020 - Das Schiff der schwarzen Piraten
zwischen sich trugen…
***
»Kennen Sie Frank Esslin schon lange?« fragte Vicky Bonney.
Marvin Nelson überschlug im Geist die Jahre. »Wir lernten uns vor fünf oder sechs Jahren auf den Philippinen kennen. Er ist ein großartiger Fachmann. Ich schätze ihn sehr.«
»Er ist ein mutiger, liebenswerter Mensch«, sagte die blonde Schriftstellerin. »Ich bin froh, ihn zu meinen Freunden zählen zu dürfen.«
»Wenn es sich ergibt, macht er mit großem Eifer Jagd auf Geister und Dämonen.«
Vicky nickte. »Er ist ein leidenschaftlicher Verfechter des Guten, und er haßt alles Böse genauso wie Tony Ballard.«
»Manchmal habe ich ein bißchen Angst um Frank. Tony Ballard ist der kampferfahrenere Mann…«
»Trotzdem kann auch Tony einmal etwas zustoßen.«
»Das ist klar. Aber um wieviel größer ist die Gefahr, daß Frank Esslin einmal zuviel riskiert?«
»Frank geht an keine Aufgabe mit Übermut und Leichtsinn heran. Er ist stets bestrebt, das Risiko so niedrig wie möglich zu halten.«
»Ich drücke ihm die Daumen, damit ihn nicht eines Tages das Glück verläßt«, bemerkte Nelson und zündete sich eine Zigarette an.
Die Unterhaltung stockte. Vicky Bonney und Marvin Nelson hatten erfahren, was beim Museum los war, hatten aber beschlossen, sich nicht dorthin zu begeben, sondern im Haus zu bleiben.
Sie konnten ja doch nichts tun, und so wollten sie anderen nicht im Wege stehen. Vicky dachte an die Geisterhand, die zuerst Mr. Silver aus diesem Raum und nun Tony Ballard aus dem Museum geholt hatte. Die Hand hatte Tony damit das Leben gerettet.
Hatte das Gute auf diese spektakuläre Weise eingegriffen? Hielt die weiße Macht etwa plötzlich schützend ihre Hand über Tony Ballard und seine Freunde?
Es klopfte. Marvin Nelson erhob sich. »Entschuldigen Sie mich, Miß Bonney.«
Die blonde Schriftstellerin nickte. Der WHO-Arzt verließ den Living-room. Er öffnete die Haustür. Draußen stand Oda, unruhig, nervös. »Ist Vicky noch bei Ihnen?«
»Ja, kommen Sie herein«, sagte Nelson.
Oda trat ein. Sie begab sich mit Marvin Nelson ins Wohnzimmer.
Vicky stand mit einem Ruck auf. Sie schaute Oda fragend an. »Ist irgend etwas schiefgelaufen?«
Die weiße Hexe schüttelte ihre rote Mähne. »Keine Sorge, Lance und Frank sind okay.«
»Was tut sich beim Museum?« wollte Marvin Nelson wissen.
»Die schwarzen Piraten werden den Schatz auf ihr Schiff bringen«, antwortete Oda.
»Kann man das denn nicht verhindern?«
»Kaum«, sagte Oda. »Rufus hat die Situation zu gut im Griff. Wenn jemand versucht, die Zombies aufzuhalten, müssen Charlie le Mat, Roy Cassidy und Jimmy MacKenzie sterben, ließ er alle Dorfbewohner unmißverständlich wissen. Die Leute haben nun keine andere Wahl. Sie müssen die Geisterpiraten abziehen lassen.«
»Und was passiert mit den drei Jungen?« fragte Nelson.
»Die müssen mit aufs Schiff«, sagte Oda.
»Haben Lance und Frank keinen Plan, wie sie wenigstens das unterbinden könnten?« fragte Vicky Bonney.
Oda schüttelte den Kopf.
»Und du?« fragte Vicky eindringlich.
Die weiße Hexe seufzte. »Ich bin mit meiner Weisheit leider auch am Ende. Aber darüber können wir später noch ausführlich reden. Ich bin zurückgekommen, weil ich eine unwahrscheinliche Entdeckung gemacht habe. Komm mit, Vicky, das muß ich dir unbedingt zeigen.«
»Was ist es?« erkundigte sich Vicky neugierig.
Oda winkte ab. »Ich kann's nicht erklären. Du mußt es sehen.«
»Soll ich Sie begleiten?« fragte Marvin Nelson.
»Ist nicht nötig«, erwiderte die weiße Hexe. Sie wandte sich an Vicky. »Gehen wir?«
»Ja«, sagte die blonde Schriftstellerin aufgeregt. Sie war gespannt, was Oda ihr zeigen würde.
Eilig verließen die beiden Mädchen das Haus. Oda wandte sich nicht, wie Vicky angenommen hatte, Richtung Museum, sondern sagte: »Zum Hafen… In einem Bootshaus…«
»Spann mich bitte nicht so auf die Folter«, bedrängte Vicky Bonney die Freundin. »Mach wenigstens eine Andeutung.«
»Tony Ballard«, lautete die knappe Antwort, mit der die Schriftstellerin erst recht nichts anfangen konnte.
»Ist Tony in dem Bootshaus etwa wiederaufgetaucht? Befindet sich Mr. Silver auch da?«
»Du wirst alles gleich sehen«, sagte Oda geheimnisvoll, und sie ging so schnell, daß Vicky Mühe hatte, das Tempo mitzuhalten.
Beunruhigt blickte die Schriftstellerin zum Geisterschiff hinüber, das einsam und verlassen auf die Rückkehr der Zombie-Piraten wartete.
Vicky hoffte, daß Nimu Brass und seine
Weitere Kostenlose Bücher