0202 - Das Halsband des Todes
mir denken, was weiter geschehen war, und sollte mich auch nicht getäuscht haben. Phil berichtete weiter: »Er wehrte sich, und ich muss gestehen, dass wir uns in ihm geirrt haben. Er war nicht nur hart im Nehmen, sondern teilte auch gründlich aus. Dabei gaben sich die beiden alle möglichen Tiernamen, und vor allem Serge verursachte einen höllischen Lärm. Ich hatte weder Lust noch Ursache, das Sparring zu beenden. Die beiden waren so vertieft in ihre Auseinandersetzung, dass sie gar nicht merkten, wie im Hause das Licht anging. Zuerst erschien der Diener und peilte die Lage und danach trat Missis Wassilof selbst in Erscheinung. Sie war in einen roten Schlafrock gewickelt und bewegte sich mit Hilfe eines Krückstocks langsam, aber wie ein unaufhaltbares Verhängnis auf die beiden Kampfhähne zu. Die bemerkten ihre Gegenwart erst, als der Krückstock in Aktion trat.«
»Hat sie die beiden etwa mit dem Stock verdroschen?«, wollte ich wissen.
»Es knallte ein paar Mal auf ihren Köpfen, sie fuhren auseinander und standen starr wir die Salzsäulen. Serge hatte bereits ein herrliches Knallauge, und aus der Nase des schönen Miko tröpfelte es rot auf sein untadelig weißes Hemd. Dann entlud sich ein Donnerwetter über die schuldigen Häupter. Man könnte denken, dass die Generalin früher einmal Fische auf dem Central Market verkauft hat. Jedenfalls beherrscht sie das ganze Marktweiber-Vokabular. Der Schluss war, dass Serge seinen Wagen in die Garage fuhr und kleinlaut, mit hängenden Ohren, im Haus verschwand. Miko bestieg seinen Mercury und brauste davon, begleitet von den Segenswünschen der Alten. Das ist alles, und nun frage ich dich, was machst du daraus?«
»Da Milano sicherlich nicht im Haus der Missis Wassilof wohnt, muss er am Tor auf Serge gewartet haben. Er muss auch gewusst haben, dass dieser aus war, und wahrscheinlich wusste er sogar, wo dieser war. Es sieht auf den ersten Blick so aus, als habe er sein Mütchen an ihm kühlen wollen, möglicherweise aber steckt etwas anderes dahinter. Dieser Dago ist ein Lady-Killer und hat vielleicht ein Auge auf die blonde Lil geworfen. Ich könnte mir vorstellen, dass er versuchte Serge von weiteren Annäherungsversuchen abzuschrecken.«
»Ich hatte einen anderen Eindruck«, meinte Phil. »Milano griff plötzlich und heimtückisch an, ohne ein Wort zu sagen. Er versuchte, Serge in seinen Wagen zu schleppen. Dessen bin ich sicher. Dass Wassilof sich so energisch wehren würde, hatte Milano nicht angenommen und auch nicht annehmen können. Ich selbst war im höchsten Grade überrascht. Ich frage mich, wohin er Serge schleppen wollte und was er damit beabsichtigte.«
»Das weiß der liebe Himmel. Jedenfalls werde ich ihn morgen danach fragen, und ebenso das Söhnchen. Auch die Alte werde ich nochmals ins Gebet nehmen. Es wäre doch noch schöner, wenn wir nicht herausbekommen könnten, warum die zwei sich geprügelt haben.«
»Vielleicht gar um die hundertsechzig grauen Perlen«, grinste Phil. »Dieser Fall ist so verwickelt wie ein Makkaroniberg. Ich finde mich überhaupt nicht mehr zurecht.«
»Nimm Messer und Gabel, dann schaffst du es«, feixte ich. »Wenn es nicht bereits zwei Tote gegeben hätte, so wäre die ganze Geschichte lächerlich. Bei How sind wir ja einigermaßen im Bilde. Serge hat ihm die Kette verkauft und wahrscheinlich nur einen Bruchteil des Wertes bekommen. Ein anderer war ebenfalls scharf darauf und zwang How, ihm die Kette auszuhändigen. Dabei ließ er noch ein paar andere Sachen mitgehen. Die Liste liegt im Office. Du kannst sie dir morgen ansehen. Der Dieb muss etwas von Juwelen verstanden haben, denn er hat nur das Beste vom Besten mitgehen lassen.«
Ich machte eine kurze Pause und überlegte, ehe ich fortfuhr: »Als er fertig war, knallte er How eins gegen die Birne. Dieser fiel um und war tot, was wahrscheinlich nicht vorgesehen war. Wesentlich schwieriger ist schon, diesen Mord an Parsimon zu erklären. Nur eines steht fest. Er muss von jemandem mit Ermittlungen über Dinge, die die Familie Wassilof angehen, betraut worden sein. Und dabei ist er auf etwas gestoßen, worüber er so tödlich erschrak, dass er uns anrief. Das Telefongespräch wurde abgehört oder von einer Person, der Parsimon traute, verraten. Das kostete ihn das Leben.«
»Dann muss es etwas Außerordentliches gewesen sein, dass er dir mitteilen wollte, denn um einer Kleinigkeit willen ermordet man niemanden«, dachte Phil laut.
Um zwei Uhr fünfzehn fuhren wir
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