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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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war er nicht überrascht zu hören,
»bis ich Ihre Mätresse bin. Wenn wir uns in diesem Punkt einigen können, dürfen
Sie einen Damenschneider hierher bestellen, wenn Sie möchten. Ich werde keinen
Fuß auf die Bond Street setzen.«
    »Weil
dann bekannt wird, dass Sie meine Mätresse sind?«, fragte er und beobachtete,
wie sie mit den Fingerspitzen die polierte Oberfläche des runden Esstischs
entlangfuhr, der erheblich vergrößert werden konnte, um mehr Gästen Platz zu
bieten. Aber wenn er mit seiner Mätresse allein speiste, zog er es vor, in
Berührungsnähe zu sein. »Sie glauben, das seiein Grund, sich zu schämen? Ich
versichere Ihnen, dass dem nicht so ist. Kurtisanen der höchsten Klasse, Jane,
stehen beinahe auf gleicher Ebene mit Ladys. Auf mancherlei Art sogar darüber.
Sie haben häufig beträchtlich mehr Einfluss. Sie werden als meine Mätresse hoch
geachtet sein.«
    »Wenn
ich Ihre Mätresse werde, Euer Gnaden«, sagte sie, »werde ich mich weder schämen
noch stolz sein. Ich werde nur den rein praktischen Schritt unternehmen, die
Anstellung zu sichern, die für mich sowohl einträglich als auch angemessen sein
wird.«
    Er
lachte. »Angemessen, Jane?«, sagte er. »Sie sind umwerfend in ihrem
Enthusiasmus. Wollen wir nach oben gehen?«
    Er
fragte sich, ob sie wirklich so leidenschaftslos empfand, wie sie vorgab. Aber
dann erinnerte er sich der beiden Umarmungen, die sie geteilt hatten, und zog
seine eigenen Schlüsse, besonders aus derjenigen im Musikzimmer. Sie war bei
der Gelegenheit alles andere als leidenschaftslos gewesen. Und selbst vor ihrer
Zimmertür, nachdem sie für seine Gäste gesungen hatte, war ein Verlangen
spürbar gewesen, das er hätte stillen können, wenn er gewollt hätte.
    Er
befand sich noch im Flur zum Schlafzimmer, als sie, die wenige Schritte vor ihm
ging und das Schlafzimmer bereits betreten hatte, sich zu ihm umwandte.
    »Eines
muss selbst heute vollkommen klar sein«, sagte sie, die Hände in die Taille
gestemmt, das Kinn kampfbereit angehoben und ein streitbares Funkeln in den
Augen. »Wenn ich mich entschließe zu bleiben, muss alles in diesem Haus
verändert werden.«
    »Tatsächlich?«
Er wölbte die Augenbrauen, hob sein Lorgnon an und nahm sich Zeit, sich im Raum
umzusehen. Das breite, mit einem Baldachin versehene Mahagonibett mit seinen
kunstvoll geschnitzten Pfosten war mit brokatgeschmückter Seide bedeckt, und
die gleiche, in Falten gelegte Seide mit Rosenknospenmuster zierte auch den
Baldachin. Die Bettvorhänge bestanden aus schwerem, kostbaren Samt, wie auch
die Fenstervorhänge. Der Teppich unter den Füßen fühlte sich weich und dicht
an.
    Alles
war in einem üppigen Scharlachrot gehalten.
    »Tatsächlich!«,
erwiderte sie fest, reine Verachtung in der Stimme. »Dieses Haus ist
abscheulich. Es ist die Karikatur eines Liebesnests. Ich werde in diesem Raum
nicht einmal allein schlafen. Und ich werde hier gewiss nicht mit Ihnen schlafen.
Ich würde mich wie eine Hure fühlen.«'
    Manchmal
musste er bei Jane Ingleby Stellung beziehen. Das Problem bestand darin, dass
er das nicht gewohnt war, da niemand es jemals zuvor von ihm gefordert hatte.
    »Jane«,
sagte er, während er festeren Stand suchte, die Hände auf dem Rücken
verschränkte und seinen Zügen eine höchst abschreckende Wirkung gab. »Ich muss
Sie wohl daran erinnern, dass ich nicht derjenige bin, dem eine Stellung
angeboten wird. Ich habe Ihnen ein Angebot gemacht, das Sie annehmen oder
ablehnen können. Es gibt viele, die sofort Ihren Platz hier einnehmen würden,
wenn sie auch nur halbwegs die Chance dazu hätten.«
    Sie sah
ihn an.
    »Mein
Fehler, Euer Gnaden«, sagte sie nach einigen Momenten des Schweigens, während
derer er sich außerordentlich zwingen musste, um nicht unbehaglich von einem
Fuß auf den anderen zu treten. »Ich dachte, wir hätten uns geeinigt, über die
Bedingungen zu sprechen. Aber ich merke, dass Sie wieder diese lächerliche
Haltung des selbstherrlichen Aristokraten angenommen haben, dem
entgegenzutreten kein geistig gesunder Mensch auch nur im Traum wagen würde.
Sie sollten besser aufbrechen und jemand anderem eine mögliche Chance geben.
Ich gehe.«
    Sie
machte einen entschlossenen Schritt auf ihn zu. Nur einen. Er blieb im Eingang
stehen. Sie könnte versuchen, durch ihn hindurchzugehen, wenn sie wollte.
    »Was
ist an diesem Haus so anstößig?«, erlaubte er sich die Schwäche, sie zu fragen.
»Ich habe niemals zuvor auch nur eine einzige Klage darüber

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