020 - Das Schiff der schwarzen Piraten
Männer ohne Charlie le Mat, Roy Cassidy und Jimmy MacKenzie auslaufen würden. Vor allem Roy Cassidy hatte schon genug mitgemacht. Die neuerliche Konfrontation mit dem Bösen konnte seiner Seele schaden.
Über einen Sandweg erreichten die beiden Mädchen das schwarze, finstere, verwitterte Bootshaus. Es stand teilweise auf dicken, morschen Pfählen und ragte zu einem Drittel über das Wasser.
Eine wackelige Leiter führte zu einer verzogenen Tür. »Du zuerst«, sagte Oda. »Ich halte die Leiter für dich fest.«
Vicky rieselte es kalt über den Rücken. »Das Bootshaus sieht aus, als hätte es seit Jahren niemand mehr betreten.«
»Ich war erst vor wenigen Minuten drinnen«, behauptete die weiße Hexe, »Na los, beeil dich!«
Vicky Bonney kletterte die Sprossen hoch. Sie öffnete die Tür und betrat das finstere Holzgebäude. Ihr Blick vermochte die Dunkelheit kaum zu durchdringen. Sie konnte nichts entdecken, was wert gewesen wäre, daß es ihr Oda zeigte.
Alte Taue, Netze und Ketten lagen auf dem Boden. Vicky machte ein paar zaghafte Schritte vorwärts, blieb stehen und wandte sich um. Oda trat ein und schloß die Tür hinter sich.
»Jetzt hab' ich dich!« sagte das Mädchen mit einer Stimme, deren grausamer Klang die Schriftstellerin beunruhigte.
»Oda…«
Die Rothaarige lachte gemein. »Ich bin nicht Oda. Mein Name ist Yora.«
Dieses Geständnis löste bei Vicky Bonney einen Schock aus.
Himmel, sie hatte es mit Yora, der Totenpriesterin, zu tun!
***
Oda stand mit Lance Selby und Frank Esslin in der Menge.
»Vielleicht können wir sie überrumpeln«, sagte der Parapsychologe.
»Das ist zu gefährlich für Charlie, Roy und Jimmy«, sagte Frank Esslin.
»Oda müßte Rufus angreifen. Wir nehmen uns die Zombies vor…«
»Und inzwischen nimmt sich einer der Jungen, oder gleich alle drei, das Leben«, knurrte der WHO-Arzt.
Hinter den Geisterpiraten waren Charlie le Mat, Jimmy MacKenzie und Roy Cassidy zu sehen. Alle drei hielten Piratendolche in der Hand, deren Spitze auf ihr Herz wies. Rufus hatte sie bestimmt so programmiert, daß sie zustießen, sobald ein Angriff erfolgte.
»Verdammt, hoffentlich schaff ich's, tatenlos dabei zuzusehen, wie diese Höllenwesen mit Gold und Geiseln an mir vorbeiziehen!« preßte Lance Selby hervor.
»Wir haben keine andere Wahl«, sagte Frank.
»Könnten wir ihnen nicht vorauseilen und uns auf ihrem Schiff verstecken?«
»Zu spät«, sagte Oda. »Das würde Rufus merken.«
»Es ist zum Jungekriegen!« stöhnte der Parapsychologe.
Nimu Brass, dieser unheimliche, bärtige Geselle, setzte sich in Bewegung. Die schwarzen Piraten folgten ihm mit dem Gold.
»Eine andere Möglichkeit!« sagte Lance Selby hastig. »Wir greifen nicht die Zombies an und auch nicht Rufus, sondern Charlie, Roy und Jimmy. Damit rechnet von denen bestimmt keiner.«
»Und?« fragte Frank Esslin.
»Naja, wir müssen die Jungen überwältigen und ihnen die Dolche wegnehmen. Ohne die Geiseln sind die Geisterpiraten aufgeschmissen. Ich könnte den Bann des Dämons von Charlie, Jimmy und Roy nehmen.«
»Womit?« fragte der WHO-Arzt, dem diese Variante zu gefallen begann.
»Mit meinem Lederamulett«, sagte der Parapsychologe.
»Und Rufus?«
»Den übernehme ich«, sagte Oda schnell.
»Bleiben noch Kapitän Nimu Brass und sieben Zombie-Piraten übrig«, gab Frank zu bedenken.
»Über die fallen die Dorfbewohner her, wenn wir erst mal die drei Jungen gerettet haben«, sagte Lance Selby. »Versuchen wir's?«
»Versuchen ist zuwenig«, erwiderte der WHO-Arzt. »Es muß gelingen, und es darf nicht die kleinste Panne geben!«
***
Yora, die Totenpriesterin!
Vicky Bonney bebte innerlich. Sie konnte sich nicht den leisesten Vorwurf machen, unvorsichtig gewesen zu sein. Wie hätte sie ahnen sollen, daß sie es nicht mit Oda zu tun hatte?
Zudem hatte ihr Yora gar keine Zeit gelassen, mißtrauisch zu werden. Alles war so schnell gegangen.
Die Luft um Yora herum flimmerte kurz, und dann trug sie ein langes, weites, weißes Gewand, das kunstvoll bestickt war: den Blutornat! Und in irgendeiner Falte dieses Gewands verbarg Yora den Seelendolch.
Oh, Vicky Bonney wußte nur zu gut über dieses gefährliche Mädchen Bescheid. Yora war Odas Zwillingsschwester. Während Oda sich dem Guten zuwandte, buhlte Yora mit dem Satan, der sie zur Dämonin machte.
»Endlich!« zischte die Totenpriesterin. »Ich habe lange auf diesen Augenblick gewartet. Der Moment ist gut gewählt. Tony Ballard und Mr. Silver
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