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02 Titan

02 Titan

Titel: 02 Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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einmal: Woher willst du die Stimmen nehmen?«
    Clodius zuckte leicht, lächelte aber weiter unverdrossen. »Ich denke, dass viele der Zenturien ihn unterstützen werden.«
    »Warum? Die Patrizier werden für Silanus und Servius stimmen. Die Popularen für Silanus und Catilina. Was bleibt da noch für Murena übrig?«
    »Gib uns ein bisschen Zeit, Konsul. Der neue Wahlkampf hat ja noch gar nicht angefangen.«
    »Der neue Wahlkampf hat in dem Augenblick angefangen, als der alte vorbei war. Ihr hättet schon das ganze Jahr vor Ort sein müssen. Und wer soll diese wundersame Wahlkampagne leiten?«
    »Ich.«
    »Du?«
    Der Hohn, mit dem Cicero das Wort aussprach, ließ mich zusammenzucken, und sogar der Panzer von Clodius’ Hochmut schien einen Augenblick lang angekratzt zu sein. »Ich habe einige Erfahrung.«
    »Welche Erfahrung! Du bist nicht einmal Mitglied des Senats.«
    »Verdammt, scher dich doch zum Henker! Warum machst du dir überhaupt die Mühe, mich aufzusuchen, wenn du dir so sicher bist, dass wir verlieren?«
    Sein Gesicht war derart wutverzerrt, dass Cicero laut lachen musste. »Wer hat was von Verlieren gesagt? Ich etwa? Junger Freund«, fuhr er fort und legte Clodius den Arm um die Schultern. »Ich weiß das eine oder andere darüber, wie man Wahlen gewinnt, und eins kann ich dir sagen: Ihr habt die besten Chancen, zu gewinnen … solange du genau das
tust, was ich dir sage. Aber du musst aufwachen, bevor es zu spät ist. Deshalb wollte ich dich sprechen.« Und dann drehte er mit Clodius Runde um Runde im Atrium und erklärte ihm seinen Plan, während ich den beiden folgte und Ciceros Anweisungen niederschrieb.

KAPITEL VII
    C icero informierte nur seine engsten Vertrauten unter den Senatoren über seinen Plan, einen Triumph für Lucullus zu beantragen – Männer wie seinen Bruder Quintus, den Exkonsul Gaius Calpurnius Piso, die Prätoren Pomptinus und Flaccus, Freunde wie Gallus, Marcellinus und Frugi den Älteren sowie die führenden Männer der Patrizier, Hortensius, Catulus und Isauricus. Diese weihten ihrerseits noch andere in den Plan ein. Alle wurden zur Verschwiegenheit verpflichtet, bekamen den genauen Tag mitgeteilt, an dem sie im Senat anwesend zu sein hatten, und wurden vor allem aufgefordert, unter allen Umständen zu bleiben, bis sich die Kammer wieder vertagte. Hybrida wurde von Cicero nicht informiert.
    Am verabredeten Tag ging es im Senat ungewöhnlich eng zu. Ältere Adelige, die sich schon seit vielen Jahren nicht mehr hatten blickenlassen, waren anwesend. Ich sah Caesar an, dass er irgendwie Gefahr witterte, er hatte die Angewohnheit, solche Augenblicke fast buchstäblich zu erschnüffeln. Er legte den Kopf leicht in den Nacken und blickte sich argwöhnisch in der Kammer um (ich erinnere mich, dass er genau das auch unmittelbar vor seiner Ermordung tat). Aber Cicero hatte den gesamten Ablauf meisterhaft arrangiert. Zu jener Zeit stand eine höchst langweilige Gesetzesvorlage an, die vorsah, das Recht der Senatoren auf Kostenerstattung
für nichtamtliche Reisen in die Provinzen einzuschränken. Das ist exakt die Art von Gesetzgebung, die jeden langweiligen Hinterbänkler empört, da sie den eigenen Vorteil betrifft. Cicero hatte eine ganze Bankreihe mit ihnen bestückt und jedem versprochen, so lange reden zu dürfen, wie er wolle. Als er die Tagesordnung verlas, stöhnten einige Senatoren auf, erhoben sich und verließen das Gebäude. Nachdem die Kammer sich etwa eine Stunde lang die Rede des Quintus Cornificius angehört hatte, eines auch in Bestform sehr blassen Redners, lichteten sich die Reihen der Zuhörer rapide. Einige von unseren Leuten taten so, als gingen sie nach Hause, hielten sich aber draußen auf der Straße immer in der Nähe des Senatsgebäudes auf. Schließlich hielt es sogar Caesar nicht mehr länger aus und verließ zusammen mit Catilina den Senat.
    Cicero wartete noch etwas, dann stand er auf und verkündete, er habe einen neuen Antrag erhalten, den er dem Haus vorlegen wolle. Er erteilte Lucullus’ Bruder Marcus das Wort, der daraufhin einen Brief des großen Generals verlas, in dem dieser den Senat bat, ihm vor den Konsulatswahlen einen Triumph zu gewähren. Cicero erklärte, Lucullus habe lange genug auf seinen gerechten Lohn gewartet und dass er dessen Anliegen jetzt zur Abstimmung stellen werde. Inzwischen hatten sich die Bänke der Patrizier wieder mit denjenigen gefüllt, die sich draußen vor dem Gebäude aufgehalten hatten, während die Bankreihen auf

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