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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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sie und verließ den Raum, bevor er das letzte
Wort haben konnte.
    Sie
kehrte wenige Minuten später mit dem Kissen zurück, durchquerte wortlos den
Raum und legte es, ohne ihn anzusehen, vorsichtig unter sein Bein. Sie hatte
zuvor im Schlafzimmer bemerkt, dass die gestrige Schwellung verschwunden war.
Aber sie hatte auch seine Angewohnheit bemerkt, sich den Oberschenkel zu reiben
und gelegentlich die Zähne zu zeigen, sichere Zeichen dafür, dass er erhebliche
Schmerzen litt. Aber da er natürlich stolz war, konnte man nicht von ihm
erwarten, überhaupt irgendwelche Gefühle zuzugeben.
    »Abgesehen
von der schmalen Linie ihrer Lippen«, sagte der Duke, »merke ich nicht, dass
Sie mir Ihre Nachsicht ernstlich entzogen hätten. Ich hatte zumindest erwartet,
dass Sie mein Bein hochreißen und auf das Kissen knallen würden. Ich war nur
allzu bereit, einen solchen Gefühlsausbruch hinzunehmen. Nun haben Sie mich der
Möglichkeit beraubt, meine sorgfältig einstudierte Rede loszuwerden.«
    »Sie
haben mich als Pflegerin eingestellt, Euer Gnaden«, erinnerte sie ihn. »Ich
soll Ihnen Mut zusprechen und Ihnen nicht zu meinem Vergnügen schaden. Und wenn
ich über etwas empört bin, stehen mir genügend Worte zur Verfügung, diese
Empörung auch auszudrücken. Ich brauche nicht auf Gewalt zurückzugreifen.«
    Was
eine ebenso gewaltige Lüge war wie jede andere, die sie je erzählt hatte,
dachte sie, noch während ihr die Worte über die Lippen kamen. Sie empfand einen
Moment Frösteln und Übelkeit, während sich ihre Magenmuskeln in dem nun schon
vertrauten Gefühl der Panik verkrampften.
    »Miss
Ingleby«, sagte der Duke of Tresham sanft, »danke, dass Sie das Kissen geholt
haben.«
    Nun.
Das brachte sie zum Schweigen.
    »Ich
glaube«, sagte er, »das hätte Ihnen beinahe ein Lächeln entlockt. Lächeln Sie jemals?«
    »Wenn
ich amüsiert oder glücklich bin, Euer Gnaden«, antwortete sie.
    »Und
Sie sind in meiner Gegenwart beides noch nicht gewesen«, stellte er fest. »Ich
verliere wohl meinen sprichwörtlichen Charme. Man sagt mir nach, ich besäße ein
hervorragendes Talent, Frauen zu unterhalten und zu erfreuen.«
    Ihre
Wahrnehmung seiner Männlichkeit war überwiegend theoretisch, bis er diese Worte
sprach und sie mit dem charakteristischen Verengen seiner dunklen Augen ansah.
Plötzlich war diese Wahrnehmung gar nicht mehr theoretisch. Sie spürte ein
vollkommen unbekanntes Aufwallen rein physischen Verlangens, das bei ihren
Brüsten, ihrem Unterleib und den Innenseiten ihrer Schenkel erschreckende
Reaktionen hervorrief.
    »Daran
zweifle ich nicht«, sagte sie scharf. »Aber ich wage zu behaupten, dass Sie den
Vorrat an Verführungskünsten für diesen Monat bereits bei Lady Oliver
verbraucht haben.«
    »Jane,
Jane«, sagte er sanft. »Das klang ungewöhnlich boshaft. Gehen Sie und suchen
Sie Quincy und holen Sie die Morgenpost. Bitte«, fügte er hinzu, als sie zur
Tür ging.
    Sie
wandte den Kopf und lächelte ihm zu.
    »Ah«,
sagte er.

Kapitel 5
    Angeline kam am
frühen Morgen wieder, dieses Mal von Heyward begleitet, der sich höflicherweise
nach dem Befinden seines Schwagers erkundigen wollte. Ferdinand kam, bevor sie
gingen, aber eher zu dem Zweck, über sich zu sprechen, als aus großer Sorge um
die Genesung seines Bruders. Er war von Lord Berriwether zu einem
Karriolenrennen nach Brighton herausgefordert worden, dessen Geschick mit den
Zügeln nur noch von Jocelyn erreicht wurde.
    »Du
wirst verlieren, Ferdinand«, sagte Heyward schonungslos.
    »Du
wirst dir den Hals brechen, Ferdie«, sagte Angeline, »und meine Nerven werden
sich nach dieser Angelegenheit mit Tresham nicht allzu bald wieder erholen.
Aber wie fesch du aussehen wirst, wenn du schnell wie der Wind die Straße
entlang saust. Wirst du dir für diese Gelegenheit eine neue Jacke machen
lassen?«
    »Das
Geheimnis besteht darin, die Zügel locker zu lassen, wann immer man eine gerade
Strecke vor sich hat«, sagte Jocelyn, »sich aber, wenn es eng wird, nicht zu
sehr aufzuregen und in scharfen Kurven keine unnötigen Risiken einzugehen, als
wäre man ein Zirkusartist. Für welche beiden Laster du berühmt bist, Ferdinand.
Du solltest jedoch besser siegen, jetzt wo du eingewilligt hast. Prahle niemals
oder fordere niemals jemanden zu etwas heraus, wenn du es nicht wirklich
beherrschst. Besonders nicht, wenn du ein Dudley bist. Vermutlich hast du tatsächlich geprahlt.«
    »Ich
dachte, ich könnte mir vielleicht deine neue Karriole ausleihen,

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