02 - Von dir kann ich nicht lassen
Schreibtischplatte, wodurch das Tintenfass in
seiner Silberhalterung hüpfte.
Jocelyn
verbrachte den Tag in seinen Clubs, in Jackson's Boxring, auf einem
Schießstand, bei den Rennen. Er aß bei White's und verbrachte einige Stunden
bei einer langweiligen Soirée, bei der seine Schwester feststellte, er sei ein
seltener Gast geworden. Sie erzählte, sie habe Heyward dazu überredet, sie im
Sommer einige Wochen nach Brighton zu bringen, um sich Prinnys Kreis
anzuschließen und die Vergnügungen des neu erbauten asiatischen Pavillons zu
kosten. Sein Bruder, der ebenfalls bemerkte, er sei ein seltener Gast geworden,
war zutiefst empört.
»Tatsache
ist, Tresham«, sagte er, »dass sich die Forbesbrüder noch immer verstecken und
dennoch weiterhin das Gerücht verbreiten, du hättest Angst, ihnen zu
begegnen. Ganz zu schweigen davon, was sie über mich sagen müssen, der ich mich
angeblich hinter den Rockschößen meines großen Bruders verstecke. Was planst du
gegen sie zu unternehmen? Das möchte ich wissen. Ich habe dich noch niemals so
zögerlich erlebt. Wenn sie sich in dieser Woche nicht mehr blicken lassen,
werde ich sie selbst suchen. Und erspare mir diese anmaßende Erklärung des
älteren Bruders, sie seien deine Angelegenheit. Mich haben sie zu töten
versucht.«
Jocelyn
seufzte. ja, er hatte es tatsächlich hinausgezögert. Und das alles wegen
seiner Vernarrtheit in eine Frau.
»Und
mich hofften sie zu demütigen«, sagte er. »Ich werde mich um sie kümmern,
Ferdinand. Bald.« Er weigerte sich, die Angelegenheit weiter zu erörtern.
Aber
indem er in der letzten Woche Zeit mit seiner Mätresse vertan, geredet und
vorgelesen und sich mit Musik und Kunst beschäftigt hatte, hatte er zugelassen,
dass sein Ruf geschädigt wurde. Das war nicht richtig.
Er
konnte es erst am späten Abend bewerkstelligen, Brougham und Kimble allein zu
begegnen. Sie schlenderten zusammen von der Soirée zu White's.
»Ihr
beide habt doch den Namen meiner Mätresse niemandem gegenüber erwähnt, oder?«,
fragte er.
»Verdammt,
Tresham.« Brougham klang verärgert. »Musst du das fragen, wo du uns doch
ausdrücklich gebeten hattest, es nicht zu tun?«
»Wenn
du es musst, Tresh«, sagte Kimble bedrohlich ruhig, »sollte ich dir vielleicht
einen Kinnhaken verpassen. Du warst in letzter Zeit einfach nicht mehr du
selbst. Aber vielleicht war die Frage rhetorisch gemeint?«
»Da
gibt es jemanden«, erklärte Jocelyn, »einen Polizisten mit geöltem Haar und
entsetzlich schlechtem Geschmack bei seiner Kleidung, aber mit scharfem Blick,
der sehr wahrscheinlich bald Fragen über Miss Jane Ingleby stellen wird.«
»Ein
Polizist?« Brougham blieb jäh stehen.
»Der
Fragen über Miss Ingleby stellt?« Kimbles Stirnrunzeln war selbst in der
Dunkelheit zu sehen.
»Auch
als Lady Sara Illingsworth bekannt«, erklärte Jocelyn.
Seine
Freunde sahen ihn schweigend an.
»Er
wird unter anderem euch befragen«, versicherte Jocelyn ihnen.
»Miss
Jane Ingleby?« Kimbles Miene war zu einer ausdruckslosen Maske geworden. »Nicht
einmal davon gehört. Du, Cone?«
»Wer?«
Brougham runzelte die Stirn.
»Nein,
nein«, sagte Jocelyn ruhig und ging weiter. Seine Freunde passten sich seinem
Schritt zu beiden Seiten an. »Es ist bekannt, dass sie mich während meiner
Genesung von der Verletzung gepflegt hat. So viel habe ich heute Morgen
eingeräumt, als der Mann in meiner Bibliothek stand und verdammt sein Bestes
gab, nicht unterwürfig zu wirken. Drei Wochen lang. Wonach sie aus meinen
Diensten schied. Wer bin ich, dass ich den weiteren Fortgang eines bloßen
Dienstmädchens jenseits meiner Türen verfolgt hätte?«
»Gab es
ein solches Dienstmädchen?«, fragte Brougham unbekümmert. »Ich muss zugeben,
dass ich sie nicht bemerkt habe, Tresham. Aber ich neige dazu, die Dienstboten
anderer Leute nicht zu bemerken.«
»War
sie diejenige, die bei deiner Soirée gesungen hat, Tresh?«, fragte
Kimble. »Hübsche Stimme für den, der diese Art Musik mag. Und ein recht
hübsches Mädchen für den, der einfache Landfräulein in Musselin mag, wenn alle
anwesenden Damen verführerisch in Satin und Straußenfedern und Juwelen
gekleidet sind. Was ist denn wirklich aus ihr geworden?«
»Danke«,
sagte Jocelyn. »Ich wusste, dass ich mich auf euch verlassen kann.«
»Aber
im Ernst, Tresham«, sagte Brougham wieder in normalem Tonfall, »was ist tatsächlich mit Jardine geschehen? Du willst uns doch hoffentlich nicht weismachen,
dass Lady Sara ihn
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