02 - Tanz der Sehnsucht
geben als nehmen. Einen Augenblick lang konnte er das sogar fast glauben.
Ein Kuss war für Maddy immer etwas Natürliches gewesen. Etwas, womit man einem lieben Menschen seine Zuneigung zeigte oder einen Freund begrüßte oder das man als Mittel auf der Bühne für das Publikum einsetzte. Doch mit Roy war es anders. Es war komplex, überwältigend, ein Kontakt, der Funken durch ihre Nerven schoss. Leidenschaft war nicht neu für sie. Die erfuhr sie jeden Tag in ihrer Arbeit. Sie hatte natürlich gewusst, dass es etwas anderes war, wenn es sich auf einen Mann bezog, doch die Erfahrung war neu, dass es ihre Muskeln erschlaffen ließ und ihren Kopf benebelte.
Er fuhr mit den Händen durch ihr Haar. Sie wünschte, er würde ihren Körper streicheln. Er begehrte sie. Sie konnte sein heftiges Begehren jedes Mal schmecken, wenn er sie küsste. Doch er tat nichts anderes, als sie dicht an sich gepresst zu halten.
Liebe mich, verlangte alles in ihr. Doch ihr Mund war von seinem verschlossen und konnte die Worte nicht aussprechen. Sie konnte sich Kerzenlicht, sanfte Musik und ein großes, breites Bett vorstellen, auf dem sie eng umschlungen lagen. Die Vorstellung erhitzte ihre Haut und machte ihren Mund fordernder.
„Roy, willst du mich?"
Obwohl seine Lippen über ihr Gesicht streiften, spürte sie, wie er sich versteifte. Ganz leicht, aber sie spürte es. „Ja."
Es war die Art, wie er es sagte, die sie ernüchterte.
Widerstreben, selbst Ärger schien in seiner Antwort mitzuschwingen. Langsam löste sich Maddy von ihm. „Bereitet dir das ein Problem?"
Warum konnte es mit ihr nicht so einfach wie mit den anderen Frauen sein? Klare Abmachung, gemeinsamer Spaß, und niemand war verletzt. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass es bei ihr nicht so einfach sein würde.
„Ja." Er ging zurück zu seinem Brandy und hoffte, dass er durch ihn seine Ruhe wiederfinden würde.
„Das bereitet mir ein Problem."
Ich bin zu schnell, entschied Maddy. Es war eine schlechte Angewohnheit von ihr, mit
Höchstgeschwindigkeit vorwärtszupreschen, ohne auf die holprigen Stellen in der Straße zu achten.
„Willst du mit mir darüber reden?"
„Ich will dich. Ich wollte mit dir ins Bett gehen, seit ich dich auf dem Bürgersteig beim Einsammeln deines Kleingeldes und deiner verschwitzten Sachen gesehen habe."
Sie machte einen Schritt auf ihn zu. War ihm klar, dass sie genau das hatte hören wollen, auch wenn es ihr ein wenig Angst einjagte? War ihm klar, wie sie sich danach gesehnt hatte, dass er ein Teil von dem fühlte, was sie fühlte? „Und warum hast du mich neulich weggeschickt?"
„Ich bin nichts für dich, Maddy."
Sie starrte ihn an. „Moment mal. Ich muss sicher sein, dass ich das auch richtig verstanden habe ...
Du hast mich weggeschickt, weil du es gut mit mir meinst?"
Er goss sich noch einen Brandy ein. Doch es half nicht. „Richtig."
„Roy, du lässt ein Kind im Winter kratzige Kleidung tragen, weil du es gut mit ihm meinst.
Wenn es aber ein bestimmtes Alter überschritten hat, ist es für sich selbst verantwortlich."
Was zum Teufel sollte er in dieser
Auseinandersetzung mit einem solchen Beispiel anfangen? „Du kommst mir nicht wie die Art Frau vor, die an einem unverbindlichen Abenteuer für eine Nacht interessiert ist."
Ihr Lächeln erstarrte. „Nein, bin ich nicht."
„Dann habe ich dir einen Gefallen getan."
„Jetzt sollte ich wohl,Danke schön' sagen." Sie ergriff ihren Tanzbeutel und legte ihn wieder zurück.
Es war nicht die Eigenart der O'Haras, leicht aufzugeben. „Und warum bist du so sicher, dass es nur für eine Nacht gewesen wäre?"
„Weil ich an nichts Dauerhaftem interessiert bin."
„Ich habe das Gefühl, du meinst, ich wolle dich in einen Käfig sperren."
Sie konnte nicht wissen, dass der Käfig zum Teil schon bestand, aber von ihm selbst errichtet worden war. „Maddy, warum können wir es nicht einfach dabei belassen, dass wir beide einfach nichts Gemeinsames haben?"
„Darüber habe ich nachgedacht." Nun, da sie etwas Greifbares hatte, mit dem sie umgehen konnte, entspannte sie sich wieder. „In gewisser Hinsicht stimmt das zwar. Aber wenn du wirklich darüber nachdenkst, so haben wir viel
Gemeinsames. Wir leben beide in New York."
Eine Braue hochgezogen, lehnte er sich gegen die Bar. „Natürlich. Das macht alles andere bedeutungslos."
„Das war der Anfang." Sie hatte es wahrgenommen, diese schwache Andeutung amüsierten Aufblitzens. Für sie war es genug. „Wir
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