02 - Von dir kann ich nicht lassen
in ihr. Sie hob
den Kopf und lächelte ihn verträumt an.
»Höchst
unterhaltsam, Jane«, sagte er munter. »Du bekommst wirklich Übung in deinem
Gewerbe. Du bist allmählich jeden Penny deines Gehaltes wert.« Er hob sie von
sich, wandte, sie um, so dass sie ausgestreckt auf dem Bett lag, stand auf und
begann, seine Kleidung wieder zu schließen.
Er
hätte sie ebenso gut mit einem Eimer Eiswasser überschütten können.
»Und
du«, sagte sie, »warst schon immer ein Meister verschleierter Beleidigungen.
Ich verstehe sehr gut, dass es das ist, wofür ich bezahlt werde. Du brauchst
mich nicht daran zu erinnern, nur weil du gestern Abend deine Deckung fallen
gelassen und dich vermutlich in Verlegenheit gebracht hast, indem du mir Dinge
erzähltest, die erzählt zu haben du zutiefst bereust.« Sie zog die Bettdecke
über sich. Sie fühlte sich plötzlich in der Tat sehr nackt.
»Du
fühlst dich beleidigt, Jane«, fragte er sie, »wenn man dir sagt, du seist
bemerkenswert geschickt im Bett? Ich mache dieses Kompliment nicht oft, weißt
du.« Er warf sich den Mantel um die Schultern.
»Ich
fühle mich tatsächlich beleidigt«, bestätigte sie, setzte sich auf und
bedeckte ihre Brust, »weil Sie es für nötig halten, mich mit diesem Gerede über
mein Können und das Gehalt zu erniedrigen, Euer Gnaden. Ich fühle mich
beleidigt, weil Sie sich schämen, sich mir anvertraut zu haben, nur weil ich
eine Frau und noch dazu Ihre Mätresse bin. Ich dachte, wir wären Freunde
geworden und Freunde reden in der Tat miteinander. Sie vertrauen
einander und teilen ihre tiefsten Geheimnisse und ihre tiefsten Wunden. Ich
habe mich geirrt. Ich hätte nicht vergessen sollen, dass Sie mir mein Gehalt hierfür bezahlen.« Sie deutete aufs Bett. »Und nun bin ich müde. Ich habe hart für
meinen Lebensunterhalt gearbeitet. Würden Sie freundlicherweise gehen, Euer
Gnaden? Gute Nacht.«
»Freunde
vertrauen einander, Jane?« Er sah sie sehr angespannt an, die Augen
tiefschwarz. Sie empfand einen Moment lang Angst. Sie dachte, er würde sich
herüberbeugen und sie packen. Stattdessen vollführte er eine jähe, spöttisch
ehrerbietige Verbeugung und verließ den Raum.
Jane
blieb frierend und zitternd und einsamer und unglücklicher zurück, als sie es
jemals zuvor in ihrem Leben gewesen war.
Während
er nach Hause zum Grosvenor Square ging, wa r Jocelyn in der Tat finsterster
Stimmung. Er verachtete sich nun selbst zumindest eine befriedigend
vertraute Empfindung. Er fühlte sich, als hätte er sie vergewaltigt
obwohl er sich ihr weitgehend auf die Art genähert hatte, wie er sich in der
Vergangenheit auch seinen anderen Mätressen genähert hatte. Und er verachtete
sie. Sie hätte ihn heute Nacht nicht an sich heranlassen sollen, aber
tatsächlich hatte sie ihn wie eine erfahrene Kurtisane bedient.
Er
hasste sie dafür, dass sie ihn die ganze Woche in dem Glauben gewiegt hatte, er
hätte eine Freundin gefunden, eine Seelenverwandte, wie auch eine verdammt gute
Bettgespielin. Dass sie ihn irgendwie dazu verleitet hatte, allen Schutz fallen
zu lassen, alles mit ihr zu teilen, was sein geheimstes Selbst ausmachte. Dass
sie ihn irgendwie daran gehindert hatte zu erkennen, dass sie etwas bekam, aber
außer ihrem Körper nichts zurückgab, dass ihre Beziehung nicht gegenseitig war.
Sie
hatte sein Vertrauen angenommen, sich selbst aber geschickt hinter der Position
der Mätresse und dem angenommen Namen Jane Ingleby verborgen. Und doch hatte
sie es gerade eben gewagt, ihm eine Lektion über das Wesen wahrer Freundschaft
zu erteilen.
Sie
hatte alles von ihm angenommen, sogar die Liebe, zu der er sich nicht
mehr für fähig gehalten hatte.
Er
hasste sie dafür, dass sie ihn zu der Hoffnung verleitet hatte, das Leben sei
doch lebenswert. Dass sie ihm allen Trost des harten Kokons genommen hatte, in
dem er seit zehn Jahren gelebt hatte.
Er
hasste sie.
Er
konnte an sie nicht einmal als Sara denken.
Sie war
Jane.
Aber Jane
Ingleby existierte nicht.
Er
konnte den befriedigenden Beginn von Kopfschmerzen spüren, als er sich seinem
Zuhause näherte. Wenn er Glück hatte, würde ihm am Morgen die Ablenkung eines
kolossalen Katers gewährt sein.
Von
seinem Posten in den Schatten eines verdunkelten Eingangs aus beobachtete Mick
Boden zunächst, wie der Duke of Tresham die Straße hinab davonschritt, und
dann, wie das Licht, vermutlich im Schlafzimmer des Hauses, gelöscht wurde. Das
Haus war eindeutig ein Liebesnest der Duke hatte sich mit
Weitere Kostenlose Bücher