0202 - Das Halsband des Todes
gefressen haben.«
»Daran habe ich auch schon gedacht«, überlegte ich. »Es kam mir so merkwürdig vor, wie sehr sie sich für Missis Wassilof ins Zeug legte, obwohl diese sie zwar gut bezahlt, aber umso schlechter behandelt.«
»Jedenfalls werde ich mich mal umtun, um zu erfahren, ob die Sekretärin in Ordnung ist«, versprach Crosswing und machte sich eine Notiz.
Bei dieser Gelegenheit baten wir den Lieutenant um ein Verzeichnis der Schmuckstücke, die außer der Perlenkette geraubt wurden. Das Verzeichnis sollte an alle Juweliere verteilt werden, da anzunehmen war, dass der Räuber die Stücke früher oder später anbieten würde.
»Was aber, wenn er Fachmann ist und die Steine herausbricht, um sie einzeln zu verkaufen oder den Schmuck umarbeitet«, meinte Phil.
Der Lieutenant versprach, uns über den Stand seiner Untersuchungen auf dem Laufen zu halten und machte sich auf die Socken.
Kaum war er weg, als der Fernsprecher klingelte.
»Ich verbinde.« Und dann dröhnte eine Stimme durch den Draht, schrie, überschlug sich und schallte mir so laut ins Ohr, dass es einige Zeit dauerte, bis ich begriff, dass der Besitzer dieses Organs nur Mrs. Wassilof sein konnte.
»Wenn Sie wollen, dass ich Sie verstehe, so müssen Sie leiser und langsamer reden«, sagte ich.
Sie schwieg ein paar Sekunden und legte von Neuem los.
»Wie kommen Sie verlogener Geselle dazu, mir die Reporter auf den Hals zu hetzten?«, wetterte sie. »Den ganzen Morgen geht das schon. Ich kann mich nicht vor die Tür wagen und musste meinem Diener verbieten, die Haustür zu öffnen, wenn es klingelt. Mindestens sechs Wagen stehen im Garten. Das werde ich Ihnen eintränken. Sie Schuft. Mit mir macht man das nicht. Ich komme mir vor wie eine Gefangene in meinem eigenen Haus. Ich habe mich um Schutz an das Polizeirevier gewandt, aber die Herrschaften zucken nur die Achseln. Sie könnten daran nichts tun. Ich habe bereits Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gegen Unbekannt erstattet. Ich habe den Burschen sagen lassen, ich werde sie über den Haufen schießen, wenn sie nochmals versuchen, bei mir einzudringen. Da ist doch tatsächlich so ein Kerl durchs Fenster geklettert. Glücklicherweise war ich gerade im Zimmer. Er wird es nicht noch ein zweites Mal versuchen.«
»Ich bedaure das natürlich außerordentlich«, antwortete ich. »Wir haben die Presse nicht benachrichtigt, aber es konnte ja nicht ausbleiben, dass früher oder später etwas durchsickert. Es wissen ja zu viele Leute davon. Bedanken Sie sich bei Ihrem Sohn. Wenn man schon einen derartigen Streich macht, so muss man wenigstens den Schnabel halten.«
Und damit legte ich auf.
Sofort danach rief ich die zuständige Polizeistation an und bat darum, die Reporter davon abzuhalten, das Haus zu stürmen.
Es dauerte nicht lange, bis auch Lieutenant Crosswing um Hilfe schrie, denn auch ihn hatten die Zeitungsboys bereits aufs Korn genommen.
»Ich konnte nicht anders, als ihnen eine paar nackte Tatsachen mitzuteilen. Sie wussten bereits von dem Diebstahl und brachten die beiden Morde damit in Verbindung. Wer sie unterrichtet hat, weiß ich nicht.«
Vorsichtshalber gab ich bei der Anmeldung Anweisung, dass kein Reporter ins Haus gelassen oder bei uns angemeldet werde. Man sollte einfach sagen, dass wir nichts damit zu tun hätten. Das war natürlich nicht schön, denn ich wälzte damit alles auf den guten Crosswing ab, aber mir blieb nichts anderes übrig.
Phil machte sich auf, um die vier Leute, die dem Dago Schecks ausgeschrieben hatten, zu besuchen und ihnen auf den Zahn zu fühlen. Ich selbst sortierte meine Notizen und versuchte, das Ei auszubrüten, aber kein Küken wollte ausschlüpfen.
In meiner Ratlosigkeit besuchte ich unseren alten Freund und Kollegen Neville in seiner Höhle und fragte ihn um Rat.
»Einsperren, die ganze Bande einsperren«, erklärte er seelenruhig. »Einer muss es ja gewesen sein, und ich habe immer die Erfahrung gemacht, dass auch der härteste Gangster weich wird, wenn er erstmal hinter schwedischen Gardinen sitzt.«
Das war Nevilles bewährte, Erfolg versprechende, aber nicht mehr aktuelle Methode. Sie wäre vielleicht vor fünfundzwanzig Jahren noch angebracht gewesen, aber heute ging das nicht mehr so einfach.
Das sagte ich natürlich nicht, bedankte mich für den guten Rat und sagte, dass ich ihn erwägen werde.
Als ich in mein Zimmer zurückkam, hing Crosswing bereits wieder am Apparat.
»Ich habe mich über die Sekretärin Joan Bedfort
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