vor Erschöpfung. Er robbte auf den Knien zum Sofa und lehnte sich dagegen.
Heather kniete ebenfalls auf dem Boden neben ihm. Ihre Aufmerksamkeit war allerdings nicht auf Dante gerichtet,
sondern auf etwas auf dem Boden oder vielleicht auch unter dem Sofa. Caterina fragte sich, was sie wohl entdeckt hatte, und hoffte, dass es sich um eine Art Waffe handelte. Als Wallace Lyons angestarrt hatte, hatte Caterina in ihren Augen unbändigen Hass gesehen.
Einen Hass, den sie verstand und teilte.
Dantes Schreie hallten in ihrem Kopf wider. Er mochte vielleicht Bad Seed entkommen sein, aber seine Schmerzen hatten noch kein Ende gefunden.
Jetzt beugte er sich über Caterina. Er senkte sein Gesicht zu ihrem Hals, öffnete die Lippen und entblößte die spitzen Reißzähne. Sie wünschte sich, ihre Hände benützen zu können, doch nun blieb ihr nichts anderes übrig, als das Haar zurückzuschütteln und den Kopf zurückzulegen, um es für ihn einfacher zu machen, von ihr zu trinken. Auch seine Hände waren gefesselt.
Sie spürte die heiße Berührung seiner Lippen, und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Als seine Reißzähne ihre Haut durchbohrten, zwang sie sich dazu, sich still zu verhalten. Renata hatte ihr alles beigebracht, was nötig war, um unter Vampiren zu überleben.
Wehre dich nie, mein kleiner Liebling. Wenn du dich wehrst, weckt das den Jäger im Vampir, vor allem bei den jungen. Wenn du gegen sie kämpfst, werden sie dich reißen wie ein Stück Wild. Halte dich still, konzentriere dich und brülle deine Gedanken. Man wird dich hören, und das wird dir das Leben retten.
Dantes Körper — hart, angespannt und fiebrig – drückte sich gegen den ihren, als er in großen, gierigen Schlucken von ihr trank. Caterina nahm einen Moment lang seinen Herbstduft wahr, den Wohlgeruch von herabgefallenem Laub und warmer, schwerer Erde. Sie schloss die Augen.
Am liebsten hätte sie sich zusammengerollt und geschlafen. Geträumt. Tief und lang.
Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf: Wenn du tot bist, wie willst du dann diesen blutgeborenen Prinzen, dieses Kind eines Gefallenen beschützen? Wenn du ihm auch den letzten Tropfen deines Blutes überlässt, wer kümmert sich dann um ihn?
Caterina zwang sich, die Augen zu öffnen. Ihr Herz hatte sich inzwischen beruhigt und seinen fast normalen Rhythmus angenommen. Sie biss sich ins Fleisch ihrer Wange und benutzte die Schmerzen, um ihre Schläfrigkeit zu überwinden. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie sammelte sich und richtete ihre Gedanken auf Dante.
Es wäre mir eine Ehre, deine Fille de Sang zu sein, wenn du mein Père de Sang sein willst.
Dante hielt in seinem Trinken inne und erstarrte. Er lauschte.
Caterina konzentrierte sich ganz auf die Worte, die möglicherweise ihre letzten sein würden. Sie filterte alle Energie, die ihr noch blieb, in diese Botschaft: Ich habe immer geglaubt, ich würde das Blutsakrament meiner Mutter empfangen, wenn ich einmal so weit wäre. Aber es wäre mir eine große Ehre, deine Fille de Sang zu sein, Dante Baptiste, wenn du mich annimmst.
Sein Kopf hob sich. Sein Blick war jetzt klar und mitfühlend. Das Delirium war verschwunden. Er leckte sich ihr Blut von den Lippen – anmutige Lippen , wie Caterina benommen dachte. In den Tiefen seiner Augen blitzte es golden.
»Deine Mutter ist ein Nachtgeschöpf?«
Caterina nickte. Überraschung zeigte sich in Dantes Gesicht. » Merci für das Geschenk deines Blutes«, flüsterte er mit starkem Cajun-Akzent.
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