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0201 - Der Teufelsschatten

0201 - Der Teufelsschatten

Titel: 0201 - Der Teufelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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haßte sie. Sie entsprach absolut nicht seinem Geschmack. Umgekehrt schien es völlig anders zu sein. Sie belauerte ihn förmlich, drängte sich danach, wo er ging und stand, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Einladungen in ihre trauten vier Wände hatte er bislang sorgfältig ausgeschlagen.
    Liebend gern hätte er ihr die Pest an den Hals gewünscht. Aber auch mit solchen Dingen war er vorsichtig. Er nutzte die Macht Satans nur, wenn es sich wirklich lohnte, dafür ein Opfer zu bringen. Und vorläufig kam er auch so noch ganz gut klar.
    Er schloß seine Wohnungstür auf, trat ein und warf den Hut zielsicher auf die Ablage. Die Jacke gesellte sich dazu, und Leonard Ring stapfte weiter zu der kleinen Wohnküche.
    Jetzt ein kühles Bier, frisch aus dem Kühlschrank…
    Er bediente sich, hielt das Glas schräg, damit sich beim Einschenken weniger Schaum bildete, und ließ sich dann in den Sessel fallen.
    »Prost«, sagte der Mann im grauen Anzug.
    »Wer sind Sie? Was wollen Sie? Wie kommen Sie hier herein?« fragte Leonard Ring überrascht und setzte das Bierglas wieder ab. Finster starrte er den Fremden an, der von einem Moment zum anderen in seiner kleinen Wohnung aufgetaucht war.
    Der Mann stand neben dem dunklen Schrank, der auch schon über 200 Jahre auf dem Buckel hatte und von Holzwürmern nur so wimmelte, und kam jetzt mit langsamen Schritten näher zum Fenster. Ring hatte noch kein Licht eingeschaltet, das war nicht unbedingt erforderlich, weil von draußen noch genug Abendhelligkeit kam, und so herrschte in der Wohnküche eine sanfte Dämmer Stimmung.
    Es konnte sein, daß der Fremde schon ein paar Minuten neben dem Wandschrank gestanden hatte, daß er schon vor Ring in der Wohnung gewesen war.
    Er trug schwarze Schuhe, einen grauen Anzug und befremdlicherweise ein ebenso graues Hemd mit grauer Krawatte. Darüber ragte ein hagerer Kopf mit dichtem, schwarzem Haar auf, das vorn spitz zugekämmt war und auf die Nasenwurzel zielte, wo sich die buschigen Brauen trafen.
    Ring fühlte sich durch das Aussehen des Mannes befremdet, zugleich aber war etwas eigenartig Vertrautes an ihm. Der Schrottplatzeigner erhob sich.
    »Sie haben meine Fragen noch nicht beantwortet«, erinnerte er den Eindringling mit gefährlicher Ruhe.
    Wer Ring sah, unterschätzte ihn leicht. Er war von untersetzter Gestalt, und unter der weiten Kleidung, die ihn umschlotterte, fielen die Muskelpakete kaum auf. Ring war schon mit Größeren fertig geworden. Und jemand, der sich ungebeten in seiner Wohnung aufhielt, mußte es eben riskieren, daß er Rings Faust zwischen die Zähne bekam.
    »Behalten Sie doch Platz«, sagte der Fremde jetzt. Seine Stimme klang hohl und wie aus den Tiefen eines vermoderten Grabes. »Sie brauchen mir auch nichts anzubieten. Bier schmeckt mir nicht.«
    »Ich hatte auch nichts dergleichen vor«, knurrte Ring. »Wie kommen Sie dazu, einfach in meine Wohnung einzudringen? Wer sind Sie überhaupt?«
    Der Fremde lächelte. Seine Augen machten das Lächeln nicht mit; sie blieben kalt und abweisend.
    »Ich möchte ein Geschäft mit Ihnen abschließen, Mister Ring«, sagte er.
    In Ring begann es zu kochen. »Dann kommen Sie morgen zum Schrottplatz hinaus«, knurrte er. »Jetzt habe ich nämlich Feierabend und will meine Ruhe haben.«
    »Nein«, sagte der Fremde ruhig. »Sie wollen in einer Stunde eine Zusammenkunft abhalten. Und es ist auch kein Geschäft mit Alteisen«, fügte er spöttisch hinzu.
    Ring erstarrte. Von der Zusammenkunft mit den anderen Mitgliedern des Zirkels wußte kein Außenstehender! Woher auch? Fremde ging es nichts an, wer sich wo aus welchem Grund traf, und Verrat war ausgeschlossen.
    Woher wußte der Graue davon?
    »Ich will endlich wissen, wer Sie sind«, sagte er gepreßt. »Antworten Sie, oder ich rufe die Polizei.«
    Der Fremde machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte er. »Beraumen Sie kurzfristig eine Messe an. Vielleicht schon morgen. Asmodis wird Ihnen dankbar sein.«
    Leonard Ring wurde noch blasser. Er hob die Fäuste, um auf den Fremden einzudreschen, konnte sich aber plötzlich nicht mehr bewegen. Eine fremde Kraft lähmte ihn. Vor ihm glühten die Augen des Fremden wie Kohle.
    »Eine Feindin muß ausgeschaltet werden«, sagte der Fremde eindringlich. »Am günstigsten wäre eine Teufelsmesse für Asmodis. Und zwar so rasch wie möglich. Das Blut der Feindin muß fließen.«
    Er ist der Teufel durchfuhr es Ring. Er muß der Teufel sein! Verdammt,

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