02 - Von dir kann ich nicht lassen
dass
Jocelyn, der ihn scharf beobachtete, während er sich den Anschein fast
gelangweilter Lässigkeit gab, seine eigenen Schlüsse zog.
»Und
Sie ausgeraubt und so nicht nur verletzt, sondern auch beleidigt«, sagte er.
»Da Lady Sara drei Wochen im Dudleyhaus verbracht hat, muss sie sich der
Tatsache bewusst sein, dass es viele kostbare Schätze beherbergt. Seit ich gestern
Morgen ihre wahre Identität erfahren habe, mache ich mir Sorgen darüber, dass
sie einen Einbruch versuchen und auch mich ermorden könnte, wenn ich
ausreichendes Pech hätte, ihr im falschen Moment in den Weg zu geraten.«
Der
Earl erwiderte seinen Blick aufmerksam, aber Jocelyn war sehr geübt in der
Kunst, durch sein Mienenspiel nichts wie auch immer Geartetes preiszugeben.
»Genau
so ist es«, stimmte der Earl ihm zu.
»Ich
verstehe Ihren, eh, Zorn recht gut«, sagte Jocelyn, »dass eine nur weibliche
Verwandte und vermutlich noch dazu eine Abhängige Ihnen solch
persönliche Qual auferlegt und Ihre Autorität solch öffentlicher Lächerlichkeit
preisgibt. Wäre ich an Ihrer Stelle, würde ich ihre Gefangennahme ebenso
ungeduldig erwarten wie Sie, damit ich ihr wirkungsvoll die Pferdepeitsche
überziehen könnte, bevor das Recht seinen Lauf nähme. Das ist, soweit ich
gehört habe, die einzig richtige Behandlung für rebellische Frauen. Ich möchte
Ihnen jedoch zwei Dinge zu bedenken geben tatsächlich der Grund für mein
Kommen.«
Der
Earl of Durbury wirkte unsicher, ob er gerade beleidigt oder bemitleidet worden
war.
»Ich
habe einige meiner Dienstboten befragt«, erklärte Jocelyn er hatte
natürlich nichts dergleichen getan, »und sie versicherten mir, dass die Pflegerin,
die mir als Miss Jane Ingleby bekannt war, nur eine kleine Tasche mit
Habseligkeiten ins Dudleyhaus mitgebracht habe. Was für mich eine Frage offen
lässt. Wo hat sie das Vermögen in Geld und Schmuck versteckt, dass sie Ihnen
geraubt hat? Hat der Detektiv, den Sie angeheuert haben, daran gedacht, die
Suche aus dieser Perspektive anzugehen? Wenn man die Beute findet, findet man
gewiss auch eine eindeutige Spur zu der Frau.«
Er
hielt mit gehobenen Augenbrauen inne, damit der Earl antworten konnte.
»Das
ist eine Idee«, räumte seine Lordschaft steif ein. Jocelyn fühlte sich in
seiner Vermutung bestätigt, dass es gar kein Vermögen gab, oder zumindest
keines von Bedeutung.
»Er
wäre gewiss besser beraten, nach dem Geld und dem Schmuck zu suchen, als mir zu
folgen«, fügte Jocelyn liebenswürdig hinzu.
Der
Earl of Durbury betrachtete ihn scharf.
»Ich
vermute«, fuhr Jocelyn fort, »dass er aus der Befragung, der er mich gestern Morgen
unterzog, geschlossen hat, ich sei ein Mensch, der einen gewissen Reiz darin sieht,
mit einer Frau zu schlafen, die mich vielleicht meines letzten Farthing
berauben und mir obendrein mit dem scharfen Ende einer Axt den Schädel spalten
könnte. Dieser Schluss ist verständlich. Ich bin gewissermaßen für eine
leichtsinnige, gefährliche Lebensführung bekannt. Dennoch, und obwohl ich es
gestern eher amüsant fand, verfolgt zu werden, wo auch immer ich hinging,
glaube ich, dass es mich ermüden würde, wenn sich diese Erfahrung heute
wiederholte.«
Der
Earl wusste eindeutig nicht, was dieser Polizist den größten Teil des gestrigen
Tages unternommen hatte. Er wirkte verständnislos.
»Nicht
dass es heute wieder geschehen wäre«, räumte Jocelyn ein. »Ich vermute, er hat
sich wieder vor dem Haus einer gewissen, eh, Lady postiert, die ich
letzte Nacht besuchte. Die Lady ist meine Mätresse, aber Sie müssen verstehen,
Durbury, dass jede Mätresse die ich beschäftige, vollkommen unter meinem Schutz
steht, und dass sich jedermann, der sie belästigt, vor mir verantworten muss.
Vielleicht empfinden Sie es als angemessen, dies Ihrem Polizisten zu erklären
ich fürchte, sein Name ist mir im Moment entfallen.« Er erhob sich.
»Das
werde ich gewiss tun.« Der Earl of Durbury bebte vor Zorn. »Ich bezahle der
Polizei eine unverschämte Summe, damit sie das Haus Ihrer Mätresse
beobachtet, Tresham? Das ist ungeheuerlich.«
»Ich
muss gestehen«, sagte Jocelyn, während er Hut und Handschuhe von einem Tisch
neben der Tür aufnahm, »dass das Wissen, von draußen beobachtet zu werden, eine
gewisse Ablenkung bedeutet, wenn man in eine, eh, Unterhaltung mit einer Lady
verstrickt ist. Ich erwarte, heute Nacht nicht wieder auf solche Art abgelenkt
zu werden.«
»Nein,
gewiss«, versicherte ihm der Earl. »Ich werde eine
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