02 - Von dir kann ich nicht lassen
verliebt, sondern sogar davon geträumt zu haben, dass er sich auch in
sie verliebt hätte.
»Hinauf!«
Er deutete erneut zur Treppe. Und dann nickte er. »Ah, ich erkenne den Grund
für dein Zögern. Ich vergaß, Bitte zu sagen. Geh bitte hinauf, Jane.
Lege bitte alle deine Kleidung und Haarnadeln ab, wenn du dort ankommst. Lege
dich bitte auf den Rücken aufs Bett, damit ich mich deiner Dienste bedienen
kann. Halte bitte deinen Teil des Vertrages ein.«
Seine
Stimme klang kälter als Eis. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht. Sie
hatte keinen guten Grund, sich ihm zu verweigern. Es hatte niemals zu diesem
Handel gehört, dass er sie lieben müsste, bevor sie ihm ihre Gunst erweisen
würde. Aber sie fühlte sich plötzlich unsicher, als sei eine ganze Woche
die kostbarste Woche ihres Lebens spurlos ausgelöscht worden. Als hätte
sie sie nur geträumt. Als wäre er niemals ihr Gefährte geworden, ihr Freund,
ihr Geliebter. Ihr Seelenverwandter.
Als
alles gesagt und getan war, war sie nur noch seine Mätresse.
Sie
wandte sich um und ging ihm die Treppe hinauf voran, den Kerzenleuchter
hochhaltend, ihr Herz versteinert. Nein, das nicht. Ein Stein spürte keinen
Schmerz. Sie blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten. Er würde kein solches
Zeichen von Schwäche an ihr zu sehen bekommen.
Niemals!
»Ich
bin hierher gekommen, Jane«, sagte er kurz darauf mit unergründlicher Miene im
Schlafzimmer hinter der Tür stehend aber da war etwas an ihm, was von
Trunkenheit zeugte und gefährlich bedrohlich wirkte, »um mich von meiner
Mätresse unterhalten zu lassen. Wie wirst du mich unterhalten?«
Sie
hatte erneut das Gefühl, als hätte die vergangene Woche nicht stattgefunden.
Wäre das nicht gewesen, hätte sie seine Worte natürlich nicht als so
beleidigend empfunden. Sie waren nicht beleidigend. Sie durfte nicht reagieren,
als wären sie es. Sie musste die vergangene Woche einfach vergessen. Aber sie zögerte
zu lange.
»Du
hast doch nicht zufällig Kopfschmerzen, Jane?« Seine Stimme klang sehr
ironisch. »Oder deine Regel?«
Ihre
Regel war in den nächsten Tagen fällig, und sie empfand deswegen berechtigte
Angst. Aber sie würde sich nicht eher Sorgen machen, als es nötig wäre. Sie
hatte von Anfang an über die möglichen Konsequenzen einer solchen Liaison
Bescheid gewusst. Es gab sogar eine Klausel im Vertrag, die sich mit
eventuellen Kindern aus dieser Verbindung beschäftigte.
»Oder
fühlst du dich heute Nacht einfach von mir abgestoßen?«, fragte er und wirkte
bedrohlicher denn je, während er sie mit verengten Augen ansah. »Wirst du dein
Vorrecht ausüben, Jane, und mich zum Teufel schicken, meine Begierde unerfüllt
lassen?«
»Nein,
natürlich nicht.« Sie sah ihn ruhig an. »Ich werde Sie mit Freuden unterhalten,
Euer Gnaden. Woran sonst sollte ich während der langen Stunden Ihrer
Abwesenheit wohl denken und wovon sonst träumen und wofür planen?«
»Es ist
zumindest beruhigend zu erkennen«, sagte er, während er auf sie und das Bett
zuging, »dass du deine unverschämte Zunge nicht verloren hast, Jane. Ich würde
dich gewiss nicht genießen können, wenn du sanftmütig und unterwürfig auf dem
Rücken lägst. Nun, mit welchen sinnlichen Freuden wirst du mich ergötzen?«
Sie hatte
während der letzten anderthalb Wochen eine Anzahl Fertigkeiten gelernt. Sie
hatte gelernt, keine Scheu vor ihrer und seiner Sexualität zu empfinden. Es
wurde ihr klar, dass er tatsächlich erwartete, von ihr unterhalten zu werden.
Er stellte sich neben das Bett, die Beine gespreizt, die Hände auf dem Rücken
verschränkt, und sah sie mit gehobenen Augenbrauen an. Es war überaus
beunruhigend und angesichts dessen, was sie sich eigentlich von ihrer nächsten
Begegnung erhofft hatte, auch entschieden verwirrend.
Sie zog
sich langsam aus, reizte ihn mit verlockenden Ausblicken auf nackte Haut, immer
nur ein wenig auf einmal. Sie faltete alle Kleidungsstücke zusammen, drehte
sich um und legte sie auf einen Stuhl. Als sie nackt war, hob sie die Arme und
zog nacheinander die Nadeln aus ihrem Haar, bis es kaskadenartig um ihren
Körper wogte. Sie lächelte. Vielleicht konnte sie ihn doch aus seiner
Verlegenheit wegen letzter Nacht herauslocken wenn seine jähe
Veränderung dadurch bedingt war.
Er trug
noch immer seinen Mantel, hatte ihn nun aber über die Schultern zurückgeworfen.
Er bemühte sich nicht, die vielsagende Wölbung seiner Erregung zu verbergen,
die gegen den festen Stoff seiner festlichen
Weitere Kostenlose Bücher