020 - Das Schiff der schwarzen Piraten
benützen.«
Lance zog die Brauen zusammen. »Das ist natürlich ein Trumpf, den wir nicht überstechen können. Sollten wir nicht versuchen, in das Museum zu gelangen? Über das Dach vielleicht…«
»Das wäre eine Möglichkeit«, sagte Oda.
»Wenn es uns gelänge, die Geiseln in Sicherheit zu bringen«, überlegte Lance Selby, »hätten wir die Chance, diesem Grauen für immer ein Ende zu bereiten.«
»Und Rufus?« warf Frank Esslin ein.
Der Parapsychologe grinste. »Vielleicht schafft Oda, was Tony Ballard bis heute noch nicht gelang: den Dämon mit den vielen Gesichtern zu vernichten.«
Frank wiegte den Kopf. »Nichts gegen Oda und ihre Fähigkeiten, aber Rufus könnte eine Nummer zu groß für sie sein.«
»Nicht, wenn sie ihn unverhofft trifft.«
»Versuchen wir's über das Dach«, sagte Oda und wandte sich um. Doch Rufus warf diesen Plan in derselben Minute über den Haufen. Die Zeit würde nicht mehr reichen, um die Zombies und den Dämon im Museum anzugreifen, denn die schwarze Bande hatte nicht die Absicht, sich noch lange darin aufzuhalten.
Glas klirrte, die Dorfbewohner wichen zurück, ein nichtirdisches Licht erhellte das Innere des Museums. In seinem hellen Schein stand ein Skelett, das eine schwarze Kutte trug: Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern, der sich in Cullkirk als Jack Margolin eingeschlichen hatte.
Phil MacKenzie, Cary Cassidy und all die anderen standen starr.
»Wo ist mein Junge?« krächzte Cassidy. »Was habt ihr mit Roy gemacht?«
Stille herrschte. Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. Auch Oda, Lance Selby und Frank Esslin regten sich nicht. Rufus hob die Knochenhand.
In diesem seltsamen Licht erschien Roy Cassidy.
»Roy!« rief sein verzweifelter Vater. »Junge! Versuch zu fliehen!«
Roy grinste kalt. »Ich denke nicht daran. Mein Platz ist von nun an, an Rufus' Seite.«
»Aber Junge…«
Auf ein Handzeichen von Rufus zog sich Roy Cassidy wieder zurück. Er gehorchte wie ein dressierter Hund. Seinem Vater drohte das Herz zu brechen. Phil MacKenzie litt mit ihm. Er befand sich in derselben Lage. Und irgendwo in der Menge stand auch Charlie le Mats Vater und hatte Tränen in den Augen.
Rufus' höhnisches Gelächter gellte über die Köpfe der entsetzten Menschen hinweg.
»Mein Gott, wenn sich nur endlich einer fände, der ihm den verdammten Knochenhals umdreht«, zischte Lance Selby.
»Jetzt seid ihr ratlos, was?« rief Rufus mit donnernder Stimme.
»Wer wagt es noch, Nimu Brass und seine Männer daran zu hindern, den Schatz auf ihr Schiff zu bringen? Ihr habt es gesehen, die Jungen stehen auf unserer Seite. Eigentlich sind sie damit zu euren Feinden geworden. Ich brauchte ihnen nur den Befehl zu erteilen, und sie würden jeden von euch eiskalt töten. Selbst ihren Vater. Dennoch werdet ihr uns nicht angreifen, weil ihr nicht wollt, daß Charlie, Jimmy und Roy ihr Leben verlieren. Ihr seht in ihnen immer noch die guten, braven Jungen, die sie einmal waren, und ihr hofft insgeheim, sie meinem Einfluß irgendwann mal wieder entreißen zu können. Wer weiß, vielleicht gelingt es euch. Vielleicht verliere ich an den Jungen schon bald das Interesse. Im Augenblick sind sie jedenfalls ein großartiges Faustpfand für uns, mit dem wir euch zwingen können, zu tun, was wir wollen.«
»Werdet ihr Roy wieder auf das Geisterschiff bringen?« fragte Cary Cassidy besorgt.
»Natürlich«, antwortete Rufus.
»Laßt den Jungen laufen!« flehte Cassidy. »Er hat schon genug durchgemacht. Nehmt mich an seiner Stelle.«
Rufus lachte. »Du appellierst doch nicht etwa an unser Mitgefühl. Was denkst du denn, wer wir sind? Wir sind Vertreter der Hölle. Wir kennen kein Mitleid. Je mehr ein Mensch leidet, um so besser gefällt uns das!«
»Du gottverdammter Teufel!« brüllte Cary Cassidy. Er wollte vorwärtsstürmen, doch mehrere Männer hielten ihn fest. Sie retteten ihm damit das Leben.
»Sobald sich das Museumstor öffnet, erwarten wir von euch, daß ihr Platz macht!« rief Rufus. »Sollte uns einer von euch angreifen, sollte auch nur ein einziger Schuß fallen, stirbt einer der Jungen, und zwar wird er sich auf meinen Befehl hin selbst das Leben nehmen.«
»Teufel!« schrie Cassidy. »Warum verschwindest du nicht in die Hölle?«
Rufus reagierte nicht. Das nichtirdische Licht erlosch. Der Dämon war nicht mehr zu sehen. Augenblicke später flog das Museumstor auf, und Kapitän Nimu Brass erschien mit seinen Zombie-Piraten, die die Schatztruhen
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