02 - Tanz der Sehnsucht
mit meinem Balletttraining verbinde." Sie lachte über sich selbst. „Was würden Sie machen, wenn Sie sich etwas Zeit nehmen könnten?"
Es war zwei Jahre her, dass er sich mehr als nur ein verlängertes Wochenende gegönnt hatte. Und es war zwei Jahre her, dass er an die Spitze von Valentine Records getreten war. „Wir haben ein Haus in St. Thomas. Man kann dort auf dem Balkon sitzen und einfach vergessen, dass es so etwas wie Manhattan gibt."
„Das muss wunderbar sein. Eins von diesen weitläufigen Häusern mit weißem Stuck und einem Garten voller Blumen, wie es die meisten Menschen nur auf Bildern zu sehen bekommen. Aber Sie haben bestimmt Telefon. Ein Mann wie Sie würde sich nie ganz von der Welt abschneiden."
„Alles hat seinen Preis."
Diese Erfahrung machte sie nur zu gut jedes Mal, wenn sie ihre
Hand auf die Stange im Ballettraum legte. „Oh, sehen Sie." Sie blieb vor einem Schaufenster stehen und betrachtete ein taubenblaues Négligé, das bis zum Boden reichte und die Schultern durch schwarze Spitze enthüllte. „Das ist meine Schwester Carrie."
Roy musterte das ausdruckslose Gesicht der Schaufensterpuppe. „Tatsächlich?"
„Das Négligé. Das ist Carrie - kühl und sexy. Sie ist die Einzige von uns dreien, die geboren wurde, um solche Sachen zu tragen." Lachend trat Maddy einen Schritt zurück, um sich den Namen des Geschäftes zu merken. „Ich muss es ihr schicken. Wir haben in wenigen Monaten Geburtstag."
„Caroline O'Hara. Merkwürdig, ich bringe es einfach nicht zusammen, dass sie Ihre Schwester ist."
„Gar nicht merkwürdig. Wir sind uns äußerlich nicht sehr ähnlich."
Kühl und sexy, dachte Roy. Das war genau Caroline O'Haras Image als Symbol des glanzvollen Hollywood. Die Frau neben ihm würde nie als kühl bezeichnet werden können, und ihre Sinnlichkeit war nicht glanzvoll, sondern deutlich spürbar. Und gefährlich. „Es muss ein eigenartiges Gefühl sein, eine von Drillingen zu sein."
„Ich weiß nicht, ich kenne es nicht anders." Sie setzten ihren Weg fort. „Aber es ist etwas Besonderes. Man ist nie wirklich allein. Daraus konnte ich wohl auch den Mut schöpfen, allein nach New York zu gehen. Ich hatte immer Carrie und Alana, selbst wenn sie Meilen von mir entfernt waren."
„Sie vermissen sie?"
„O ja. Manchmal vermisse ich sie schrecklich, auch Mom und Dad und Terence. Wir haben auf Gedeih und Verderb so eng zusammengelebt, zusammen gearbeitet. Uns gegenseitig
angeschrien." Sie lachte auf. „Das ist nichts Ungewöhnliches, wissen Sie. Jeder braucht ab und zu jemanden, den er anschreien kann. Als uns Terence verließ, war es zuerst so, als hätte man einen Arm verloren. Dad hat das nie richtig überwunden. Dann ist Alana gegangen und dann Carrie und ich. Ich habe nie richtig daran gedacht, wie hart es für meine Eltern gewesen sein musste, weil sie sich immerhin gegenseitig haben. Haben Sie ein enges Verhältnis zu Ihren Eltern?"
Er verschloss sich augenblicklich. Sie glaubte direkt das Eis zu spüren, das sich über die Hitze legte. „Es gibt nur meinen Vater."
„Das tut mir leid." Vorsätzlich riss sie nie alte Wunden auf, aber die ihr eigene Neugier führte sie oft dazu. „Ich habe nie einen mir nahestehenden Menschen verloren, aber ich kann mir vorstellen, wie hart es ist."
„Meine Mutter ist nicht tot." Mitleid konnte er nicht annehmen. Er verabscheute es.
Die Fragen, die sich in ihrem Kopf bildeten, behielt sie für sich. „Ihr Vater ist ein wunderbarer Mann.
Das habe ich sofort bemerkt. Er hat so freundliche Augen. Das habe ich auch immer bei meinem eigenen Vater geliebt: die Art, wie seine Augen sagten: .Vertraue mir', und man wusste, man konnte es. Wissen Sie, meine Mutter ist mit ihm durchgebrannt. Sie war siebzehn, als mein Vater in die Stadt kam und ihr den Mond auf einem Silbertablett versprochen hat. Ich glaube, sie hat ihm das nie geglaubt, aber sie ist mit ihm gegangen.
Als wir klein waren, haben meine Schwestern und ich immer von dem Tag geträumt, wenn ein Mann kommen und uns den Mond anbieten würde."
„Ist es das, was Sie wollen?"
„Den Mond?" Sie lachte schallend. „Natürlich.
Und die Sterne. Ich könnte sogar den Mann nehmen."
Er blieb stehen, um sie anzusehen. „Und? Hat Ihnen ein Mann das alles gegeben?"
„Nein." Sie spürte ihren Herzschlag immer stärker, bis zum Hals. „Aber einen Mann, der es angeboten hat."
„Der Mann war ein Träumer." Er fuhr ihr durchs Haar, wie er es die ganze Zeit gewollt und es vor
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