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02 Titan

02 Titan

Titel: 02 Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Köstlichkeiten jedoch nicht sonderlich zu genießen schien.
    Ich beobachtete ihn insgeheim, weil er mich faszinierte, und das tut er auch heute noch. Ich glaube tatsächlich, dass er der schwermütigste Mensch war, den ich je getroffen habe. Der Fluch seines Lebens war Pompeius, der ihn als obersten Heerführer im Osten abgelöst und danach seine Hoffnungen auf einen Triumph mittels seiner Verbündeten im Senat zerstört hatte. Er hatte alles in der Welt, was er sich wünschte, bis auf das, wonach er sich am meisten sehnte. Deshalb hatte er es rundheraus abgelehnt, nach Rom zurückzukehren oder sein Kommando abzugeben, und vergeudete stattdessen seine Talente und seinen Ehrgeiz an den Bau immer aufwendigerer Fischteiche. Er langweilte sich, war apathisch und führte ein unglückliches Familienleben. Er war zweimal verheiratet. Seine erste Frau war eine von Clodius’ Schwestern gewesen, von der er sich unter skandalösen Umständen getrennt hatte – er hatte sie beschuldigt, Inzest mit ihrem Bruder begangen zu haben, woraufhin dieser im Osten eine Revolte gegen ihn angezettelt hatte. Seine zweite Frau, mit der er immer noch verheiratet war, war eine von Catos Schwestern, von der es ebenfalls hieß, sie sei flatterhaft und treulos. Ich habe sie nicht kennengelernt, so dass ich mir darüber kein Urteil erlauben kann. Allerdings habe ich ihren und Lucullus’ Sohn gesehen, der damals zwei Jahre alt war und an der Hand seines Kindermädchens auf die Terrasse kam, um seinem Vater einen Gutenachtkuss zu geben. An der Art, wie Lucullus mit ihm umging, konnte man sehen, dass er den kleinen Kerl von Herzen liebte. Als
das Kind zu Bett gebracht worden war, senkte sich wieder ein Schleier über Lucullus’ große blaue Augen, und er kaute freudlos weiter.
    »Also«, sagte er schließlich zwischen zwei Bissen, »was ist mit meinem Triumph?« An seiner Backe klebte ein Stückchen Fisch, ohne dass er es merkte. Der Anblick war äußerst störend.
    »Richtig, dein Triumph«, antwortete Cicero. »Ich habe vor, den Antrag gleich nach der Frühjahrspause im Senat einzubringen.«
    »Und der geht durch?«
    »Ich beantrage keine Abstimmung, wenn ich mir nicht sicher bin, sie auch zu gewinnen.«
    Lucullus kaute noch eine Zeit lang weiter.
    »Das wird Pompeius gar nicht freuen.«
    »Pompeius wird hinzunehmen haben, dass man in dieser Republik außer ihm auch anderen einen Triumph gewährt.«
    »Und was springt für dich dabei heraus?«
    »Die Ehre, dir zu ewigem Ruhm verholfen zu haben.«
    »Blödsinn!« Endlich wischte Lucullus sich den Mund ab, und das Bröckchen Fisch verschwand. »Du bist an einem Tag fünfzig Meilen gefahren, um mir das zu erzählen? Du nimmst nicht ernsthaft an, dass ich dir das glaube?«
    »Dir kann man wirklich nichts vormachen, Imperator! Also gut, ich gestehe, dass ich auch eine politische Angelegenheit mit dir besprechen wollte.«
    »Also dann.«
    »Ich glaube, wir treiben auf eine Katastrophe zu.« Cicero schob seinen Teller beiseite und begann, unter Aufbietung all seiner rhetorischen Fähigkeiten und mit den drastischsten Worten, den Zustand der Republik zu schildern, wobei er besonders auf Caesars Unterstützung für Catilina und Catilinas revolutionäres Programm einging, alle Schulden
zu annullieren und die Besitztümer der Reichen zu konfiszieren. Er brauchte nicht ausdrücklich darauf hinzuweisen, welche Bedrohung das für den in seinem Palast inmitten von Gold und Seide ausspannenden Lucullus darstellte: Es war nur zu offensichtlich. Das Gesicht unseres Gastgebers verdüsterte sich zusehends, und als Cicero seine Rede beendet hatte, nahm er sich viel Zeit, bevor er antwortete.
    »Dann bist du also der festen Überzeugung, dass Catilinas Bewerbung ums Konsulat Erfolg haben könnte?«
    »Ja. Silanus wird Erster, Catilina Zweiter.«
    »Tja, dann müssen wir ihn aufhalten.«
    »Ganz meine Meinung.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Das ist der Grund meines Besuchs. Ich würde es begrüßen, wenn du deinen Triumph unmittelbar vor den Konsulatswahlen abhältst.«
    »Warum?«
    »Ich nehme an, dass du für den Umzug mehrere Tausend deiner Veteranen aus ganz Italien nach Rom kommen lässt.«
    »Selbstverständlich.«
    »Die du verschwenderisch unterhalten und aus der Beute deines Sieges großzügig belohnen wirst.«
    »Natürlich.«
    »Und die deshalb auch auf deinen Rat hören werden, wen sie bei den Konsulatswahlen unterstützen sollen.«
    »Das würde ich doch mal annehmen.«
    »In welchem Fall ich genau den

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