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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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mehr, glitt er durch das blaudornige Unterholz, um sich wie heißes Karamell mit der sich drehenden, sich dehnenden Gestalt ihres Bruders zu vermengen. Lyons’ goldenes Haar wellte sich zu einem strohfarbenen Fell, während sich Athenas weiße Tunika in weiße Federn verwandelte. Fell, Federn und heißes Karamellfleisch flossen ineinander – die Zwillinge waren nun zu einem Wesen verschmolzen.
    Wells fing der blaue Blitz wie ein Lasso und zerrte ihn über die Hecke mit den roten Beeren, die früher einmal das Sofa gewesen war. Einer seiner Pantoffel verfing sich an einem Zweig und blieb dort hängen – wie ein sonnengetrocknetes Blatt im Wind. Wells presste den abgetrennten Kopf seiner Frau an seine blutdurchtränkte Brust, fast wie ein Kind, das sein Lieblingsplüschtier festhält.
    Er vermischte sich mit seinen Kindern, wirbelte um sie herum, in sie hinein, als sei seine Haut völlig elastisch. Der abgetrennte Kopf glitt ihm aus den Armen und schwebte zu seinem gesichtslosen Antlitz, wo er wie eine Maske verharrte. Jetzt aber war es der Kopf einer jungen Frau mit schimmerndem blonden Haar, einer festen Haut und mit einem aufgerissenen Mund.
    Sie erhoben sich in die Luft, wo sie sich wie ein dreigesichtiges Säulenwesen im kühlen blauen Licht drehten. Arme und Beine verwandelten sich in gefiederte Schwänze. Die Augen der dreieinigen Kreatur und ihre Münder öffneten sich, und sie intonierten im Chor: »Dreiineinemdreiineinem …«
    Eine der dicken Holzbalken an der Decke riss und durchbohrte die Decke. Riesengroße Brocken Putz fielen nur wenige Meter von Heather entfernt auf den Boden.
    Das Haus ächzte und bebte noch immer. Mit einem lauten, scharfen Knacken brach ein weiterer Balken, und ein Teil der Decke stürzte auf die Sofa-Hecke.

    Heather sprang auf, während der Boden unter ihren Füßen bebte und sich wellte.
    Dante öffnete die Augen. Er schien sie zu erkennen. »Catin«, murmelte er gequält und atemlos. Die blau züngelnden Flammen um ihn herum verschwanden, als hätte ein Wind sie gelöscht. Er fiel auf die Knie, sein Kopf sackte nach vorn, und sein schwarzes Haar breitete sich wie ein Vorhang vor seinem Gesicht aus.
    »DreiineinemheiligeDreifaltigkeitdreiineinemheiligeDreifaltigheiligheiligheilig …« Das dreieinige Monster sang die Hymne mit vielen Stimmen, während es auf den dunklen Gang zuglitt und -humpelte.
    Die Haustür ging auf, erstarrte dann aber in ihrem welligen Rahmen. Eine Brise, die nach Kiefernnadeln, Regen und Schießpulver roch, wehte ins Zimmer. Von blieb abrupt stehen und versuchte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, während sich das Haus immer mehr auflöste. Er starrte fassungslos die singende, dreigesichtige Kreatur Dantes an.
    »Grundgütiger«, murmelte der Nomad und schob seine Brownings in die Holster.
    »Ja«, stimmte Heather mit bebender Stimme zu.
    Sie hinkte zu Dante, kauerte sich neben ihn und strich ihm das Haar aus dem Gesicht. Ihre Finger wanderten behutsam über seine Wange und seine Schläfen. Seine Haut glühte so heiß und fiebrig, dass sie es mit ihrem Körper wahrnahm. In seinem Ohr sammelte sich Blut – ein Anblick, der sie sehr erschreckte.
    »Dante? Baptiste?«
    Er hob den Kopf. Seine Augen waren nicht mehr golden, die Iris war nun von einem tiefen Nussbraun, das die geweiteten Pupillen umgab. Sie legte ihm einen Arm um die Körpermitte und zog sanft. »Steh auf. Wir müssen hier raus.«
    Noch mehr Fenster explodierten in Glassplitterwolken. Das ächzende Gemäuer bröckelte. Schutt fiel zu Boden.

    »Ich habe ihn, Püppchen«, sagte Von. »Schaff dich hier raus.«
    Heather stand auf. »Zusammen«, sagte sie.
    Der Nomad beugte sich vor, packte Dantes Arm und legte ihn sich behutsam um die mit einer Lederjacke bekleidete Schulter. Als er sich wieder aufrichtete, sah er Heather an. »Beweg deinen Hintern, Frau.«
    Als Heather auf dem Weg nach draußen Annies Sporttasche neben der Haustür sah, schnappte sie sie sich. Dann rannte sie durch die sich immer stärker wellende Tür. Von war ihr dicht auf den Fersen.
     
    Während Von Heather über die Veranda in den Garten hinunter folgte, die Arme um Dantes Schenkel geschlungen, den er mittlerweile über der Schulter hatte, vernahm er auf einmal durch den strömenden Regen hindurch ein ihm vertrautes Geräusch: das Rauschen von Flügeln. Erleichterung breitete sich wie erwärmter Honig in ihm aus.
    Dann ging es Lucien also doch gut. Nach dem, was er von Dante gespürt hatte und aufgrund der langen

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