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02 - Tanz der Sehnsucht

Titel: 02 - Tanz der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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weg, und als der Scheinwerfer mit diesem ganz fahlen blauen Licht nur auf Sie gerichtet war.
    Und Sie haben gesungen." Er räusperte sich und begann in einem unsicheren Bariton: „Wie kann er geh'n, wenn meine Liebe ihn umfängt?"
    „Wie kann er geh'n", fiel Maddy mit kräftiger Altstimme ein, „wenn mein Herz zu ihm drängt?"
    „Ja, das ist die Stelle." Seufzend schüttelte der Portier den Kopf. „Ich muss gestehen, dabei ist es mir auch ganz anders geworden."
    „Ich spiele jetzt in einem neuen Musical, das voraussichtlich in sechs Wochen Premiere hat."
    „Tatsächlich?" Wie ein stolzer Vater strahlte er sie an. „Wir werden es nicht versäumen. Das verspreche ich Ihnen."
    Maddy nahm einen Stift von der Empfangstheke und schrieb eine Nummer auf einen Schreibblock.
    „Rufen Sie diese Nummer an, fragen Sie nach Fred, und geben Sie meinen Namen an. Ich werde dafür sorgen, dass Sie zwei Karten für die Premiere bekommen."
    „Premiere." Ungläubige Freude zeigte sich auf seinem Gesicht. „Nein, meine Frau wird es gar nicht glauben können! Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Miss O'Hara."
    Sie lächelte verschmitzt. „Mit Applaus."
    „Worauf Sie sich verlassen können. Oh ... Guten Abend, Mr. Valentine."
    Mit einem Ruck richtete Maddy sich auf und hatte ein schlechtes Gewissen, obwohl sie nicht wusste, aus welchem Grund. Sie drehte sich um und brachte ein Lächeln zustande. „Hallo, Roy."
    „Maddy." Er war schon während des kleinen Duetts hereingekommen, aber nicht bemerkt worden.
    Er starrte sie nur an, und so entschloss sie sich, die Flucht nach vorn anzutreten. „Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich könnte kurz
    vorbeischauen und Hallo sagen. Hallo."
    Er hatte gerade eine lange Sitzung hinter sich, während deren er immer wieder durch Gedanken an sie abgelenkt worden war. Er war nicht erfreut, sie zu sehen. Aber er wollte sie berühren. „Bist du auf dem Weg irgendwohin?"
    Sie könnte sich jetzt lässig geben und ihm etwas von einer Party gleich um die Ecke vorschwindeln -
    was ihr etwa ebenso leicht fallen würde, wie sich einen neuen Kopf wachsen zu lassen. „Nein. Nur hierher."
    Roy nahm sie beim Arm, nickte dem Portier zu und führte sie zum Fahrstuhl. „Bist du Fremden gegenüber immer so großzügig?", fragte er, während sie den Lift betraten.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Du siehst etwas müde aus." Und wunderbar, fügte sie im Stillen hinzu, einfach wunderbar.
    „Ich hatte einen langen Tag."
    „Ich auch. Wir hatten heute den ersten Bühnendurchlauf. Ein einziges Chaos." Dann lachte sie nervös und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Das sollte ich dem Mann mit dem Scheckbuch wohl besser nicht sagen."
    Er murmelte etwas Unverständliches, schloss seine Tür auf und ließ sie eintreten.
    Sie hatte etwas Großartiges, Elegantes und Geschmackvolles erwartet. Die Wohnung war all das und sogar mehr. Sie übertraf Mad- dys Vorstellung.
    Der erste Eindruck war der von Weiträumigkeit.
    Die Wände waren hell, unterbrochen von farbigen Gemälden des Impressionismus und drei riesigen Fenstern, die einen atemberaubenden Blick über den Park und die Stadt boten. Ein großes, korallenrotes Sofa kontrastierte mit der zinnfarbenen Brücke. In einer Ecke standen zwei große, grüne Pflanzen, in zwei Wandnischen waren die chinesischen Ming- Vasen, wie Maddy es einmal erraten hatte. Eine geschwungene offene Treppe führte in ein Obergeschoss.
    Es gab nichts, was nicht an seinem Platz stand, anders hatte sie es auch nicht erwartet. Doch die Atmosphäre war nicht kalt, und darüber war sie sich vorher nicht sicher gewesen.
    „Es ist schön, Roy." Sie ging hinüber zu den Fenstern, um hinauszusehen. Wenn es etwas zu bemängeln gab, dann möglicherweise hier. Er war so abgeschlossen und abgesondert von der Stadt, in der er lebte, weit weg von ihren Geräuschen, Gerüchen und ihrem Leben. „Stehst du manchmal hier und fragst dich, was vor sich geht?"
    „Was wo vor sich geht?"
    „Da unten natürlich. Wer streitet sich gerade, wer lacht, wer liebt? Wohin der Polizeiwagen fährt, ob er rechtzeitig ankommt? Wie viele Obdachlose heute Nacht im Park schlafen? Wie viele Schicksale sich verändern, wie viele Flaschen geöffnet und wie viele Babys geboren werden?"
    Ihr haftete derselbe Duft an, leicht, verführerisch und doch unschuldig. „Nicht jeder betrachtet die Stadt mit deinen Augen."
    „Ich wollte schon immer in New York leben." Sie trat etwas zurück vom Fenster,

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